Salon der Lüste - 3
Frauen gingen vor ihm hinaus. Eine erstaunliche Ruhe legte sich über Saint, sobald er nach draußen trat. Die Nacht umarmte ihn, belebte ihn mit ihrer Dunkelheit, stärkte ihn mit ihren Schatten. In ihr war er sich seiner Fähigkeiten gewiss, seines Erfolgs sicher.
ja, er hatte Angst um Ivy, fürchterliche Angst sogar. Aber sie wurde noch übertroffen von der tiefen Gewissheit, dass er Fontaine und jeden, der hinter ihm stehen mochte, niederschlagen würde. Der Dämon in ihm schrie nach Rache, nach Blut, und Saint hatte vor, dieses Verlangen zu stillen.
Er schwang sich hinauf in den kühlen, sich schwärzenden Nachthimmel, ein einziges Ziel vor Augen.
Die Frau nach Hause zu bringen, die er liebte.
Justin war nicht auf Ivys Angriff gefasst gewesen, deshalb ging er zu Boden, als sie sich auf ihn stürzte. Zwar fiel sie mit ihm, doch es gelang ihr, oben zu bleiben, so dass sie nicht direkt auf den harten Boden knallte. Sie stieß sich übel das Knie; der Schmerz feuerte ihren Zorn nur an.
Mit gekrallten Fingern kratzte sie ihn - nicht wie eine fauchende Katze, sondern wie eine Wahnsinnige, die ihm mit bloßen Händen die Kehle herausreißen wollte.
»Schlächter!«, schrie sie, während sie an seiner Haut riss. Er hob die Arme, um sie abzuwehren, was nichts nützte, denn sie benahm sich wie ein wildes Tier. »Du Mistkerl! Ich bring dich um! «
Was sie auch getan hätte, wären seine beiden Handlanger nicht dazwischengegangen.
Der Lärm lockte noch zwei weitere Männer herbei, die laut die Treppe heruntergestapft kamen. Sie packten Ivy und rissen sie hoch. Da sie ihre Hände nicht mehr benutzen konnte, trat sie um sich. Sie erwischte Justin mit der Ferse am Kinn.
Leider trug sie nur dünne kleine Lederschuhe, also fürchtete sie, ihm keinen allzu großen Schaden zugefügt zu haben.
»Bindet sie ans Bett! «, befahl Justin rauh und tastete seinen Hals ab. Blut klebte von den Kratzern an seinen Fingern, die sie ihm verpasst hatte. »Und schlagt sie verdammt noch mal bewusstlos!«
Ivy wehrte sich noch energischer, als die Männer sie zum Bett schleppten, näher zu diesen Dingern. Es war zwecklos. Den Kerlen brach nicht einmal Schweiß aus, wohingegen sie keuchte und schnell vollkommen entkräftet war. Sie zitterte vor Wut und Ekel.
»Ich hasse dich!«, zischte sie Justin an. »Du stirbst für das, was du getan hast! «
Er wischte sich mit einem Taschentuch über seine Wunden. »Ivy, ich bin bereit, dir zu vergeben, weil du keine Ahnung hast, welche Ehre dir zugedacht ist. «
»Ehre!«, spuckte sie fast aus und nickte zu den Gläsern. »Wie die Ehre, die du ihnen hast zuteil werden lassen?«
Seine Verwirrung schien echt, als er zum Altar sah, und er wirkte nicht annähernd so freundlich, wie er sich früher stets gegeben hatte. »Eine noch größere. Sie helfen, die Prophezeiung Früchte tragen zu lassen, aber du … du wirst diese Frucht austragen.«
Das Gerede von »tragen« im Angesicht dieser … dieser … eingelegten Schöße hinter ihr war zu viel für Ivys Magen. Sie würgte und übergab sich.
Justin wischte ihr mit seinem blutigen Taschentuch über den Mund. »Na, na! jetzt besser?«
Zum ersten Mal seit ihrer Entführung war Ivy nicht wütend. Sie hatte entsetzliche Angst. Justin jagte ihr schreckliche Angst ein. Sie war nicht sicher, ob er wahnsinnig war; sein Denken war es allemal. Er glaubte wirklich, dass er ihr ein wundervolles Geschenk anbot.
»Was willst du mit mir machen?« Immerhin bebte ihre Stimme nicht - zumindest nicht sehr.
Er lächelte. »Zuerst werden wir vermählt, und dann werden wir die Ehe vollziehen -
dort.« Er zeigte auf das Bett. »Vor meinen Brüdern als Zeugen.«
»Du meinst … ?« O Gott!
Und Justin lächelte immer noch, obgleich sich nun etwas Neues in seinen Zügen ankündigte, bei dessen Anblick ihr eiskalt wurde. Sie war ihm ausgeliefert.
»Keine Sorge, mein Liebling«, sagte er. »Ich werde zärtlich sein. «
Kapitel 20
Lautlos wie eine Katze landete Saint auf dem Dach von Fontaines Landsitz in Hertford und überraschte einen Mann, der dort stand.
Saint neigte den Kopf. »Was ist los, mein Junge? Hast du noch nie einen Mann vom Himmel fallen gesehen?«
Starr vor Angst schüttelte der Mann den Kopf und klammerte sich an seine Waffe.
Er hatte keinen Silbersiegelring, lediglich eine Tätowierung in Form eines Kelches auf der linken Hand.
Wie es schien, hatte Fontaine seine eigenen Handlanger.
»Du hast Silberkugeln in dem Gewehr, nicht wahr?« Diesmal
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