Salz der Hoffnung
Zuckerschlecken.«
»Ja, es muß schlimm gewesen sein, wenn sogar einer wie Collins die Kolonie aufgegeben hat. Was war das Problem?«
»Alles. Wir haben uns auf der Ostseite des Vorgebirges niedergelassen, doch dort war dichtes Buschland. Wenig Wild und noch weniger Wasser. Es ging ein Gerücht, irgendwo ergieße sich ein großer Fluß in die Bucht, aber bis wir den gefunden hatten, hatte der Colonel genug. Seine Ansiedlung am Derwent hat hingegen von Anfang an funktioniert.«
»Ja, es beweist die Ausdauer und Entschlossenheit dieses Mannes, daß er nicht einfach nach Sydney zurückgehinkt kam und um Ablösung gebettelt hat. Nehmen Sie Platz, Mr. Jorgensen.«
Er wies auf einen Stuhl, doch sein Besucher nahm erst einmal Haltung an. »Sir, ich bin gekommen, um Ihnen für Ihre Hilfe zu danken und Ihnen dies hier zu bringen.« Er zog eine Flasche aus einer der tiefen Taschen seines Umhangs hervor. »Es ist nur eine Kleinigkeit, aber ich kann die Marke empfehlen.«
Phillip war hocherfreut. Nicht viele Leute machten sich die Mühe, einem alten Admiral etwas zu schenken, und dies hier, das wußte er, kam von Herzen.
»Es ist der beste weiße Jamaika-Rum, den ich auftreiben konnte«, sagte Jorgensen.
Der Admiral sah auf das Etikett. »Bei Gott, es gibt keinen besseren. Ich danke Ihnen. Und jetzt, da Sie ein freier Mann sind, welche Ihrer vielen Marinelaufbahnen wollen sie wieder aufnehmen?«
»Keine, Sir. Ich ziehe es vor, meinen Kurs von jetzt an selbst zu bestimmen.«
»Verstehe. Nun, ich bin erfreut, Sie kennenzulernen, Jorgensen. Es ist nicht so einfach, Berichte aus erster Hand aus den Kolonien zu bekommen. Collins vollbringt dort unten Großes, habe ich mir sagen lassen.«
»Ja, Sir. Van Diemens Land ist ein wunderbares Land. Es hat mehr Ähnlichkeit mit England als mit dem australischen Festland. Es ist grüner.«
»Tatsächlich?«
Die beiden Männer redeten, bis es dunkel wurde. Details waren es, die Phillip hören wollte. Details. Keine nüchternen Berichte, die die menschliche Seite des rauhen Lebens in den Kolonien übergingen. Er genoß es, mit dem jungen Jorgensen über diese Dinge sprechen zu können, ohne allzu neugierig zu erscheinen. Von ehemaligen Gouverneuren wurde erwartet, daß sie ihre Unternehmungen in der Fremde vergaßen, sobald sie wieder daheim waren. Ein anhaltendes Interesse wurde leicht als Einmischung interpretiert.
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, Sie hätten in der britischen Marine bleiben sollen«, sagte Phillip schließlich. »Sie hätten eine große Karriere vor sich gehabt. Doch jeder Mann muß seine eigenen Entscheidungen treffen. Es wird spät, ich muß meinen Laden hier dichtmachen.«
»Natürlich, Sir.« Jorgensen sprang auf. »Es tut mir leid, ich habe Sie aufgehalten.«
»Keineswegs. Kommen Sie bald wieder, dann reden wir weiter.«
»Ja, Sir. Ich würde gerne mit Ihnen über die Situation in Island reden.«
»Was ist mit Island?«
»Nun, in aller Kürze, Sir, damit ich Sie nicht noch länger aufhalte: Der Krieg hat Island schwere Zeiten beschert, das Land leidet furchtbar unter der Lebensmittelknappheit. Wenn England eine helfende Hand ausstrecken würde, wären die Isländer ewig dankbar.«
»Und wie sollen wir das anstellen?«
»Indem Sie mir ein Schiff geben, um Lebensmittel dorthin zu bringen.«
»Ein Schiff? Nicht gerade ein sehr bescheidener Wunsch. Ich weiß nicht so recht, mein Junge. Aber woher würden Sie denn die Lieferungen beziehen?«
»Ich habe Kaufleute an der Hand, die das Risiko eingehen würden.«
»Ich hoffe, Sie erwarten keine Marineeskorte.«
»Nein, ich brauche keine Eskorte.«
»Und wo sollen wir ein Schiff hernehmen?«
»Wie wäre es mit einem der beschlagnahmten dänischen Schiffe?«
Phillip griff nach seinem Rock, während er darüber nachsann. »Ich weiß nicht recht. Sie müßten unbewaffnet fahren. Die Tage, da Sie bewaffnete Schiffe in unseren Gewässern kommandiert haben, sind vorüber.«
»Das ist mir klar. Keine Waffen, nur Vorräte.«
»Und woher würden Sie die Mannschaft
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