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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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auch sagen, wenn er sie in Zukunft nicht zufriedenließe, würde Captain Jorgensen die Angelegenheit mit ihm regeln, von Mann zu Mann.
            Sie schüttete Wasser aus der Kanne in die Waschschüssel, ließ ihr Nachthemd zu Boden fallen und wusch Gesicht und Körper hastig mit einem Schwamm. Sie stand leicht gekrümmt, denn die Magenschmerzen hielten an. Es würde Monate dauern, ehe Leonard hier war, aber er würde diese englischen Anwälte schon auf Trab bringen, die unfähig schienen, zu einer Entscheidung zu kommen. Oder unwillig. Obwohl sie sie engagiert hatte, wurde sie das Gefühl nicht los, daß sie ihre Handlungsweise mißbilligten und insgeheim mit Charles sympathisierten. Zur Hölle mit Charles! Diese wenigen letzten Tage mit Jorge waren so kostbar, und Charles verdarb sie ihr.
            Sie eilte an ihre Wäscheschublade, zerrte Unterwäsche heraus und streifte sie über, dann trat sie an den Schrank und griff nach dem erstbesten Kleid, ein Modell aus rosafarbenem Voile. Als sie es angezogen hatte und das weiche Mieder glattstrich, stellte sie fest, daß das Kleid hinten mit einer Reihe winziger Knöpfe verschlossen wurde, an die sie nicht herankam. Sie schwankte noch, ob sie sich umziehen oder nach Bonnie läuten sollte, als plötzlich jemand gegen die Tür hämmerte.
            »Madam! Mrs. Howth! Sind Sie wach?«
            »Natürlich bin ich wach«, antwortete sie. »Hör auf mit dem Gezeter und komm herein.«
            Bonnie stürzte ins Zimmer. »Etwas Furchtbares ist geschehen, Madam.«
            »Schon gut, beruhige dich. Komm her und schließ das Kleid. Was ist passiert?«
            »Mr. Howth ist tot! Ermordet! Im Park in Stücke gehackt, sagen sie.«
            »Was?« Regal starrte sie an. »Bist du sicher? Wo hast du das gehört?«
            »Tom kam herübergelaufen, um es uns zu sagen. Sie kennen doch Tom, den Küchengehilfen von Woburn Place. Er sagt, Mr. Howth war auf dem Heimweg durch Coram’s Field gestern nachmittag. Da wurde er überfallen und ermordet.«
            »Das kann nicht sein.«
            »Doch. Tom sagt, einer der Diener hat ihn gefunden und die Wache gerufen, und das Haus war die ganze Nacht in Aufruhr, immer kamen noch mehr Leute. Mr. Victor ist dort, Sie wissen schon, Mr. Charles’ Bruder mit seiner Frau, seine Freunde, und der Sheriff natürlich auch. Tom sagt, die Dienstboten sind alle unruhig, sie wollen wissen, was aus ihnen werden soll ohne Herrschaft im Haus. Sie haben alle Angst, daß sie entlassen werden, also haben sie Tom herübergeschickt, um Sie zu fragen. Sie wollen wissen, ob sie ihre Arbeit behalten.«
            »Wie soll ich das wissen? Und warum hat man mich nicht bereits gestern abend benachrichtigt?«
            »Na ja, Mr. Charles’ Bursche … Tom sagt, er ist furchtbar verstört … jedenfalls hat er Mr. Victor gefragt, ob er nicht lieber zur Euston Road hinüberlaufen und es Ihnen sagen sollte, aber Mr. Victor hat gesagt, er soll sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, also hat gestern abend keiner gewagt, das Haus zu verlassen. Und außerdem laufen die Mörder ja immer noch da draußen herum, nicht einmal in den Betten sind wir noch sicher.«
            »Jetzt schließ endlich diese Knöpfe«, sagte Regal, bemüht zu begreifen, was Bonnie ihr soeben eröffnet hatte. Ihr war zum Lachen zumute. Und zum Schreien. Es geschah Charles recht. Und was für ein Glück, daß sie die letzte Nacht nicht verdorben hatte, indem sie Jorge mit Charles’ albernen Drohungen beunruhigte. Aber war es auch wirklich wahr oder nur ein Fall von kollektiver Hysterie unter den Dienstboten? Sie konnte es einfach nicht glauben, ehe sie keine offizielle Bestätigung hatte. Trotz allem war Charles doch schließlich ihr Ehemann … »Bonnie, nimm die Kutsche und fahr zu Mrs. Spencer. Sag ihr, ich brauche sie hier. Dringend. Und Mr. Spencer soll auch kommen. Wenn das wirklich wahr ist, dann will ich hier nicht allein sein. Oder sollte ich vielleicht zu Edwina fahren? Nein, es ist wohl besser, ich bleibe hier. Ich fühle mich nicht wohl.«
            »Soll ich Ihnen Tee bringen?«
            »Nein, du fährst besser jetzt gleich. Und beeile dich.«
            Sie fühlte sich tatsächlich nicht wohl. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf durcheinander, und sie fürchtete sich. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, als breche ein Unheil über sie

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