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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Gäste warteten, und später entschied Cameron, daß der Rum schuld daran war, daß er sich auf einen so riskanten Plan eingelassen hatte. Sein Vater hatte ihm beigebracht, es gebe kein leicht verdientes Geld. Jedes scheinbar unwiderstehliche Angebot müsse zwangsläufig einen Haken haben. Doch es war faszinierend, in seinem eigenen Salon zu sitzen und mit einem Mann zu reden, der sich als Personifikation seiner eigenen Kindheitsträume erwies: Jorgensen war auf allen Weltmeeren gesegelt, durch Hurrikans und haushohe Wellen. Er hatte unter der Totenkopfflagge auf dem Deck von Piratenschiffen gestanden und mit Entermesser und Säbel gegen feindliche Walfänger gekämpft. Er kannte die wunderschönen, braunhäutigen Frauen der pazifischen Inseln, die Röcke aus Gras trugen und ihre Hüften schneller schwangen, als ein Mann mitzählen konnte.
            Nun bedauerte es Cameron fast, Meg Phelps auch eingeladen zu haben. Er und Samuel hätten einen wunderbaren Abend mit diesem Draufgänger verbringen und über pikantere Themen reden können, als es in der Gesellschaft von Damen möglich war.
            Der Captain sah sich im Raum um und entdeckte sich in einem hohen, goldumrahmten Spiegel. »Was halten Sie von dieser feinen Verkleidung?« fragte er, als sie den Türklopfer hörten. »Sehe ich korrekt aus?«
            »Natürlich«, erwiderte Cameron, erfreut, daß sie innerhalb kurzer Zeit zu einem so vertraulichen Umgang gefunden hatten. »Ihr jungen Männer habt Glück, ihr braucht euch keine Gedanken um eure Bäuche zu machen.«
            Dann führte Edwina Samuel und Meg herein, und die Gäste wurden einander vorgestellt. Meg Phelps flüsterte hinter ihrem gewaltigen Elfenbeinfächer: »Meine Güte, sieht der gut aus!« und die Damen belegten Jorgensen mit Beschlag.
            Nach dem Essen waren die Männer ein Weilchen unter sich, und der Captain verschwendete keine Zeit: »Mr. Phelps, soweit ich weiß, handeln sie mit Lebensmitteln und versorgen vornehmlich die Märkte in größeren Städten?«
            »So ist es. Ich bin für die Lebensmittel und die verderbliche Ware zuständig, Cameron für die Textilwaren.«
            »Gut. Also, Gentlemen, was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen für Ihre Waren einen neuen Markt eröffnen würde, auf dem Sie konkurrenzlos wären? Wären Sie interessiert?«
            Samuel lachte. »So etwas gibt es nicht.«
            »Doch.«
            »Wo?« fragte Cameron, knöpfte seine Weste auf und genoß es, nicht länger darin eingezwängt zu sein.
            »Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen. Aber wenn ich diesen Handel aufbaue, werde ich Lieferanten von einwandfreiem Ruf benennen müssen, die langfristig große Lieferverträge erfüllen können.«
            Samuel griff nach seinem Portwein. »Ist dieser Markt groß genug, um für Cameron und mich von Interesse zu sein? Wir beliefern keine Dorfmärkte, wissen Sie.«
            »Es ist ein Exportmarkt«, erklärte Jorgensen. »Ein sicherer. Da heutzutage niemand besonders viel exportiert, könnte ich mir vorstellen, daß die meisten Kaufleute eine neue Absatzmöglichkeit ganz gut gebrauchen können.«
            »Das ist wahr«, bemerkte Cameron.
            »Für meinen Geschmack klingt das alles ziemlich windig«, brummelte Samuel. »Aber wenn Sie wirklich einen neuen Exportmarkt entdeckt haben, sind wir sehr interessiert. Sobald Sie die Karten auf den Tisch legen, Captain, werden wir uns ernsthaft mit der Angelegenheit befassen.«
            »Danke. Das war alles, was ich wissen wollte. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muß gehen. Ich habe Regal versprochen, nicht allzu spät zurückzukommen.«
            Cameron fragte sich, warum er so beunruhigt war. Lag es an den Gedanken, die er sich wegen Regal machte? Vielleicht ließ ja einfach nur die Wirkung des Alkohols nach. Er lauschte den anderen, die sich über den bereits verabschiedeten Gast unterhielten und einhellig der Ansicht waren, daß es ein ausgesprochen unterhaltsamer Abend gewesen sei. Und das war es auch. Es gab überhaupt keinen Grund für diese unterschwellige Nervosität. Er schenkte sich noch einen Brandy ein.
            Konteradmiral Arthur Phillip hatte eine schwere Grippe hinter sich und war noch nicht ganz wiederhergestellt. Er wußte, er hätte die Reise nach London eigentlich noch nicht wagen dürfen, doch wer sich nicht sehen

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