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Salz auf unserer Haut

Salz auf unserer Haut

Titel: Salz auf unserer Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoîte Groult
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insistiert die Anstandsdame, hast du es nicht bemerkt? Eine HollywoodDekoration für drittklassige Filme. Verführungsszene. Es treten auf: ein Kuhhirte und eine Schloßherrin. ‒ Hier könntest du wenigstens Cowboy sagen, unterbricht sie George. ‒ Wo ist da der Unterschied? antwortet die Anstandsdame. Die Szene ist sowieso schon abgedreht, wenn ich meinen Augen trauen s oll: Dein Kuhhirte hat einen Ständer wie ein brünstiger Esel! Vielleicht sollte ich hier lieber wie ein Neger sagen, wie? In weniger als fünf Minuten bist du aufgespießt, meine Liebe.
    »Bei diesem Wetter setzt man keinen Busen vor die Bluse«, versucht sich George in Wortspielen, ungerührt von den sarkastischen Bemerkungen der Anstandsdame, während Lozerech mit der einen Hand ihr magnetisches Zentrum durch den dünnen Stoff hindurch berührt und mit der anderen bestrebt ist, ihren Büstenhalter zu öffnen.
    »Warum trägst du überhaupt einen, bei deinem Busen?« »Damit's länger dauert«, flüstert sie. Sie hat den roten Lampion auf ihrer Terrasse ausgemacht und die Jeans dieses Typen da, den sie im Flugzeug kennengelernt hat, geöffnet. Er
    hat so schöne Schenkel, daß er nicht lächerlich wirkt mit seinen Hosen auf den Knöcheln. Seit er im Südatlantik arbeitet, ist sein Oberkörper braungebrannt. Ja, und diese Zonen mit Kinderhaut zwischen den Pelzflächen… Keine Rede kann mehr sein von irgendeiner Lilie in irgendeinem Tal, nur die Seeanemone bewegt sich noch mit der Welle. Zeig mir, wie du Liebe machst, schöner Fremder, ich habe dich schon so lange vergessen. Jawohl, Anstandsdame, er wird es mir hineinstecken, dieses komische hellbraune Ding mit einem Helm vorne drauf, und stell dir vor, in dieser Minute gibt es für mich nichts Schöneres auf der Welt, als mich für diesen Mann zu öffnen, und wenn er tief in mir drin ist, mich über ihm zu schließen. Vögle mit mir in den Morgen, vögle mit mir in das Glück!
    Sie haben sich noch immer nicht geküßt, aber ihre Augen können sich nicht mehr vom Mund des anderen lösen. Auch ihre Hände können nicht mehr von der Haut des andern lassen, die sie so bedächtig streicheln, daß es fast schmerzhaft wird. Dann schleppen sie sich, ineinander verklammert, in das Schlafzimmer, wo George im Vorübergehen die ungesunde Klimaanlage abstellt. Zwei Bilder, die Negerinnen mit spitzen Brüsten vor Strohhütten und Ananassträuchern darstellen, hängen zu beiden Seiten des großen Bettes ‒ die Benutzer sollen schließlich nicht vergessen, daß sie in den Tropen sind.
    Gauvain schiebt George auf dieses Bett, aber noch hat er den Mut, sie nicht mit seinem Körper zu bedecken. Er setzt sich neben sie, als wäre sie ein Instrument, das er nun spielen will. Sie findet ihn schön, wenn er sich auf die Liebe vorbereitet, und wenn sein intensiver Blick sich mit einem Schmerz verschleiert, der ihr nahegeht. Sie wartet. Nicht mehr lange jetzt. Sie sind in jene Zone vorgedrungen, die nur ihnen gehört und wo sie ihren Lebensalltag endgültig hinter sich lassen. Er neigt sein Gesicht zu ihr, und ohne sie mit seinen Händen zu berühren, beginnt er ihre Lippen zu küssen. Erstes intimes Erkunden, noch sind es nur die Zungen. Dann tastet sich die eine Hand zum Busen vor, während die andere sich nach dem Grad der Erwartung bei George erkundigt, und dies so vorsichtig, daß es gewaltiger ist als Gewalt. Aber sie werden es nicht lange aushalten, nur mit den ineinander verschmolzenen Lippen und mit seinen Fingern an der Innenseite ihrer Schenkel, dort an der Stelle, wo sie Mund werden, und mit ihren Händen, die sein Glied umfassen. Als beide es nicht mehr ertragen können, legt er sich ganz auf sie, spreizt ihr die Beine auseinander mit den seinen, gleich wird das Schiff die Hafeneinfahrt passieren, und mit einem unendlich langsamen Stoß kommt er ans Ziel. »Ein Zentimeter in der Sekunde«, wird sie erklären, falls Ellen wieder alles genau wissen will, und ihre spöttische Anmerkung kann sie sich vorstellen: »Nicht einmal ein Viertel Knoten! Du mußt doch zugeben, daß das für einen Seemann nicht gerade…«
    Als sanft auflaufende Brandung kommt der Orgasmus, sie können ihn kaum unterscheiden, so intensiv ist alles drum herum. Und er dauert lange, vielleicht überkommt er sie zweimal, wer weiß es schon. Sie jedenfalls wissen es nicht, denn sie regen sich nicht, um sich so lange wie möglich auf dem schäumenden Kamm dahintragen zu lassen.
    »Ich bin glücklich, diesmal habe ich warten können«,

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