Salon der Lüste - 3
hast mir keine andere gelassen.«
»Bin ich deshalb an einen Stuhl gefesselt?« Sie nahm einen Bissen von dem Toast.
Es war, als würde sie Sägespäne kauen. »Weil ich dir keine andere Wahl ließ?«
Er nickte. »Ich kann nicht riskieren, dass du wegläufst. Tut mir leid. Ich habe zu hart für all das gearbeitet, als dass ich es mir von dir verderben lasse.«
»Wofür gearbeitet, Justin?« Solange sie ihn zum Reden brachte und seinen wahnwitzigen Ausschweifungen lauschte, musste sie wenigstens nicht daran denken, wie unsagbar dumm sie gewesen war, Saint nicht zu sagen, dass sie ihn liebte, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Und erst recht wollte sie jetzt nicht daran denken, dass diese Chance vielleicht nie wiederkommen würde.
Er hob drohend den Zeigefinger. »Genug jetzt! Iss! Du brauchst deine Kraft für die Zeremonie.«
Es kostete sie reichlich Mühe, nicht zu würgen. Er hatte vor, sie zu opfern. Justin wollte sie benutzen, um seine abartigen Bedürfnisse zu stillen. »Welche Zeremonie?«
Er grinste. »Unsere Hochzeit natürlich.«
Kapitel 19
Soll das Opferlamm gemästet werden, ehe es geschlachtet wird?«, fragte Ivy, als Justin ihr kurz vor Sonnenuntergang das Abendessen brachte. Wie viele Mahlzeiten würde es noch geben? Die einzigen Male, die sie ihn am Tage gesehen hatte, waren die, wenn er ihr Essen hinstellte.
Er schüttelte den Kopf und bedachte sie mit einem tadelnden Lächeln. »Natürlich nicht. Du bist vollkommen, wie du bist. Doch du musst heute Nacht bei Kräften sein.«
Bildete sie es sich ein, oder röteten sich seine Wangen? Wie dem auch sei, bald wäre die Sonne am Horizont verschwunden, deshalb musste sie fragen: »Für unsere Hochzeit?«
Lächelnd machte Justin sich am Tablett zu schaffen. » Das ist ein Teil.«
Der Rest würde gewiss nicht angenehmer, vermutete sie. »Ist Saint auch ein
>Tell«
Nun sah er auf, schaute jedoch aus dem Fenster statt zu ihr. »Möglich. Ich hoffe, der erste Teil der Zeremonie ist abgeschlossen, bevor er eintrifft.«
Ivy nahm sich vor, sehr langsam zu essen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, drehte Justin sich um und sah ihr in die Augen.
Wieder lächelte er, diesmal milde, als wäre sie ein anstrengendes Kind. »Denk nicht einmal daran, herumzutrödeln, Ivy! Ich habe einen Zeitplan einzuhalten, und du wirst in zwanzig Minuten unten sein, ob du aufgegessen hast oder nicht.«
Unten. »Bringst du mich weg?« Er müsste sie losbinden, und wenn er das tat, würde sie ihm ihr Knie in den Schritt rammen und fliehen. Falls sie konnte, würde sie sein Automobil stehlen und damit zum Maison Rouge zurückfahren auch wenn sie nicht wusste, wie man so ein vermaledeites Ding fuhr. ja, das war ein perfekter Plan!
Abermals wedelte Justin mit seinem Zeigefinger. »Ich kenne dich, Ivy. Du planst deine Flucht, aber dazu wird es nicht kommen.«
Trotzig reckte sie das Kinn. Es ärgerte sie, dass er sie sehr gut kannte, weit besser als sie ihn. »Aha?«
Er schüttelte den Kopf. »Deine Füße’ werden nicht gefesselt sein, so dass du gehen kannst, aber die Hände werden dir auf den Rücken gebunden.«
Laufen konnte sie dann immer noch.
»Ach ja, und ein paar Freunde von mir gesellen sich zu uns. An jedem Ausgang stehen zwei Wachen.« Er grinste. »Du läufst nirgends hin.«
»Warum tust du mir das an, Justin? Ich dachte, wir seien Freunde.«
Sein Grinsen wurde ein wenig matter. » Ich dachte, wir seien mehr als das, bis du anfingst, diesen Vampir zu vögeln.«
»Darum geht es hier? Du bist wütend wegen Saint und mir?«
Er lachte. »Nein. Ich weiß, wie reizvoll der Vampir ist. Nein, hier geht es um viel, viel Wichtigeres als dich, mich und meine Gefühle.«
Es war Zeit, etwas anderes zu versuchen. »Du unterschätzt dich. «
Wieder lachte er. »Du bist so durchschaubar, Ivy. Wenn du wissen willst, worum es bei alldem geht, brauchst du bloß zu fragen.« Er stellte ihr das Tablett auf den kleinen Tisch. »Iss!«
Hatte sie nicht schon einmal versucht, ihn zu fragen? »Warum geht es bei alldem, Justin?«
»Um Macht«, antwortete er gelassen. »Ich kann dir verraten, dass es um Macht und Privilegien geht. Du bist auserwählt worden, Ivy, genau wie ich auserwählt wurde.«
»Ich will nicht auserwählt sein, Justin. Ich will meine eigenen Entscheidungen fällen.«
Er nickte. »Hätten die Dinge den Lauf genommen, den sie sollten, wärst du auf das hier vorbereitet gewesen. Du hättest die Wahl von dir aus getroffen.«
»Nein, das glaube
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