Salz der Hoffnung
nehmen?«
»Englische Matrosen, Freiwillige. Um die Ehrlichkeit meiner Absichten unter Beweis zu stellen.«
Der Admiral ging zu der großen Karte an der Wand hinüber. »Island leidet nicht nur wegen der Blockade und dem Verlust der dänischen Flotte, sondern auch weil sie dort wirklich gefährliche Gewässer haben. Es ist ein gewaltiges Risiko.«
»Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen.«
»Sie vielleicht, aber was ist mit Ihrer Mannschaft? Warum sollten die das Risiko auf sich nehmen wollen?«
Jorgensen zuckte die Achseln. »Weil ich es schaffen werde, Admiral. Ich verspreche es Ihnen. Ich verbürge mich für die Sicherheit eines jeden Mannes an Bord meines Schiffes.«
Phillip sah auf die Karte. »Tja.« In seiner Stimme klang immer noch Skepsis durch. »Es ist ein außergewöhnliches Ansinnen. Lassen Sie mich ein Weilchen darüber nachdenken. Kommen Sie am Montag wieder, und wenn ich zu dem Schluß gekommen bin, daß es eine durchführbare Idee ist, werde ich dafür sorgen, daß Sie über ihren Vorschlag mit einigen Leuten hier reden können.«
Es galt derzeit als unpatriotisch, französische Weine auf den Tisch zu bringen, darum lief der Handel schleppend. Samuel packte zwölf Flaschen in Stroh gebettet in eine Kiste und gab sie Cameron mit. »Ein Geschenk für Edwina«, sagte er. »Als Dank für das wunderbare Essen neulich.« Er rief einen seiner Angestellten herbei und wies ihn an, die Kiste zu Camerons Kutsche hinauszubringen. »Und sei ja vorsichtig damit!« rief er ihm nach. »Wenn du sie fallen läßt, mußt du sie bezahlen!«
»Das ist sehr freundlich von dir, Samuel«, sagte Cameron. »Wir wissen es zu schätzen. Sag, ist Captain Jorgensen schon hier?«
»Nein. Laß uns in mein Büro hinaufgehen und dort auf ihn warten.«
Cameron folgte ihm die enge Holztreppe hinauf in ein Zwischengeschoß, von dem aus man das gesamte Lagerhaus überblicken konnte: ein schwindelerregendes Gewirr aus Waren – auf Regalen aufgestapelt oder zu unordentlichen Hügeln aufgehäuft –, die nahezu den ganzen Boden bedeckten. Cameron fragte sich, wie man in diesem Durcheinander jemals etwas finden konnte, aber so war Samuel nun einmal. Oben war es genauso schlimm. Der Schrank mit den Teetassen mußte zugleich als Aktenablage herhalten, und es gab kaum genug Platz zwischen all den Tischen, Kisten und Körben, um sich auch nur umzudrehen. In einer Ecke lehnte eine Teppichrolle und setzte Staub an, ein halbes Dutzend ausgestopfter Vögel hockten auf einem Korbtisch, lehnten aneinander wie Betrunkene. Cameron behauptete, er handele mit Lebensmitteln, doch in Wahrheit kaufte und verkaufte er einfach alles. Einem günstigen Angebot konnte er nie lange widerstehen.
Samuel scheuchte eine rotgetigerte Katze aus einem verschlissenen Sessel, damit sein Gast Platz nehmen konnte.
»Wenn ich ehrlich sein soll, Cameron, fing ich schon an zu glauben, der Captain habe uns vergessen, oder seine großen Pläne hätten sich zerschlagen.«
»Das dachte ich auch. Aber wie es scheint, hat er mit ein paar Herren der Admiralität gesprochen.«
»Der Admiralität? Was treibt er nur? Ich habe nicht das geringste Interesse daran, daß diese Leute ihre Nasen in meine Angelegenheiten stecken. Außerdem hat die Marine ihr eigenes Nachschubsystem. Wie sollte Jorgensen da hineinpassen?« Er suchte sich einen Weg hinter seinen Schreibtisch und ließ seine schmale Gestalt in einen reichverzierten Stuhl sinken, der schon bessere Tage gesehen hatte. Samuel fluchte, als sein weiter Samtärmel sich an einer geschnitzten Armlehne verfing.
»Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Ich weiß nur, daß er Gespräche mit der Admiralität geführt hat, weil er ein Schiff von ihnen will.«
»Ein Schiff?« Samuel zündete sich eine Zigarre an.
»Hältst du es für möglich, daß er nicht ganz richtig im Kopf ist?«
Cameron kratzte sich am Hals. Von all dem altem Staub hier bekam er immer Juckreiz. »Es klingt wirklich merkwürdig, aber Regal sagt, er war jeden Tag der vergangenen Woche dort, als muß er mit irgendwem Gespräche führen.«
»Meine Güte, Cameron, wenn ich wollte, könnte ich auch jeden gottverdammten Tag zur Admiralität gehen und irgendwen
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