Salamitaktik
Karte. »Ihr Mann könnte ab siebzehn Uhr in den Keller rein.«
»Aber wollen Sie nicht besprechen, was Sie haben wollen?«
»Machen Sie einfach. Hauptsache, es schmeckt.«
»Mögen Sie auch scharf?«
»Ja, gerne. Aber keine Shrimps.«
Als Schlageter vor dem Ãrztehaus stand, dessen Eingang von der FuÃgängerzone aus zu erreichen war, stellte er fest, dass es gar nicht weit vom Karstadt entfernt war. Er war hier wohl schon tausendmal vorbeigegangen, ohne dass ihm der Eingang jemals besonders aufgefallen wäre. Eine etwas zurückgesetzte Glastür, daneben standen auf mehreren groÃen Schildern die Namen und Fachgebiete der Ãrzte, die in den einzelnen Praxen wirkten, darunter »Dr. Peter Brockmann, Facharzt für ästhetische Dermatologie«.
Schlageter fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock und trat durch eine groÃe Glastür in einen sehr ansprechend gestalteten Vorraum, in dessen Mitte eine lebensgroÃe Kopie der Statue der Venus von Milo stand. Am Kopfende des Raumes ging es auf beiden Seiten tiefer in das Gebäude, rechts befand sich ein Wartezimmer mit einem Flachbildschirm, von dem wunderschöne Frauengesichter die Betrachter anstrahlten. Zwei Frauen, die mit denen auf dem Monitor nur wenig gemein hatten, betrachteten fasziniert die Werbeeinblendungen. Links war eine hohe Theke aufgebaut, hinter der drei junge Frauen in strahlend weiÃer Praxisuniform Schlageter anschauten.
Er sprach die mittlere der Frauen an, die plötzlich alle wieder etwas zu tun zu haben schienen, als er sich ihnen näherte.
»Schlageter â¦Â«
»Haben Sie einen Termin?«, unterbrach ihn die sehr gebräunte Frau sogleich.
»Kripo Lörrach.«
Jetzt schaute sie doch etwas interessierter auf.
»Ich möchte zu Herrn Brockmann.«
»Der ist in einer Untersuchung. Es war aber schon ein Herr da.«
»Jaja, ich weiÃ. Ich muss auch noch kurz mit ihm sprechen.«
»Wir schauen mal, ob wir Sie zwischendurch reinschieben können«, meinte die Frau nach einem Blick in ihren Computer. »Nehmen Sie kurz im Wartezimmer Platz.«
Eine der jungen Frauen ging von der Theke weg. Schlageter bemerkte, dass sie eine Patientin aufrief, die sich beeilte, ihr zum Behandlungszimmer zu folgen.
»Ich glaube, das ist ein Missverständnis«, sagte Schlageter betont freundlich. »Ich bin von der Kriminalpolizei. Ich werde nicht warten.«
»Und ich denke, Sie verstehen etwas falsch«, meinte die dritte Frau, die die älteste der drei war. Wie alt, das konnte er nicht sagen. Während ihm das bei der Inderin schwergefallen war, weil sie von Natur aus alterslos gewirkt hatte, lag es bei dieser â auf ihrem Namensschild stand F. Richter â eher an dem unnatürlich glatten Gesicht. Schlageter hatte das Gefühl, dass es komplett unter Spannung stand. »Herr Dr. Brockmann wird Sie empfangen, wenn er so weit ist. Sie sehen doch selbst, was hier los ist heute!«
Schlageter schaute sich noch einmal um, ob er vielleicht etwas verpasst hatte. Nein, da war nur noch die eine Frau im Wartezimmer. Viel los war demnach nicht. Die ganze Praxis strahlte eine Atmosphäre gelangweilter Ruhe aus, was durch extrem leise Musik noch unterstützt wurde.
»Wissen Sie was, dafür habe ich keine Zeit«, sagte er und ging auf die Tür zu, hinter der die Frau eben verschwunden war.
»Nein, Sie dürfen das nicht«, rief »F. Richter« ihm nach, doch er machte sich schon groÃen Schrittes auf den Weg.
Als er die Tür öffnete, sah er gleich, dass er hier richtig war. Ein Mann in einem eleganten schwarzen Dress befühlte gerade den Busen der Frau vor ihm.
»Oh«, sagte Schlageter.
»Was machen Sie denn hier? Franziska!«
»Ich habe ihm gesagt, dass er warten muss. Er ist einfach weitergegangen.«
Die Einzige, die nichts sagte, war die Frau, die nun die Arme vor der Brust verschränkte.
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte Schlageter in ihre Richtung. Sie huschte schnell hinter einen gewaltigen Paravent. Währenddessen kam der Arzt mit abwehrenden Händen auf ihn zu und sagte: »Sie verlassen bitte sofort das Behandlungszimmer.«
Schlageter zückte seinen Ausweis und hielt ihn Brockmann vors Gesicht.
»Ach so«, sagte der. »Frau Stücker, bitte entschuldigen Sie mich. Ich bin in zehn Minuten wieder da. Franziska bringt Ihnen einen Espresso.«
Frau
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