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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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    »Nicht?« Die Hand mit der Zigarre schwebte nahe seinem Gesicht. »Dann solltest du ihm das sagen.«
    Wenn er schon die Frechheit besaß, sich in ihr Privatleben einzumischen, würde sie es ihm gleichtun. »Schläfst du mit meiner Mutter?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden.« Sie machte den Rücken gerade, um sich für die Antwort zu wappnen, die kommen sollte. »Schläfst du mit meiner Mutter?«
    Sein Gesichtsausdruck war geradezu beschämend. »Du bist unglaublich! Deine Mutter ist meine Freundin.«

    Eine ungeheure Erleichterung überkam sie. Das war also ein Nein, denn eine solche Abscheu konnte Saint unmöglich spielen. Sie war so froh, dass es sie nicht einmal scherte, wie angewidert er ob ihrer Unterstellung war. »Und Justin ist mein Freund. «
    Saint schnippte die Zigarre auf den Steinboden und trat sie mit dem Absatz aus.
    »Es ist offensichtlich, dass Mr. Fontaine mehr als Freundschaft von dir möchte.«
    Natürlich hatte er recht, das wusste Ivy. Sie sah lieber zur Seite, bevor er es ihr an den Augen ablas, und das würde er mit seinem verfluchten Katzenblick ganz sicher.
    Seufzend kam er auf sie zu. »Ivy, dein Leben gehört dir. Ich habe kein Recht, dir zu sagen, wie oder mit wem du es leben sollst. Ich möchte bloß, dass du vorsichtig bist.«
    Unweigerlich sah sie wieder zu ihm. »Ich verstehe dich nicht.«
    Seine Zähne blitzten hell auf. »Damit wären wir schon zwei.«
    »Du verblüffst mich immer wieder aufs Neue. Du bist eifersüchtig auf Justin, sagst mir aber, dir wäre gleich, ob ich ihn zum Geliebten nehme. Ist das wahr, oder ersinnst du Lügen, um mich zu verwirren?«
    Er musterte sie, ging jedoch nicht auf die Frage ein. »Ich gehe kurz aus. Mit den Männern im Haus, die ich angeheuert habe, bist du hier sicher. Und morgen früh, wenn du aufstehst, möchte ich gern alle deine Photographien sehen. Außerdem möchte ich die Gästeliste durchgehen. Vor allem brauche ich die Namen all derjenigen, die sowohl zu Goldie und Clementine als auch zu Mrs. Maxwell in Kontakt standen.«
    Selbstverständlich konnte er ohne Anstandsdame ausgehen. Er war ja so gut wie unbesiegbar. Er könnte sogar am Tag aufstehen, solange er das direkte Licht mied.
    »Warum können wir das nicht heute Nacht erledigen?«
    »Weil ich noch einige Dinge prüfen muss.«
    Sie sah ihn bloß an, denn sie wartete auf eine zutreffendere Antwort.
    »Na gut«, stöhnte er, »ich muss mich nähren.«
    »Warum tust du es nicht hier?«
    »Weil es nach allem, was geschehen ist, falsch wäre.«
    Obwohl sie den Einwand respektierte und überdies fand, dass er damit eine gewisse Sensibilität bewies, wollte sie nicht, dass er ging. »Aber das ist doch mit ein Grund, weshalb es dieses Etablissement gibt - um euch mit Blut zu versorgen.«
    Er rieb sich den Nacken, als wäre sie anstrengend. »Mag schon sein, doch niemand hier ist mein privates Vieh, und ich weigere mich, die Damen wie solches zu behandeln.«
    »Hmm.«
    Zwar zog er die Brauen hoch, blieb ansonsten aber demonstrativ gleichgültig. »Was ist?«
    »Das ist sehr selbstlos von dir.«
    Er betrachtete sie, während er seinen Kopf seitlich legte, als wollte er sie besonders genau ansehen. »Und das wundert dich?«
    »Möchtest du eine ehrliche Antwort? ja. Du zeigst dich deutlich rücksichtsvoller, als ich jemals gedacht hätte.«
    Und er überraschte sie noch mehr, indem er lachte. »Ich weiß nicht, was ich von deiner Unverblümtheit zu halten habe. Sollte ich beleidigt oder amüsiert sein?«
    »Du lachst, also würde ich sagen, du bist amüsiert.«
    Sein Lächeln blieb, und ein weiteres Mal staunte Ivy, wie sehr es sein Gesicht veränderte. »ja, vermutlich.«
    »Zudem lag es nicht in meiner Absicht, dich zu beleidigen.« Sie schluckte und senkte den Blick. Auch wenn sie eine Menge von Ehrlichkeit hielt, war ihr nicht unbedingt immer behaglich zumute, wenn sie sich auf sie selbst bezog. »Ich will nicht grausam sein.«
    »Ehrlichkeit ist nur grausam, wenn sie mit Bosheit gepaart wird.« Wieder lächelte er, und als sie widerwillig zu ihm aufsah, entdeckte sie einen ungewöhnlich zärtlichen Ausdruck in seinen Augen. »Du magst die Menschen zu sehr, als dass du absichtlich boshaft sein könntest.«
    Das war womöglich das Netteste, was jemals jemand zu ihr gesagt hatte, und es schmerzte sie geradezu. Vielleicht war es das, was sie immer wieder zu ihm lockte, wie ein Kind, das sich einem fremden Hund näherte: offen und ängstlich

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