Salvatore, R.A. - Todfeind2
in größerem Umfang Reserven heranschaffen – wenn dies nötig war.
Es war die erste wahre Schlacht gewesen, in deren Verlauf der Feind in solcher Anzahl und mit derartiger Heftigkeit zugeschlagen hatte, und es kam Cormack so vor, als hätte sich die Festung verblüffend gut gehalten.
Er eilte die Treppe hinunter und begab sich in einen kleinen würfelförmigen Anbau an der linken Seite des Turms. Dort öffnete er ein Schutztor und ging einen natürlichen Tunnel hinunter, der von den Mönchen verbreitert und mit Stufen im glitschigen, abwärts geneigten Steinboden versehen worden war. Er kam an einem Nebentunnel vorbei, der zu dem Gefangenenverlies führte, und verzog ungehalten das Gesicht, als er den Schamanen des Gefangenentrios trotzig und herausfordernd heilige Gesänge intonieren hörte.
Sie wissen von den Kämpfen, erkannte Cormack. Sie wissen, dass ihre Leute gekommen sind, um sie zu holen.
Cormack nahm eine Fackel aus ihrer Wandhalterung und eilte weiter, vorbei am nächsten Korridor und einen anderen Gang hinunter, bis er vor einer soliden Tür stehen blieb, die auf seiner Seite mit drei separaten Eisenriegeln gesichert war. Er öffnete zwei kleinere Durchreichen in der Tür – eine, um hindurchzuschauen, und eine zweite, die ihm gestattete, die Fackel in die Höhle zu schieben, ehe er selbst hineinging. Das Flackern dieser Fackel wurde vielfach verstärkt, sobald sie die Öffnung passiert hatte, denn diese Höhle befand sich im Innern der Insel dicht über der Wasseroberfläche, die Sohle der unteren Bereiche war der See selbst.
Die kurze Überprüfung vor dem Öffnen der Tür war mehr ein Ritual als ein echter Sicherheitstest, denn die Brüder waren so umsichtig gewesen, diese Höhle gesondert zu sichern, indem sie ein Gitter eingebaut hatten, das Fischen zwar das Eindringen gestattete, aber alles, was größer war – wie die schnell schwimmenden Eistrolle zum Beispiel –, aussperrte.
Die Wärme der dunstigen Luft hüllte Cormack ein, als er die Tür öffnete, und die Luft in dieser Höhle roch durchdringend nach Fisch. Denn die Mönche hatten in Vorbereitung der Belagerung hier unten lange und ausgiebig geangelt. Danach hatten sie ihren Fang jedes Mal im Wasser gesäubert und die Abfälle hineingeworfen, um mehr Fische und die hier überall vorkommenden Krabben anzulocken.
Cormack begrüßte die Wärme und den Geruch in der Hoffnung, durch diese starken Sinneseindrücke abgelenkt zu werden und den schrecklichen Kampf vergessen zu können, den er soeben hautnah miterlebt hatte. Wenn ihm das gelungen wäre, hätte er sicherlich einige Zeit an diesem Ort trügerischer Ruhe verbracht.
So jedoch füllte er mehrere Wasserschläuche und ging gleich wieder hinaus. In seinen Gedanken hörte er noch immer die Schreie. Der Fischgeruch hatte den Gestank des Todes nicht ersetzen können.
»Sie werden zurückkommen«, sagte Pater De Guilbe zu Bruder Giavno. »Und nicht nur einmal, sondern immer wieder. Ein stures Volk.«
»Ein dummes Volk«, sagte Giavno. »Unsere Mauern sind zu stark.«
»Ich weiß Eure Zuversicht zu würdigen, Bruder«, sagte De Guilbe, »aber wir beide sind uns darüber im Klaren, dass unsere Feinde ihre Taktik ändern und den Verhältnissen anpassen werden. Bei unserer ersten Begegnung hatten wir mehrere Verwundete zu beklagen, und Ihr gehört dazu.«
»Es ist nur ein Kratzer«, protestierte Giavno. Er drehte den Arm und zeigte ihn De Guilbe. Den Seelenstein in der Hand, drückte der Pater mit den Fingern auf die Wunde und betete zum heiligen Abelle.
Wärme durchdrang Giavnos Körper so wohltuend wie die Arme einer Geliebten. In dieser magischen Umarmung fragte er sich, warum diese idiotischen Barbaren die Schönheit, die Abelle verkörperte, nicht erkennen konnten. Warum wollten sie, warum wollte überhaupt jemand die Macht und Güte nicht anerkennen, die eine derart wunderbare Magie aufrufen und wirken lassen konnte? Warum sollte jemand keinen Gefallen an einem solchen heilsamen Nutzen mit der Verheißung ewigen Lebens finden – nach dieser Mühsal des Irdischen?
Er schloss die Augen und ließ die Wärme durch seinen Körper fließen. Er konnte die Zurückhaltung der Samhaistaner durchaus verstehen, denn Abelle anzunehmen, das würde sie gewiss ihrer tyrannischen Macht berauben. Aber nicht diese Barbaren von Alpinador – nun, eigentlich niemanden anders als ihre Schamanen. Dem gewöhnlichen Alpinadoraner bot der heilige Abelle alles. Und dennoch hatten sie die Mönche in
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