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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sie unbelauscht reden konnten, eine zweite für die Dienerschaft.
            Sollten sie doch alle zur Hölle fahren. Sie fühlte, daß sie endlich begann, sich zu befreien, den Einfluß all dieser Männer abzuschütteln, die über ihr Leben bestimmen wollten. Edwina hatte recht. Sie würden sich wunderbar amüsieren.
             
            Diesmal engagierte Regal einen Herrn, der sich mit der Renovierung und Umgestaltung von Häusern auskannte. Er war hingerissen, als er erkannte, daß es sich um die berühmte Howth-Residenz handelte.
            Regal wollte mehr Licht in ihr Haus lassen: Fenster sollten vergrößert, Wände eingerissen, alle Teppiche und Tapeten erneuert werden. Und während all das geschah, kam schließlich ein Bote, den man von der Euston Road weiter hierher geschickt hatte, und brachte die Nachricht, die Aeolus liege im Hafen und der Captain sende ihr Grüße!
            Regal kam es vor, als berührten ihre Füße den Boden kaum. Sie lief durchs Haus und rief Bonnie und den anderen Dienern Anweisungen zu. Die Kutsche! Sie brauchte sie sofort. Sie wollte, daß etwas Besonderes zum Essen eingekauft und all seine Lieblingsspeisen bereitet wurden. Zum Erstaunen der Handwerker nahm sie auf der Treppe zwei Stufen auf einmal. Sie bürstete sich kurz über die Haare und probierte in ihrer Aufregung wenigstens ein halbes Dutzend Hüte an, die sie alle beiseite warf. Schließlich entschied sie sich für einen schlichten Umhang mit Kapuze. Was machte es schon, daß das Haus kopfstand? Sie hatte versucht, jede Erinnerung an Charles und seine Familie auszumerzen, damit Jorge das Gefühl hatte, er betrete ein völlig neues Haus. Alle Howth-Portraits waren auf den Dachboden verbannt worden. Eines Tages würde sie sie Felicity schicken. All die Zweifel, die sie nach seinem überstürzten Aufbruch befallen hatten, waren jetzt vergessen. Vergessen waren auch all die Vorwürfe … er war zu Hause!
            Auf dem ganzen Weg zum Hafen saß Regal auf der Kante der Sitzbank, nervös und voller Ungeduld. Es regnete in Strömen, und die Kutsche kam auf den aufgeweichten Straßen nur langsam vorwärts. Sie fürchtete, Jorge könnte das Schiff schon verlassen haben, wenn sie ankam. Sie könnte es jetzt einfach nicht ertragen, ihn zu verpassen.
            Es dauerte ein Weilchen, bis sie in Erfahrung brachten, wo das Schiff festgemacht hatte. Nachdem sie ein paarmal falsch abgebogen waren, fanden sie es endlich, und Regal sprang aus dem Wagen, eilte durch ein Lagerhaus und den Kai entlang, ungeachtet des Windes und des Regens, die das Flußwasser im breiten Hafenbecken aufwühlten. Er stand mit einer kleinen Gruppe von Männern zusammen im Schutz des Vordachs einer Zollbaracke. Dann sah er sie, und sein Lächeln machte jede kummervolle Minute seiner Abwesenheit wett. Als er auf sie zueilte, folgten die Männer ihm, und Regal erkannte, daß es Journalisten waren.
            Jorge schloß sie in die Arme und küßte sie, dann drehte er sich zu den Männern um. »Ich werde jetzt keine Fragen mehr beantworten. Später. Wir reden später.«
            »Wo werden Sie wohnen?« fragte einer der Journalisten. Er hielt seinen Hut mit einer Hand fest und wandte sein Gesicht ab, um es vor dem Regen zu schützen.
            Jorge sah auf Regal hinab, die Schöße seiner Öljacke schlugen gegen ihren Umhang.
            »Woburn Place«, sagte sie, und Jorge winkte die Männer aus dem Weg: »Ich muß die Lady jetzt an Bord bringen, sie wird ganz durchnäßt hier draußen.«
            Als sie auf das Schiff zugingen, lief einer der Journalisten Regal nach und rief: »Sind Sie nicht Mrs. Howth? Die Witwe von Charles Howth? Hat man die Mörder inzwischen gefaßt?«
            Doch Jorge stellte sich zwischen sie und den Verfolger und führte sie eilig davon.
             
            Regal war glücklich. Das Haus sah prächtig aus, der Garten war ein Meer aus Sommerblumen, und Jorge war wieder bei ihr.
            ›Der große Captain‹, wie die Zeitungen ihn nannten, war aus Island zurückgekehrt. Er hatte allen Gefahren der Meere getrotzt, war zwischen feindlichen Schiffen Spießruten gelaufen, um dem vom Hunger bedrohten Land die dringend benötigten Lebensmittel zu bringen. Tag für Tag fanden sich Zeitungsschreiber vor dem Haus ein, die eine Geschichte über diesen mutigen, mitfühlenden Mann schreiben wollten, und Jorge gab ihnen bereitwillig

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