Salomos letzte Geliebte
war. Das Gold wurde von einem normalen Stahl eingerahmt, der sehr hart war, so dass es da einem normalen Schwert glich. Ein breiter quer stehender Schutz schützte die Hand des Kämpfers, und eigentlich hätte die Waffe sehr schwer sein müssen, aber das war sie nicht. Ich hatte sie oft genug in der Hand gehalten, um das beurteilen zu können.
Gefertigt hatte es der Schmied von König David, der Salomos Vater gewesen war. Im Traum hatte David die Anweisungen von einer sehr hohen Instanz erhalten und sich genau danach gerichtet, um das Wunderwerk fertig zu stellen.
Durch dieses Schwert und mein Kreuz hatte ich die erste Verbindung zur Bundeslade herstellen können. Ich hatte sie sogar mit Hilfe des Schwertes berühren können und war nicht vergangen.
Eine Schenkung des großen und weisen Salomo. Er hatte genau gewusst, wem er diese Waffe überlassen hatte, und ich wollte auf keinen Fall, dass sie in den falschen Händen blieb, um damit die Königin zu töten, die so prunkvoll am Hof des weisen Salomo erschienen war.
Nein, nur das nicht!
Aber auch Amira behandelte es voller Ehrfurcht und Andacht. Es blieb auf den Händen ihrer ausgestreckten Arme liegen wie eine besonders große Opfergabe. Sie schaute es direkt an, etwas anderes gab es nicht mehr in ihrer Umgebung, und als sie die Arme noch mehr bewegte, da hoben auch ihre Getreuen den Kopf, um sich die Waffe der Macht genau anzuschauen.
Jeder Anwesende sah das Schwert. Bei keinem blieb eine Reaktion aus, aber die Männer reagierten alle gleich.
Ein Raunen ging durch die Gruppe der Knieenden. In diesen akustischen Laut hatte sich ihr fast ungläubiges Stöhnen verwandelt. Für sie war es ebenso wie für mich ein besonderes Ereignis und jeder – außer mir – gönnte Amira das Schwert.
Nachdem ich die erste Überraschung verdaut hatte und auch nicht mehr an die Vergangenheit dachte, schoss mir durch den Kopf, dass ich etwas unternehmen musste.
Noch waren die Krieger der Amira abgelenkt. Ich musste versuchen, das Moment der Überraschung zu nutzen. Hinlaufen, auf den Thron springen und das Schwert an mich reißen.
Ein letzter Rundblick!
Es war alles okay. Es sah gut aus, denn niemand nahm von mir Notiz. Möglicherweise hatte man mich überhaupt noch nicht wahrgenommen, weil die Szene auf dem Thron zu interessant war.
Tief durchatmen.
Sich darauf vorbereiten, dass es auch schief gehen konnte, und trotzdem nicht daran denken.
Dann startete ich!
Es spielte dabei keine Rolle, von welcher Seite ich mich dem Ziel näherte, denn es gab keine Gasse, durch die ich gehen konnte. Ich musste zwischen den Knieenden die Lücken suchen und auch über manche Leiber hinwegsteigen.
Es klappte besser, als ich erwartet hatte. Auch wenn ich hin und wieder einen der Körper anstieß, so erlebte ich keine Reaktion. Niemand stellte sich hin, keiner streckte seine Hand vor, um mich aufzuhalten, es passte alles in meinen Plan.
Ab und zu blieb ich stehen, um einen Blick auf Amira zu werfen. Sie und ihre Getreuen waren von dem Anblick des Schwertes fasziniert, sonst hätte sie nicht ihre Arme so weit nach vorn gestreckt, um sich und den Kämpfern die Waffe zu präsentieren. Das blasse Licht des Feuers glitt auch über die Klinge hinweg und sorgte bei ihr für eine noch schärfere Trennung der Farben. Der Stahl an den Seiten verschwand, und das goldene Mittelstück war besonders gut zu sehen. Wie der schmale Schweif eines Kometen, der erstarrt war.
Die Hälfte der Strecke lag hinter mir, und ich hatte bereits eine gute Lücke entdeckt, um mich weiter nach vom zu schieben, als ich schon nach einem Schritt stoppte.
Daran trugen nicht die Krieger die Schuld. Es war einzig und allein Amira, die mich anhalten ließ, denn sie hatte sich bewegt.
Es sah zuerst so aus, als wollte sie die Klinge wegwerfen, doch da hatte ich mich getäuscht. Mit einer geschickten Bewegung wirbelte mein Schwert durch die Luft und wurde wieder abgefangen. Jetzt lag die Waffe nicht mehr wie eine Gabe auf ihren Händen, sie hielt sie so, wie man es von einer Kämpferin gewohnt war, leicht vorgestreckt, mit der Spitze nach oben zeigend.
So wie Amira jetzt auf ihrem Thron stand, musste man sie als kampfbereit ansehen. Die Veränderung hatte etwas zu bedeuten, das war mir natürlich klar. Ich reagierte entsprechend, indem ich mich zurückhielt. Ich wollte nichts provozieren und blieb auch nicht mehr aufrecht stehen, sondern duckte mich so zusammen, dass ich mich in meiner Haltung nicht von den anderen
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