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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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war: durch den Tunnel. Heute Nacht würde er zu Torrents Wohnung gehen und sie abermals durchsuchen. Beim letzten Mal hatte er nichts gefunden, doch da waren die Polizisten dabei gewesen, weshalb er wenig Zeit gehabt hatte. Vielleicht fand er etwas, das Scotland Yard übersehen hatte, auch wenn er sich keine großen Hoffnungen machte.
    Entweder hatte Torrent einen geheimen Ort, an dem er die entnommenen Organe seiner Opfer aufbewahrte, oder Ezekiel hatte recht, und er war bloß ein gedungener Mörder gewesen.
    Womit er wieder bei der Ausgangsfrage war: Warum betrieb jemand einen solchen Aufwand, um fünf Frauen zu ermorden, von denen auch noch vier Prostituierte gewesen waren? Was konnten sie gewusst haben? Die letzte Frau hatte nicht zum Maison Rouge gehört und auch nicht für Ivy Modell gestanden. Allerdings war bekannt, dass sie Schauspielerin gewesen war und gegen Geld reichen Herren Gesellschaft geleistet hatte.

    Könnte Opal Gardiner für Torrent posiert haben? Das müsste er wohl die Constables vom Yard fragen. Smythe würde es ihm verraten, sei es auch bloß aus dem Grund, dass Saint ihm geholfen hatte, sein Erbrochenes zu entfernen, und niemandem erzählte, was dem Constable in Torrents Wohnung passiert war.
    Saint lief durch die Tunnel, die sich unter der Stadt wanden, überquerte Bahnschienen und duckte sich unter Kanalisationsrohren hindurch. Es war ein nasskalter, regnerischer Tag, wie er an seinen durchnässten Schuhen merkte. Bis er in seinem Zimmer im Maison Rouge ankam, war er schmutzig und stank nach Dingen, nach denen er lieber nicht riechen wollte.
    Bis er geduscht und sich umgekleidet hatte, war es beinahe Zeit fürs Abendessen.
    Zwar war Essen für ihn nicht überlebenswichtig, aber er saß gern mit allen am Tisch und unterhielt sich. ja, er genoss es, mit Madeline, Ivy und den anderen zusammen zu sein. Es gab ihm das Gefühl dazuzugehören, als wäre er Teil des Hauses.
    So hatte er schon sehr lange nicht mehr empfunden.
    Die Damen des Hauses saßen bereits am Tisch, als er das Esszimmer betrat. Sie alle waren in strenges Grau oder Schwarz, manche in einen dunklen Lavendelton gekleidet. Düstere kleine Täubchen, die ein wenig Helligkeit herbeizuzaubern versuchten, indem sie sich die Gesichter stark schminkten und bunten Schmuck anlegten.
    Bei seiner Ankunft begrüßten ihn alle freundlich. Madeline stand auf, küsste ihn auf die Wange und bat ihn, an der Spitze der Tafel Platz zu nehmen. Ivy indessen sprach kein Wort. Sie sah ihn nicht einmal an.
    Saint hoffte, sie war ihm nicht immer noch gram, weil er fortgegangen war.
    Er setzte sich auf den ihm bestimmten Stuhl, wobei er das schneeweiße Tischtuch beiseiteschob, damit es sich nicht an seiner Hose verfing. Die Luft war warm und schwer von köstlichen Düften nach Rindfleisch, Sauce, Kartoffeln, süßen Gemüsen und gehaltvollem Wein. Ihm lief tatsächlich das Wasser im Mund zusammen, woran vor allem das Rindfleisch schuld war. Vielleicht sollte er einen Bissen davon essen.
    Die kleine Damengruppe war lebhafter, als er sie seit seiner Ankunft gesehen hatte.
    Die Mädchen plauderten angeregt. Madeline hingegen, und Ivy ganz besonders, schienen angespannt und nervös.
    »Mr. Saint, Sie werden nicht glauben, was heute geschehen ist! «, zwitscherte Agatha, eines der Mädchen weit links von ihm.
    Da Agatha während seines Aufenthaltes nie mit ihm gesprochen hatte, es sei denn, er hatte sie etwas gefragt, hätte Saint ahnen müssen, dass etwas Furchtbares folgen würde.
    »Aha?« Er füllte sich das blutigste Fleischstück auf den Teller, das er auf der Platte fand. »Und was?«
    »Justin hat Ivy einen Antrag gemacht! «
    Der jungen Frau war mitnichten bewusst, dass sie geradewegs ins Fettnäpfchen stapfte. So viel nämlich ließ sich unschwer an den Mienen der anderen ablesen, die sie mit geradezu tödlichen Blicken bedachten. Agatha war schlicht aufgeregt. Sie freute sich für ihre Freundin und schien keine Ahnung von dem zu haben, was sich zwischen Ivy und Saint abspielte. Was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass es sich anfühlte, als hätte sie Saint eine Silbergabel in die Rippen gerammt und einmal umgedreht.
    Er unterdrückte den Schmerz und wandte sich mit einem milden Lächeln zu Ivy.
    »Ist es angebracht zu gratulieren, Miss Ivy?«
    Selbstverständlich waren aller Augen am Tisch auf sie beide gerichtet.
    Ivy begegnete seinem Blick, und ihre jadegrünen Augen schimmerten …

    bedauernd? Gleichzeitig färbten sich ihre Wangen

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