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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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«Krieg ist die Hölle.» Daher stürzen uns religiöse Überzeugungen kopfüber in die Hölle. Die Geschichte scheint diese Ansicht immer wieder zu belegen. (Jede moderne Religion protzt damit, dass sie und sie allein mit der Gottheit auf du und du steht, und ihre Anhänger waren stets bereit zu sterben – oder zu töten –, um ihre hochtrabenden Behauptungen zu untermauern.)
    Natürlich konnte nicht jede verborgene Wasserstelle trockengelegt werden. Die Seelenfische, die in den wenigen vergessenen Tümpeln blubbernd nach Luft schnappten, wurden «Mystiker» genannt. Sie galten als Außenseiter, exotisch und minderwertig. Wenn sie zu viel herumplanschten, hielt man sie für bedrohlich und versuchte sie auszurotten. Die furchtsamen Flundern in den Becken, die mittlerweile von den süchtig machenden Geistesflocken psychisch abhängig waren, hatten vergessen, dass sie vor langer Zeit selbst einen Sinn für das Mystische besessen hatten.
    Religion ist nichts als institutionalisierter Mystizismus. Der Haken ist nur,
Mystizismus taugt nicht zur Institutionalisierung
. In dem Augenblick, da wir versuchen, den Mystizismus zu organisieren, zerstören wir seine innere Natur. Religion ist also Mystizismus, in dem das Mystische abgetötet wurde. Oder zumindest abgebaut.
    Jene, die Zeugen sein werden, wenn der vierte Schleier fällt, sehen möglicherweise deutlich, was Spike Cohen und Roland Abu Hadee nur vage vermuteten: dass Religion nicht nur entzweit und unterdrückt, sondern auch alles Göttliche im Menschen leugnet – dass sie die Seele erstickt.
    I & I

Als die Nacht die Türme von St. Patrick’s in ihre Bluse steckte, umarmte Buddy Winkler Ellen Cherry nervös und drückte sie fest an sich. «Ich werd für dich beten, Kleines», rief er und eilte zu einem Treffen mit seinen Juden. «Ich halt dich auf dem Laufenden. Und du werd endlich wieder vernünftig, hörst du?»
    Völlig geschafft winkte sie ihm nach. Als sie sich umdrehte, war Turn Around Norman verschwunden. Möglich, dass er sich so langsam drehte wie eine Schnecke, aber wenn’s darum ging, die Fliege zu machen, war er so schnell wie der Wind. Sie hatte nicht mal mehr Zeit gehabt, ihm etwas in seine Sammelbüchse zu tun.
    Gut, dann würde sie eben am nächsten Tag wiederkommen.
Morgen gebe ich ihm zwanzig
, dachte sie. Extravagant, na schön, aber sie hatte das Gefühl, ihn ermutigen zu müssen. Schließlich war er der Einzige seiner Art – und soweit sie das beurteilen konnte, gab es außer ihr niemand, der auch nur seine Existenz zur Kenntnis nahm.
    Soweit sie das beurteilen konnte. Tatsache war, dass fünf Augenpaare den ganzen Tag auf Turn Around Norman geruht hatten. «Augen» war vielleicht zu viel gesagt. Durch das Gitter über einem Schacht, der zum Keller der Kathedrale führte, war Turn Around Normans Performance von einem merkwürdigen Quintett unbelebter Objekte, die sich im Keller versteckt hielten, ausgiebig und mit größtem Interesse verfolgt worden.
    Da war die sinnliche Schneckenmuschel, die Turn Around Norman zusah. Da war der geschmückte Stock. Da waren ein kleiner Silberlöffel, eine zerfranste Herrensocke und ein armseliger Blechhaufen, an dem lose Papierfetzen hingen, die vor langer Zeit den Blechhaufen als eine Dose Schweinefleisch mit Bohnen ausgewiesen hatten.

Der fünfte Schleier
    Es war einmal, vor langer Zeit, da ging die Wolfsmutter zum Markt und suchte sich eine Tapete aus. Das Muster bestand aus Spiralen und Molekularketten. Die Ränder waren mit Elektronen und abgenagten Knochen gesäumt. Die Wolfsmutter leckte über den Schnürsenkel des Verkäufers und verwandelte ihn in Jade. Das war ihre Anzahlung.
    Es war einmal, vor langer Zeit, da kamen ein bemalter Stock und eine Schneckenmuschel nach New York. Die Muschel war warm, schwer und feucht, wie die Erde und das Meer. Der Stock zeigte zum Himmel. Auf seiner Spitze balancierte er Gaskonfigurationen. Obwohl sie eine lange und weite Reise hinter sich hatten, hieß man den bemalten Stock und die Muschel nicht willkommen in New York. Da sie an den Schutz heiliger Orte gewöhnt waren, verbargen sie sich im Keller einer zentral gelegenen Kathedrale. Es war einfach ein Ort, an dem sie ausruhen konnten, während sie überlegten, wie sie den Atlantischen Ozean überqueren sollten. Dennoch sahen sie sich genötigt, darauf hinzuweisen, welch enormen Unterschied die richtige Art von Tapete in diesem Augenblick hätte machen können.
    I & I

Es gab in dieser Woche noch zwei

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