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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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unterbrach sie ihre selbstsichere Einschätzung von Ellen Cherrys Gemälden immer wieder, um Boomer über den fahrbaren Vogel auszuquetschen.
    «Was ich letztlich in Ihren Bildern sehe, ist eine schwierige Dichotomie zwischen Illusion und Abstraktion. Energetisch, ja, auch reizvoll, aber wie schon gesagt, äußerst schwierig. Sie typifizieren die nicht unbedingt liebenswerte Verrücktheit in der modernen Kunst, bevor sie schließlich reifte und ein soziales Gewissen entwickelte.» Sie wandte sich an Boomer. «Was wollen Sie mit Ihrem
enormen
silbernen Truthahn ausdrücken, Mr. – äh – Boomer? Er scheint äußerst … äh, polyvalent.»
    Obwohl sie der Meinung war, dass der Markt für das, was sie «sozial insignifikantes Bildermachen» nannte, ziemlich tot war, erklärte sich Ultima Sommervell schließlich bereit, Ellen Cherry auf begrenzter Basis zu repräsentieren. Sie wählte drei Bilder aus und verlangte, dass sie in die Galerie geliefert wurden. In ihre Uptown-Galerie, wohlgemerkt, nicht die in SoHo, wo, wie Ellen Cherry wusste, die ganze Action lief. Dann fragte sie Boomer, ob er sie zu einer Spazierfahrt in seinem
«monstre sacré»
einladen würde.
    Boomer zwängte sich in seine Jeans und schien keineswegs abgeneigt, ihr den Gefallen zu tun.
    Dann waren sie weg, und Ellen Cherry wusste nicht, ob sie traurig, wütend oder froh sein sollte. Sie hatte einen Fuß in der Tür einer bedeutenden Galerie, keine schlechte Leistung für eine unbekannte Künstlerin frisch aus der Provinz. In ihrem Herzen hätte Silvester hoch zwei sein müssen. Aber jetzt war sie eher unglücklich darüber, wie Ultima sich über den Truthahn ausgelassen hatte. Und wie Boomer auf Ultimas Titten gestarrt hatte.
    «Wirklich, Darling?», murmelte sie, als Boomer und Ultima im Lift verschwanden. «Oh,
magni
fick.»
     
    Der erste Axthieb traf das eheliche Pflaumenbäumchen, als Boomer seiner Frau erklärte, Ultima werde den Truthahn für ihn verkaufen.
    «Ich dachte, es wär
mein
Truthahn. Hast du ihn mir nicht zur Hochzeit geschenkt?»
    «Doch, aber du verstehst nicht, was ich sagen will, Honigpfläumchen. Es geht nicht um irgendeinen Gebrauchtwagen-Deal. Ultima will ihn als
Kunst
verkaufen. Und ich bin der Künstler. Ich hab das verdammte Ding gemacht.»
    War das nicht süß? Es war Kunst, und er hatte es gemacht. Na ja, okay, Ellen Cherry wollte ihm nicht seine Illusionen rauben. Sie musste zugeben, dass der Truthahn eine umwerfende Idee gewesen war, und außerdem war ihr klar, dass es ein kleines Vermögen kostete, ihn in dieser Gegend zu parken. Und wenn er sich tatsächlich verkaufen ließ, wurde sie am Gewinn beteiligt und konnte ihre Materialien aufstocken. Also beschloss sie, sich zu freuen.
    Die nächsten Holzsplitter flogen, als Boomer anfing, Ultima zu den «Präsentationen» zu begleiten. Zwei- oder dreimal die Woche bot sie den Airstream feil, mit Boomer stets an ihrer Seite.
An ihrem Busen, besser gesagt
, dachte Ellen Cherry und betrachtete ihre eigenen kleinen Ausbuchtungen im Badezimmerspiegel. Da sie schwer den Verdacht hatte, dass da hinter ihrem Rücken aus dem Mustopf genascht wurde, begann sie Boomer im Bett zu testen. Entweder war seine Beziehung zu Ultima wirklich rein geschäftlicher Natur, oder er war ein biologisches Wunder.
    Doch dann ging ein Schauer von faulen Pflaumen über der Bumsparade nieder, mit der sie den Verkauf des Rollbratens ans Museum of Modern Art feierten. Ellen Cherry hatte geglaubt, die Sache wäre damit erledigt, Boomer würde die Hälfte des Profits in eine eigene Schweißerei investieren und zu dem Leben zurückkehren, das sie gemeinsam geschmiedet hatten. Aber denkste, denn Boomer – so Ultima – war plötzlich sehr gefragt. Sein Truthahn schlug ein wie eine Bombe, und er selbst wurde andauernd zu irgendwelchen Partys und Vernissagen eingeladen. Eine Zeitlang ging Ellen Cherry mit. Am Anfang war sie sogar dankbar dafür, dass sie sozusagen durch die Hintertür in die New Yorker Kunstszene geschleust wurde, doch dann ging ihr schnell auf, dass es dasselbe war, wie einem Pfau in den Arsch zu kriechen. Sie zog sich zurück.
    «Früher, und das ist noch gar nicht lange her», maulte sie, «zogen Künstler die besten Partys der Welt ab. Wilde, phantastische Orgien. Romantisch. Da gab es die ausgeflipptesten Typen und die geistreichsten Gespräche. Und jetzt sieh dir die Poseurveranstaltungen an, auf die sie uns hier schleifen! Diese Künstler, was für Langweiler! Eitel wie Models und

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