Salz der Hoffnung
sich auf See verdient. Ich mußte ihn überreden, mich bei seinen Vorgesetzten einzuführen, und das dauerte Tage. Aber um Ihre Zeit nicht über Gebühr zu beanspruchen, Gentlemen: Ich werde mein Schiff bekommen.«
»Warum sollten sie Ihnen ein Schiff geben?« fragte Cameron. »Das ist doch mehr als unwahrscheinlich.«
»Mr. Spencer, die Menschen in Island sind wegen dieses Krieges in größter Not. Island ist abhängig von Dänemark, und jetzt, da die dänische Flotte lahmgelegt ist, ist es von der Außenwelt abgeschnitten. Sie benötigen dort dringend Vorräte, und hier kommen Sie ins Spiel. Ich bekomme ein Schiff, um die Vorräte hinzubringen.«
Samuel wirkte immer noch skeptisch, also stellte Cameron die Frage: »Bei allem Respekt, Captain, aber warum ausgerechnet Sie? Warum schickt die Admiralität nicht eins unserer eigenen Schiffe?«
Jorgensen stand auf und streckte sein Kreuz. »Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen mußte ich sie erst einmal überreden, überhaupt Vorräte hinzuschicken. Sie waren nicht besonders begeistert und stehen auf dem Standpunkt, daß Island nicht in ihrer Zuständigkeit liegt. Ich habe ihnen erklärt, daß die Welt ihnen für ihr Mitgefühl danken wird, und dann mußte ich, wie bei solchen Diskussionen üblich, jedes Hindernis überwinden, das sie mir in den Weg legten. Doch ich war gewappnet. Ich rechnete damit, daß sie einwenden würden, die Schiffe der Marine würden anderweitig benötigt. Also erinnerte ich sie an die dänischen Schiffe im Hafen von Yarmouth.« Samuel nickte. »Aber warum Sie? Warum schickt man nicht einen unserer Leute? Es ist ein bißchen seltsam, einen Ausländer zu schicken.«
Der Däne quittierte diese Bemerkung mit einem milden Lächeln. »Weil niemand sonst es tun will. Die Fahrt ist nicht ungefährlich. Erst der Spießrutenlauf durch die Blockade der französischen Marine, dann die gefährlichen nördlichen Gewässer. Vielleicht meinen die Herren der Admiralität ja, um mich sei es eh nicht besonders schade. Sie sind überzeugt, daß ich niemals dort ankomme, und darum sind sie – in der widersprüchlichen Art, die nun einmal der menschlichen Natur eigen ist – dazu bereit, mich zu unterstützen. Und wenn ich es wider Erwarten doch bis nach Reykjavik schaffe, stellen Sie sich vor, welch ein Loblied dann die Presse auf sie anstimmen wird!«
»Aber wenn Island zu Dänemark gehört, werden sie keine britische Einmischung wollen«, wandte Cameron ein. »Dänemark wird gewiß protestieren.«
»Ha! Noch ein guter Grund, mich zu schicken. Ich bin kein Brite. Mit einem dänischen Captain und einer britischen Freiwilligenmannschaft wird es keine Proteste geben.«
»Falls Sie ankommen«, bemerkte Samuel.
»Das werde ich, da können Sie sicher sein. Ich war schon dort und kenne die Gewässer.«
»Sind sie wirklich so gefährlich?« wollte Cameron wissen.
»Für einen unerfahrenen Kapitän, ja. Aber ich kenne mich aus mit Schiffen und bin ein erfahrener Steuermann. Es wird eine große Herausforderung.«
Samuel sprach aus, was auch Cameron Sorgen machte: »Wenn mir die Fracht gehört, kann ich auf Herausforderungen dieser Art gut verzichten. Ich will, daß die Ladung heil und sicher ankommt.«
»Sie wird so sicher sein wie in ihrem Lagerhaus hier«, erwiderte Jorge. »Und Sie wären die einzigen Lieferanten für Island, Gentlemen. Ich sagte doch, ich eröffne Ihnen einen Markt ohne Konkurrenz. Solange der Krieg andauert, gehört er allein Ihnen. Sie beschaffen den Nachschub, ich liefere aus. Und die Leute dort werden dankbar sein. Mit einer Schiffsladung werden sie allerdings nicht weit kommen, also werde ich regelmäßig dorthin segeln.«
»Woher sollen wir wissen, daß Sie mit unserer Ladung nicht einfach nach Dänemark segeln?« fragte Samuel.
»Weil ich eine englische Mannschaft haben werde. Sie würden für keinen Captain der Welt in die Gefangenschaft segeln. Aber wenn es Sie beunruhigt, dann kommen Sie doch einfach mit, Mr. Phelps. Sie könnten die Bestellungen dann an Ort und Stelle selbst aufnehmen. Sie wären Ihr eigener Agent, sozusagen.«
»Vielleicht tu ich das«, brummte Samuel. »Vermutlich wäre es ratsam, mir diesen sogenannten Markt einmal selber anzuschauen.«
»Also, was
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