Salz der Hoffnung
aufnimmst. Alle werden das wissen wollen. Cameron kann sie fortschicken, du brauchst sie gar nicht zu empfangen. Aber ich meine, du solltest versuchen, so bekümmert wie möglich dreinzusehen, wenigstens eine Zeitlang. Den Schein wahren, verstehst du. Doch was wird mit der Beerdigung? Kümmerst du dich darum oder seine Familie? Das bringst auch nur du fertig, Regal, in eine so delikate Situation zu geraten.« Regal ließ sie weiterplappern. Sie hörte den Türklopfer und die Stimmen der Männer in der Halle. Schließlich kam Cameron ins Wohnzimmer zurück, doch er brachte die Besucher mit. Sie hatte heute eigentlich niemanden empfangen wollen, doch jetzt war es zu spät.
Cameron stellte sie als Sheriff Cranston und Mr. Daniels vor.
Cranston entschuldigte sich für ihr Eindringen und erklärte die Situation. »Wie ich Mr. Spencer schon sagte: Ihr Gatte, Mrs. Howth, ist auf tragische Weise und vor der Zeit aus dem Leben geschieden, und wir möchten Ihnen unser herzliches Beileid aussprechen. Es muß ein böser Schock für Sie sein.«
Regal nickte.
»Ihr Schwager, Victor Howth, hat den Leichnam identifiziert«, fuhr er fort.
»Was ist mit der Beerdigung?« fragte Edwina, und Cameron bedachte sie mit einem Stirnrunzeln. »Darüber machen wir uns später Gedanken.«
»Ja, das ist Sache der Familie«, sagte Cranston. »Doch da Mr. Howth einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist, muß ich Ihnen jetzt leider ein paar Fragen stellen. Fühlen Sie sich in der Lage, sie mir zu beantworten, Mrs. Howth?«
Wiederum nickte Regal; abzulehnen wagte sie nicht. Sie war zutiefst erschrocken, daß der Sheriff sie aufsuchte. Er machte sie nervös, es war, als sei er gekommen, um hier im Haus eine Verhaftung vorzunehmen.
»Bin ich recht informiert, daß Sie hier mit einem Mr. Jorgensen zusammenleben, Madam?«
»Captain Jorgensen«, verbesserte sie.
»Ach richtig«, stimmte er zu. Seine Frage war damit beantwortet. »Ihr Schwager hat uns mitgeteilt, daß Ihr verstorbener Gatte im Begriff war, Captain Jorgensen wegen krimineller Beziehungen zu Ihnen zu verklagen. Ist das richtig?«
»Selbstverständlich nicht!« rief Edwina aus.
»Er hat davon gesprochen«, sagte Regal. »Aber er hätte es niemals in die Tat umgesetzt.«
»Wann haben Sie Ihren Gatten zuletzt gesehen?«
»Gestern nachmittag. Er war hier, um mich zu bitten, wieder zu ihm zurückzukommen.«
»Verstehe. Und was haben Sie geantwortet?«
Regal begannen diese Fragen zu verärgern. Glaubten sie etwa, sie habe es getan? Oder wollten sie es Jorge anlasten? Sie erwog, ein paar Antworten zu erfinden, denn Charles konnte sie ja nicht mehr der Lüge bezichtigen, doch dann entschied sie, daß das im Augenblick nicht zweckmäßig sei. »Ich habe abgelehnt.«
»Und wann ist Mr. Howth gegangen?«
»Ich bin nicht sicher, etwa gegen halb fünf.«
»Kam Mr. Howth zu Pferd oder in der Kutsche?«
»Nein, er kam zu Fuß. Er ging gerne ein paar Schritte. Es ist nicht weit bis zum Woburn Place …«
»Durch Coram’s Field?«
»Ja. Vermutlich. Es ist eine Abkürzung.«
»Danke«, sagte er und nickte dem anderen Mann zu, der sich Notizen machte. Regal hoffte, das Gespräch sei damit beendet, doch der Sheriff hatte noch weitere Fragen. »Mrs. Howth, kennen Sie einen Major Reynolds?«
»Ich bin ihm einmal begegnet«, sagte sie und hoffte, es klang gleichgültig.
»Ach ja? Nach Major Reynolds’ Schilderung hatte ich den Eindruck, sie kennen sich näher.«
»Er ist kein Mann, den ich näher kennenlernen möchte«, gab sie zurück. »Wir sind uns nur einmal begegnet.« Hätte sie gewußt, daß diese Männer sie verhören würden, hätte sie niemals Edwina und Cameron hergebeten. Sie wünschte, sie hätte nicht so überstürzt gehandelt. Cameron, der ihr Handeln mißbilligte, hatte ihr halb den Rücken zugekehrt, um sich deutlich von ihr zu distanzieren. Edwina, wie nicht anders zu erwarten, verschlang gierig jedes Wort, das gesprochen wurde.
»War Captain Jorgensen gestern nachmittag hier?«
»Nein. Er war anderweitig beschäftigt und kam erst sehr spät
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