Salvatore, R.A. - Todfeind2
weigerten sich und wurden daraufhin von Fürst Delavals Leuten überrannt?«
»Sie weigerten sich und begingen, da sie nicht bereit waren, im Namen des heiligen Abelle zu töten, Selbstmord, alle zehn, und hundert ihrer Anhänger folgten ihrem Beispiel und sorgten so dafür, dass Fürst Delaval und die Samhaistaner – vor allem die Samhaistaner – den Sieg über Cordon Roe nicht für sich in Anspruch nehmen konnten. Ihr braucht ihr Schicksal nicht zu beweinen, Bruder, denn ihre Tat, ihr unerschütterliches Festhalten an ihrem Glauben, erweichte Fürst Delavals Herz. Schon nach fünf Jahren kam eine weitere Abordnung des heiligen Abelle nach Delaval-Stadt, diesmal auf persönliche Einladung des Fürsten und mit der Zusicherung, dass sie ihren Glauben, unbehindert von ihm oder den Samhaistanern, praktizieren dürften.«
Bruder Giavno schluckte krampfhaft, als er all das zu begreifen versuchte.
»Sie wählten den Tod, anstatt dem heiligen Abelle abzuschwören«, erklärte Pater De Guilbe. »Und wir verehren sie als Helden. Jetzt haben wir es mit Barbaren zu tun, die sich genauso verhalten, und Ihr bezeichnet sie als töricht?«
»Entschuldigt …«, begann Giavno, aber De Guilbe redete weiter.
»Die drei da unten sind unseren eigenen toten Brüdern gar nicht so unähnlich, wenngleich sie natürlich in ihrem Glauben fehlgeleitet sind. Macht ihnen ihren Eigensinn nicht zum Vorwurf, Bruder, denn wenn die Rollen vertauscht wären, würde ich von mir und von Euch nichts anderes erwarten. Der Tod ist nicht unser Meister. Unser Meister ist die Verheißung Abelles. Unsere … Gäste glauben ohne Zweifel an eine ähnliche Verheißung wie all jene, die sich uns entgegenstellen und gegen unsere Mauern anrennen. Es gibt viele Gründe zu sterben, einige sind gut und andere sind nicht sehr vernünftig. Dies ist ein guter Grund, finde ich, und das meinen auch die Barbaren. Daher wissen wir, dass sie immer wieder kommen werden. Ich achte sie wegen ihrer Hingabe an ihre Überzeugungen. Und ich achte sie sogar noch, während ich sie töte.«
»Natürlich, Vater«, sagte ein nunmehr demütiger Giavno und schaute zu Boden.
»Dies hier ist nicht Cordon Roe«, führ De Guilbe fort, wobei seine Stimme lauter und klarer wurde. »Und wir vom Abellikanischen Orden sind in unserem Glauben stärker und sicherer geworden, wir werden diese Mauern halten, ganz gleich, was es unsere Feinde kosten mag. Dank des Göttlichen Covenant der Dreißig Jahre unterliegen wir keinerlei Beschränkungen, was unsere Verteidigung betrifft, wie unsere dahingegangenen Brüder von Cordon Roe.«
»Was meint Ihr?«
»Habt Ihr meinen Blitzschlag gesehen?«
»Ja.«
»Wenn uns die Barbaren wieder angreifen, werden wir ihre Steine und Pfeile mit einer magischen Attacke erwidern, die die Fluten des Mithranidoon aufwühlen wird!«, verkündete Pater De Guilbe. »Wenn wir ein Dutzend, zwanzig oder hundert von ihnen töten, dann sei es so. Die Kapelle Isle wird nicht in die Hände der Ungläubigen fallen. Wir sind hier und bleiben hier, und das gilt auch für die Männer in unserem Verlies. Sie werden dort ebenso verfaulen, wie die Leiber ihrer Brüder auf den Felsen vor unseren Mauern verfaulen werden. Es gibt keine Schonung, Bruder. Gnade gebührt nur denen, die sie verdienen, und im Gegensatz zu unseren Brüdern von Cordon Roe fügen wir uns nicht. Wir sind die Krieger Abelles, und wehe unseren Feinden.«
Draußen vor De Guilbes Tür lehnte sich Bruder Cormack gegen die Wand und barg den Kopf in den Händen. Die flammende Ansprache löste bei Giavno und den anderen Anwesenden im Raum großen Jubel aus, und dieser Applaus, diese Bestätigung, dass sich die Brüder von Abelle über allen anderen stehend wähnten, zerriss Bruder Cormack das Herz.
Er dachte an Milkeila und stellte sich vor, wie sie tot vor den Mauern der Kapelle lag.
Er ließ den Eimer Wasser vor der Tür stehen und kehrte eilends in seine eigene kleine Zelle zurück, wo er die Hilfe Gottes anrief. Dabei hoffte er fast, dass in den ersten Augenblicken des nächsten Angriffs ein Speer sein eigenes Herz finden möge.
14
KEINE ANDERE WAHL
Nach einer ereignislosen und zügigen Fahrt über den Golf, angetrieben von den spätsommerlichen Westwinden, glitt die Lady Dreamer in Pireth Vanguard, der ältesten Siedlung Honces im gleichnamigen Land, an den Pier. Callen, Cadayle und Bransen standen am Bug und sahen dem Anlegemanöver des Schiffes zu.
»Wir werden ihn finden«,
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