Salon der Lüste - 3
ins Herz schnitten.
jetzt sah sie ihn wieder an. »So lange würde es mit uns gar nicht dauern«, erwiderte sie verbittert. »Dein Interesse an mir verginge, sobald meine Jugend verblüht ist.«
»Maße dir nicht an zu wissen, was ich tue und was nicht! « Sie reizte seine Wut, indem sie ihn mit jedem nichtsnutzigen Lump in einen Topf warf, den sie kannte -
unter anderem mit ihrem Vater. »Außerdem könntest du ewige Jugend besitzen, wenn du willst.«
»Und ein Vampir werden?« Als könnte er noch etwas anderes meinen!
»Ja.« Ein solches Angebot unterbreitete er nicht vorschnell. Vielmehr ängstigte es ihn selbst. Er offerierte ihr gemeinsame Ewigkeit, wenn die Verwandlung gelang.
Doch er wusste nur zu gut, welche Folgen es hätte, sollte sie fehlschlagen.
Ivy jedoch tat den Ernst der Entscheidung mit einem Achselzucken ab. Dieses dreiste kleine Ding! »Du wärst irgendwann angeödet. Das sind Männer immer.«
»Dennoch würdest du Fontaine heiraten.«
»Ich weiß nicht. Vielleicht.« Wie konnte sie ihm in die Augen sehen, während sie solche Sachen sagte? «Justin wäre ein guter Ehemann. Wir würden gemeinsam Kinder bekommen, gemeinsam alt werden. Und er würde mich nie als sein Eigentum bezeichnen.«
»Hast du keine Angst, dass er dich verlässt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Dann ergab alles einen Sinn. Sie fürchtete sich nicht vor einer Ehe mit Justin, weil sie wusste, dass ihr Herz dabei nicht in Gefahr war. Das hier tat sie nicht, um ihn zu verletzen, sondern um sich selbst zu schützen. »Fontaine wird dich nicht fühlen lassen, was du bei mir empfindest.«
»Das weiß ich nicht.«
Er lachte hämisch und reichte ihr die Weinflasche. »Ich schon. Und du weißt es genauso gut. Er wird dich nicht lieben und keine Liebe von dir verlangen. Wenn es das ist, was du willst, dann solltest du seinen Antrag unbedingt annehmen.« Er ging an ihr vorbei und flüsterte ihr zu: »Denn ich, meine liebe Ivy, werde mich nicht mit weniger abgeben.«
Ivy sah Saint nicht mehr wieder, nachdem er ihr die Weinflasche gegeben und sie im Keller stehen gelassen hatte. Er ging in seine Wohnung, und als sie ihm kurz darauf folgte, war er verschwunden. Er war fort, und sie durfte allein an den Esstisch zurückkehren. Sie fühlte sich wie ein Fass Abfall, auf das so lange eingetreten worden war, dass es jederzeit zu platzen drohte. Doch sie begab sich erhobenen Hauptes zurück zum Abendessen und erfand eine Ausrede, weshalb Saint nicht wieder erschien. Diese wurde mit ein paar mitleidigen Blicken quittiert, auch wenn niemand ein Wort sagte; und so verbrachte sie den Rest des Essens schweigend in qualvolle Gedanken versunken.
Justin war die bessere Wahl, zumindest sollte er sie sein. Ein Leben, nein, eine Ewigkeit mit Saint war unvorstellbar. Wenn sie erlaubte, dass er sie zum Vampir machte, müsste sie fortan Blut trinken und würde nie wieder einen sonnigen Tag im Hyde Park erleben.
Dafür wäre sie bei Saint. Für immer. Was für eine furchteinflößende Vorstellung!
Womöglich wollte er sie nach ein paar Jahren gar nicht mehr. Oder sie ihn. Er könnte sie aber auch so abhängig von sich machen, dass sie ohne ihn verloren wäre. Was wäre, wenn sie ihm ihr Herz schenkte und er es ihr einfach wieder vor die Füße warf?
Sie müsste darauf vertrauen, dass er ihr nicht weh tat womit sie sich ihm gegenüber entsetzlich verwundbar machte. Ob sie das konnte, wusste sie beim besten Willen nicht.
Sie wusste nicht einmal, ob sie es wollte. Saint weckte Gefühle in ihr, die sie nie zuvor gekannt hatte. Sie liebte es, mit ihm zusammen zu sein, liebte seinen Humor und seine romantische Ader. Sie liebte es, ihn zu spüren, seinen Duft zu atmen, ihn zu schmecken. Bei ihm dachte sie nie an die Sonne, an den Hyde Park oder irgendetwas anderes außer daran, wie richtig es sich anfühlte, ihm nahe zu sein.
Aber er wollte ihre Liebe. Wie sollte sie ihm die geben, wenn sie nicht einmal sicher war, dass sie eine solche Empfindung überhaupt aufbringen konnte?
Justin war die bessere, nein, er war die sicherere Wahl. Deshalb sollte sie seinen Antrag annehmen, nur brachte sie es einfach nicht fertig.
In ihrem Leben fanden gerade so viele Veränderungen statt, waren so viele Entscheidungen zu fällen. Immerhin gab es eine, mit der sie kein bisschen haderte.
Sie verkündete sie am nächsten Abend nach dem Essen, als sie mit ihrer Mutter und den Mädchen im Salon saß, wo sie Wein tranken und sich unterhielten. Saint gesellte sich
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