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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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noch mal ein Abenteuer anfängst …«
    Â»Was heißt hier alte Tage? Du bist gerade mal zwei Jahre jünger als ich.«
    Â»Und ebenso lange von meiner Pensionierung entfernt. Du kannst mir glauben, ich werde dem Job nicht hinterherweinen.«
    Â»Glaub ich dir nicht«, sagte Schlageter. Er wusste, dass Walter Deininger ebenso an seinem Job hing wie er selbst.
    Â»Du rufst mich eher selten an, um einfach mal ein bisschen zu schwätzen«, stellte Walter fest. Und damit hatte er recht.
    Â»Ja. Ich brauche deine Hilfe.«
    Â»Oh Gott, das höre ich gar nicht gern. Was ist es?«
    Â»Ein Todesfall in Lörrach im KKH . Scheint eine allergische Schockreaktion gewesen zu sein.«
    Â»Und du glaubst nicht daran?«
    Â»Ich weiß es nicht. Nenn es Intuition aus Erfahrung.«
    Â»Bei dir eher Altersstarrsinn, würde ich sagen.«
    Â»Dann nenn es eben, wie du willst. Ich würde nur einfach gerne wissen, ob die Frau wirklich an dem Inhaltsstoff einer Creme gestorben sein kann, oder ob du noch etwas anderes findest.«
    Â»Lörrach, sagst du? Dann schick mir die Anordnung. Ich kümmere mich darum.«
    Â»Das ist das Problem an der Sache«, gab Schlageter zu, wissend, was er da von seinem Freund verlangte. »Ich habe keine Anordnung.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Schönhorst hat die Leichenschau gemacht.«
    Â»Oh je.«
    Â»Ja, genau. Nicht natürliche Todesursache, Obduktion nicht zwingend erforderlich. Ergo: Keine Anordnung.«
    Â»Du weißt aber schon, dass ich ohne nichts für dich machen kann, oder? Was ist mit den Verwandten? Die können eine Obduktion durchsetzen.«
    Â»Ja, ich weiß, und ich werd’s versuchen. Aber ich würde das so oder so gern sofort durchziehen.« Schlageter hielt an einer Ampel und schwieg ins Telefon.
    Â»Die Leiche ist beschlagnahmt, nehme ich an«, sagte Walter. »Ist sie in der Leichenhalle oder noch im Krankenhaus?«
    Â»Keine Ahnung«, gestand Schlageter.
    Â»Dir ist klar, dass du mich in Teufels Küche bringst? Damit sind wir aber quitt. Ich rufe gleich mal im Krankenhaus an und frage nach, wo die Leiche ist. Wenn sie noch da liegt, mach ich’s vor Ort. Ich habe gerade ein bisschen Luft. Und du schaust zu, dass du mir irgendeinen Zettel beibringst, auf dem steht, dass einer der Verwandten der Obduktion zustimmt. Wenn es Ärger gibt, habe ich nicht gewusst, dass da etwas illegal gelaufen ist. Abgemacht?«
    Â»Abgemacht.« Schlageter fuhr wieder an. »Du weißt von nichts.« Einen Obduktionsantrag durch die Verwandten konnte er schon hinbekommen. Notfalls würde er selbst die Unterschrift daruntersetzen. Wenn sich zeigte, dass Schönhorst recht hatte, konnte ihm das einigen Ärger einbringen, aber immerhin war er bis dahin in Pension. Zumindest hoffte er, dass es vorher nicht rauskommen würde. Wenn sich hingegen zeigen sollte, dass sein Gefühl ihn nicht trog, würden Danner und Schönhorst nur noch mit eingekniffenen Schwänzen rumlaufen. »Wann kannst du dich drum kümmern?«
    Â»Heute Nachmittag.«
    Â»Oh, verdammter Mistdreck!«
    Â»Was ist los?«, fragte Werner.
    Â»Polizeikontrolle. Bis nachher.«
    Ein Bußgeld in Höhe von vierzig Euro, einen Punkt in Flensburg, ausgiebige Häme durch die Streifenbeamten und einen gehörigen Wutanfall als Antwort später, erreichte Schlageter den Lettenweg auf dem Tüllinger, wo die Tote in einem hübschen Häuschen gelebt hatte. An der schweren Holztür mit kleinen Scheiben war ein Messingschild angebracht, auf dem der Schriftzug »Dr. Brockmann« eingraviert war. Kurz nach seinem Klingeln öffnete eine Frau indischen Aussehens und mit einem roten Punkt auf der Stirn und schaute ihn fragend an.
    Â»Schlageter mein Name, Kripo Lörrach, guten Tag. Ich möchte zu Herrn Brockmann.«
    Schlageter sah der Frau an, dass sie vor nicht allzu langer Zeit geweint haben musste. Trotzdem klang ihre leicht nasale Stimme fast trotzig, als sie sagte: »Es war vorhin schon ein Kollege von Ihnen da.«
    Â»Ja, der Kollege Faller«, bestätigte Schlageter. »Ich müsste ihn aber auch noch mal sprechen.«
    Â»Herr Brockmann ist in der Praxis. Das habe ich auch Ihrem Kollegen gesagt.«
    Schlageter hatte bereits zu viele Todesnachrichten überbracht, um überrascht darüber zu sein, dass sich der Ehemann in seine Arbeit flüchtete. Auf der anderen Seite konnte es nie

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