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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Dunkelheit seines Zimmers zog er sich aus und kroch ins Bett, wo er die kleine Uhr auf dem Beistelltisch einstellte, damit sie in wenigen Stunden läutete. Von allen Erfindungen, die er über die Jahre gesehen hatte, gefiel ihm diese mit am wenigsten, obgleich er zugab, dass sie nicht unpraktisch war. Er brauchte nicht viel Schlaf, genoss ihn allerdings gern, wenn er sich schon hinlegte. Und weil es für Menschen sehr gefährlich war, einen Vampir, selbst einen gesättigten, aufzuwecken, boten die neuen bimmelnden Uhren eine nützliche Alternative. Samt stellte sie sich, damit er wach war, bevor Ivy mit ihren Photographien kam.
    Was er ihr am Abend zuvor gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Es war heikel für ihn, sich auf irgendeine Form von Intimität mit ihr einzulassen. Und nicht nur sein eigenes Herz geriete dadurch in Gefahr. Vampire waren sinnliche Kreaturen. Eine Kostprobe von ihr würde nie seinen Appetit stillen, nicht solange er es mied, auch von den anderen Mädchen zu nehmen. Dann wäre ihr Duft der einzige im Haus, der ihn anzog, und so eine Bindung konnte für sie lebensbedrohlich werden. Zugleich war das Verwandeln von Menschen in Vampire keine einfache Lösung - das wusste er leider nur zu gut.
    Nein, es war allemal besser, gegen die Anziehung zu kämpfen. Das Mädchen, vielmehr: die Frau ärgerte und amüsierte ihn. Sie ging ihm unter die Haut, dass er fliehen wollte, dennoch suchte er immerfort nach ihr, sowie sie nicht in seiner Nähe war.
    Ihr Gesicht war das Letzte, was er vor sich sah, ehe er einschlief. Er träumte nicht, was überhaupt selten vorkam, sondern glitt schlicht in eine tiefe, tröstliche Finsternis, bis die Uhr neben seinem Bett klingelte. Bei dem Versuch, sie abzuschalten, zerschlug er sie versehentlich, aber immerhin verstummte sie.
    Wie gewöhnlich ging er als Erstes zur täglichen Toilette, ins Bad, wo er duschte und sich rasierte. Er liebte es zu duschen. Es war so belebend, unter einem Strahl warmen Wassers zu stehen und sich den Alltagsschmutz abzuschrubben.
    Hinterher wickelte er sich ein Handtuch um die Hüften und rasierte sich vor dem Spiegel. Das war eines der wenigen menschlichen Rituale, die er beibehielt, denn Vampirhaare wuchsen genau wie menschliche - eventuell sogar schneller. Vampire waren nicht die kalten Untoten, als die Bram Stoker sie darstellte. Sie hatten Herzen, die schlugen, Lungen, die atmeten, wenn auch beides nicht so oft wie bei Menschen.
    Sein alter Freund Dreux hatte sie für Dämonen gehalten. Wahrscheinlich war er deshalb eines Morgens in den Sonnenaufgang hinausgegangen.
    Saint war egal, ob er ein Dämon war. Ihm war egal, dass das Gesicht im Spiegel nicht ganz so aussah, wie es sollte. Dabei erinnerte er sich gar nicht, wie er früher ausgesehen hatte. Er war, was er war, und er hatte kein Problem damit. ja, bis vor kurzem hatte er eigentlich genossen, zu sein, wer er war.
    Erst in jüngster Zeit, in den letzten fünfzig Jahren ungefähr, begann er, sich mehr zu wünschen.
    Ein Klopfen unterbrach seine Gedanken, bevor sie noch verdrießlicher werden konnten. »Herein! «
    Er wischte sich die Wasser- und Rasierseifenreste aus dem Gesicht und trat aus dem Bad, um seinen Besuch zu begrüßen,
    Es war natürlich Ivy. Sie kam herein wie ein Sommerhauch - warm und süß, Himmel und Erde. Ihr honigblondes Haar war zu einem losen Knoten gebunden, so dass es sich einem Lichterkranz gleich um ihr Gesicht schmiegte. Sie trug ein blassblaues Kleid, das ihn an Jasminblüten im Mondschein erinnerte. Wie die anderen Mädchen im Haus wählte sie weniger feste Mieder, die ihre Taille nicht ganz so eng einschnürten, wie es die Mode verlangte, und ihr mehr Bewegungsfreiheit ließen.
    Was hatte sie sonst noch mit den Mädchen gemein? Hatten ihre Kindheit und Jugend im Maison Rouge sie gelehrt, einen Mann zu erfreuen, indem sie ihm zuhörte, ihm vielleicht sogar gehorchte? Madeline würde ihr nie erlauben, hier zu arbeiten, dessen war Samt sich sicher. Sie wünschte sich etwas anderes für ihre Tochter.
    Doch Ivy Dearing tat, was ihr gefiel, und war es gewöhnt, zu bekommen, was sie wollte.
    Wodurch es für ihn umso schwerer wurde, ihr zu widerstehen.
    » Guten Morgen, Ivy.«
    Sie schloss die Tür hinter sich und sah zu ihm. Ihr Gesichtsausdruck, als sie bemerkte, dass er quasi nackt war, wäre zum Lachen gewesen, hätte Saint sich nicht so verdammt geschmeichelt gefühlt.
    »Guten Morgen.« Sie musterte ihn wohlwollend von oben bis unten. »Verzeihung.
    Ich

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