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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Jeffries
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auf einmal riesig und ängstlich. Es sauste so schnell davon, dass seine Krallen Spuren im Staub zurückließen. Es verschwand in den Büschen und ließ sich ein paar Tage nicht blicken.
    Als die kleine Katze wieder auftauchte, blieb sie auf der Hut. Sie fraß nichts, bis Ellen ihr die Schüssel weiter vom Haus entfernt hinstellte.
    »Sie ist wild«, sagte Ellen. »Nicht so ein alter Softie wie du, Salomon.«
    Alt? Ich? Ja, ich wurde wohl langsam alt, zumindest für eine Katze. Wir lebten schon viele Jahre bei Isaac. John war schon groß und schleppte viele Bücher in den Schulbus. Außerdem lernte er das Gitarrespielen und mochte es, wenn ich auf seinem Bett saß, während er übte. Aber ich wusste nicht, wie alt ich wirklich war.
    Ellen gab dem roten Kätzchen einen Namen: Lulu. »Das macht sie zu einer Persönlichkeit«, sagte sie.
    »Wilde Katzen lassen sich nicht zähmen«, sagte Isaac. »Aber sie soll nur kommen, wenn sie will, das arme kleine Ding.«
    Ellen und John waren jedoch wild entschlossen. Jeden Tag stellten sie Lulu etwas zu fressen hin. Zuerst neben die Büsche, wo sie schnell verschwinden konnte. Ich spielte dort mit Lulu, putzte sie und schnurrte. Manchmal fühlte sie sich dann sicher, legte sich zu mir und schlief.
    »Wovor hast du solche Angst?«, fragte ich sie eines Tages. »Ellen ist lieb und freundlich. Sie wird dir niemals etwas antun.«
    »Ich habe vorher noch nie Menschen gesehen«, sagte sie. »Ich wusste nicht, was das ist. Sie sind so schrecklich groß.«
    »Wo kommst du her, Lulu?«, fragte ich.
    Sie seufzte und sah traurig aus. »Ich wurde dort in den Büschen geboren, wo du mich gefunden hast«, erzählte sie. »Meine Mutter war genauso rot wie ich, eine Schwester hatte ich auch, eine rot-weiße. Wir haben zusammen gespielt. Aber eines Tages ist meine Mutter mit uns über eine Straße gelaufen, weil sie dachte, drüben gäbe es mehr zu fressen. Die Autos waren so schnell und laut. Ich blieb zurück, aber die beiden versuchten es und wurden überfahren. Seitdem bin ich ganz allein.«
    Sie tat mir leid. Ich wusste, wie schrecklich sich das anfühlte.
    »Du musst dich an die Menschen gewöhnen«, sagte ich. »Dann kannst du glücklich werden. So wie ich.«
    »Kann ich nicht«, sagte Lulu. »Nie nicht niemals nicht.«
    Mit Worten war das Problem also nicht zu lösen. Aber Ellen entwickelte einen Plan. Sie begann, sich draußen ganz ruhig in einen Sessel zu setzen. Mit der Zeit gewöhnte sich Lulu an sie und kam trotzdem zum Fressen. Langsam schob Ellen den Fressnapf näher zum Sessel, bis Lulu in Ellens Reichweite fraß.
    Ellen fing dann an, sanft mit ihr zu sprechen, und manchmal sang sie ihr sogar etwas vor. Ich konnte sehen, wie Lulu die Ohren spitzte und zuhörte. Aber sobald Ellen sich bewegte, sah Lulu erschreckt auf und zischte wie eine Schlange.
    Ich half Ellen, indem ich mich an ihren Beinen rieb oder mich auf ihrem Schoß zusammenrollte. So zeigte ich Lulu, dass alles in Ordnung war.
    Eines Tages stand der Fressnapf dann so nah beim Sessel, dass Ellen begann, sanft über Lulus Rücken zu streicheln, während sie fraß. Das ging wochenlang so weiter, aber am Ende war es dann doch Isaac, der Lulu zähmte. Sie schien seiner tiefen Stimme und der beruhigenden Berührung seiner großen Hände einfach nicht widerstehen zu können. Sie warf sich sogar auf den Rücken und spielte mit seinen Schnürsenkeln.
    Eines kühlen Tages im Herbst legte Isaac seine Hände sanft um Lulu und hob sie hoch. Er setzte sie auf seinen Schoß und ließ sie los. Lulu lag da und machte einen überraschten Eindruck. Dann sah sie mich an. Ich kletterte zu ihr hoch und zeigte ihr, wie man am besten dort lag und Isaacs Herzschlag lauschte. Sie machte es mir nach.
    John und Ellen standen regungslos daneben, ein Lächeln in ihren Gesichtern. Es war ein zauberhafter Augenblick, der Lulus einsames und mühseliges Leben für immer verändern sollte.
    Ein paar Monate später war Lulu genauso schlau wie ich. Sie rollte herum, schnurrte und kletterte auf jeden Schoß. Ich brachte ihr alles bei, was eine Hauskatze wissen musste. Wir spielten sogar auf der Treppe. Sie machte Fehler, aber das Schöne an den Menschen ist, dass sie freundlich sind und vieles verzeihen.
    Ich wusste, Ellen hatte mir verziehen, dass ich Jessica nicht zurückgebracht hatte. Doch ich selbst konnte das einfach nicht. Die Freundschaft mit Lulu tat mir gut. Es war meine Art, mich bei den Menschen zu bedanken, die mich gerettet hatten – Karenza,

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