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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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heute Abend nicht zu ihnen. Genaugenommen hatte Ivy ihn seit über vierundzwanzig Stunden nicht mehr gesehen.
    Nun stand sie auf und strich ihr graues Kleid glatt. »Meine Damen, ich möchte etwas bekanntgeben.«
    Alle verstummten und blickten zu ihr, während Ivy von einer zur anderen schaute.
    Diese Frauen waren ihre Freundinnen, ihre Schwestern.
    »Ihr alle wisst, dass meine Mutter mit dem Gedanken spielt, sich zur Ruhe zu setzen.« Ein enttäuschtes Raunen hob an, dann waren alle wieder still. »Sie hat mich gebeten, die Leitung des Maison Rouge zu übernehmen, und ich habe ja gesagt.«
    Diesmal fiel die Reaktion deutlich enthusiastischer aus. Eine nach der anderen standen die Mädchen auf, kamen zu Ivy und gratulierten ihr überschwänglich. Mit jeder Umarmung wurde Ivys Lächeln strahlender.
    Es war erstaunlich. Keine von ihnen schien verärgert, dass ihr die Nachfolge nicht angeboten worden war. Als hätten sie alle längst erwartet, dass es so kommen würde.
    Eines der Mädchen allerdings wirkte weniger erfreut als die übrigen, eher verwirrt.
    Agatha wandte sich mit einem fragenden Blick an Ivy. »Wenn. du das Haus übernimmst, bedeutet das, dass Mr. Fontaine auch hier wohnen wird?«

    »Noch habe ich ihm keine Antwort auf seinen Antrag gegeben, aber das müssten wir besprechen, falls ich annehme.« Um keinen Preis wollte Ivy es vor allen anderen diskutieren, weshalb sie nichts weiter zu diesem Thema sagte.
    Als Nächste meldete Matilda sich zu Wort, die aussprach, was wohl alle anderen ebenfalls wissen wollten. »Was ist mit Mr. Saint?«
    »Was soll mit mir sein?« Saint betrat den Salon, wie ein Pascha seinen Harem.
    Prompt fühlte Ivy, dass sie rot wurde. »Wir fragten uns nur gerade, wo du bist.«
    Seinem Blick nach zu urteilen wusste er, dass es eine Lüge war. »Ich habe meinen Freund besucht, um zu hören, ob er noch etwas zu den Morden erfahren hat. Leider lautete seine Antwort nein. Es sieht mehr und mehr aus, als wäre Torrent wirklich der Mörder gewesen.«
    Seine Worte lösten allgemeines Gemurmel unter den Mädchen aus. Mary begann zu weinen, denn sie hatte Jacques und Priscilla sehr gemocht, das arme Mädchen.
    »Glaubst du, dass er es war?«, fragte Ivy ihn. Was Scotland Yard dachte, war ihr gleich. Erst wenn Saint davon überzeugt war, wäre sie es auch.
    Er rieb sich den Nacken. »Mir kommen die Indizien etwas zu eindeutig vor, aber das tut nichts zur Sache. Es wird keine weiteren Morde geben.«
    »Woher weißt du das?«
    Wieder sah er sie an. »Sonst wäre Torrent nicht tot.«
    Das leuchtete ihr ein. Falls Jacques der Mörder war, würde er gewiss niemandem mehr etwas antun können; und sollte er als Sündenbock herhalten, musste das, wofür er herhielt, erledigt sein.
    »Was ist mit dem Silberhandorden?«
    »Es ist vorbei, Ivy«, beharrte er. Ihr fiel auf, dass er sehr, sehr müde wirkte. »Was immer sie geplant hatten, es ist vorbei. Torrent ist tot. Ich bin jeder Spur gefolgt, die ich entdecken konnte, und hier in der Stadt weist nichts auf die Silberhand hin.
    Entweder haben sie London verlassen, oder sie verstecken sich sehr gut. Mehr kann ich nicht tun. «
    »Dann ist es gleich, ob Jacques unschuldig war?«
    »Torrent ist tot«, erinnerte er sie streng. »Er hat die Morde begangen oder nicht, auf jeden Fall war er als präsentierter Täter vorgesehen.«
    »Das mag dir genügen. Mir reicht es nicht.«
    Saint sah sie an, als könnte er in sie hineinschauen. »Er hatte sie alle gemalt. Wir dachten, du wärst die Verbindung, aber das warst du nicht. Du kannst also aufhören, dir die Schuld zu geben.«
    Sie hasste es, wie gut er sie kannte! »Ich schätze, da das alles nun vorbei ist, wirst du bald aus London abreisen.«
    Als er sich umblickte, richteten sich lauter fragende Blicke auf ihn. Ivy hatte ganz vergessen, wo sie waren und dass sie Publikum hatte.
    »Wie lange ich in London bleibe, hängt von mehreren Faktoren ab.«
    Ivy wollte fragen, von welchen, doch das wäre unhöflich gewesen. Nicht nur das.
    Sie fürchtete sich außerdem davor, was er vor allen anderen sagen könnte. Also schwieg sie, jetzt und während des nachfolgenden Abendessens, bei dem er ihnen Gesellschaft leistete. Er unterhielt sich mit ihrer Mutter und den Mädchen, ohne weiter auf sie zu achten. Wie sie das hasste!
    Noch mehr hasste sie, dass die sich danach verzehrte, von ihm beachtet zu werden.
    Vor dem Dessert, das gewöhnlich ihr Lieblingsgang war, entschuldigte sie sich und ging in ihr Atelier. Dort war es

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