Salz der Hoffnung
auch ein wenig konkreter?«
»Mit allem, mein Liebling. Einfach mit allem!«
»Gib mir einen kleinen Hinweis.«
»Sie haben mir zwei zusätzliche Schiffe bewilligt. Zwei! Auf meiner nächsten Expedition segle ich mit einer Flottille aus drei Schiffen nach Island.«
Er lief die Treppe hinauf und wirbelte seine Mütze in die Luft, klopfte im Vorbeigehen den Dienern auf die Schulter und rief triumphierend: »Drei Schiffe! Habt ihr das gehört? Drei Schiffe!«
Auch wenn er siebenundzwanzig Jahre alt und ein berühmter Schiffskapitän war, er benahm sich wie ein übermütiger Junge, und Regal war hingerissen. Das war ihr Mann, schön, voller Leben, glückselig. Er hatte die Leute dazu gebracht, ihm zuzuhören, hatte seine Chance genutzt, war seines eigenen Glückes Schmied.
Doch dann wurde ihr bewußt, was das bedeutete – daß er sie bald wieder allein lassen würde. »Kann ich dieses Mal nicht mitkommen?«
»Nein, noch nicht.«
»Aber ich werde so einsam sein ohne dich, Jorge.«
Wie üblich war es aussichtslos, mit ihm zu debattieren, und in dieser Nacht lag sie schlaflos in seinen Armen und fragte sich unglücklich, ob diese ständigen Trennungen in ihrer Beziehung zur Regel werden sollten. Ob er ihr jemals gestatten würde, ihn zu begleiten?
Er schien ihre Unruhe zu spüren, denn er zog sie an sich und küßte sie sanft, zärtlich. »Regal. Wenn es soweit ist, werde ich dich mitnehmen. Vergiß das nicht. Was immer auch geschieht, ich werde kommen und dich holen.«
Edwina war enttäuscht. »Aber Regal, ich habe mich so auf unsere Reise gefreut. Ich habe alles über dieses Hotel in Erfahrung gebracht. Es heißt Park House. So ein schlichter Name für ein so schönes Hotel! Wir könnten dort sogar eine Suite bekommen. Komm doch mit mir. Es ist so heiß und stickig hier in London. Die frische Seeluft von Brighton wäre jetzt genau das Richtige für dich.«
»Es tut mir leid, Edwina, ich kann nicht.«
»Also, ich bin wirklich furchtbar enttäuscht. War Jorge denn dagegen?«
»Nein. Ich bin gar nicht dazu gekommen, ihm davon zu erzählen. Ich hatte es vor, aber von dem Tag an, da er erfahren hat, daß er drei Schiffe befehligen soll, habe ich ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Er hatte so furchtbar viel zu tun. Du hättest mit uns kommen sollen, als wir sie verabschiedet haben, es war so aufregend.«
»Ja, Mrs. Phelps hat mir davon erzählt. Sie ist überglücklich, daß Samuel wieder mitgefahren ist, er wird noch richtig berühmt. Aber Cameron ist immer noch verschnupft wegen der ganzen Sache, und ich dachte mir, besser nicht. Ich wollte ihn nicht verstimmen, damit er keine Einwände gegen unsere Reise erhebt. Und wozu das alles, wenn du plötzlich deine Meinung wieder änderst? Warum willst du in diesem leeren Haus bleiben, wo du doch nach Brighton fahren und dich amüsieren könntest?«
»Kannst du Cameron nicht überreden, mit dir zu fahren?«
»Ausgeschlossen. Er hat zu viele geschäftliche Verpflichtungen, außerdem würde er sich furchtbar aufregen über die Kosten. Er legt überhaupt keinen Wert darauf, sich unter die feine Gesellschaft zu mischen.«
Schließlich fuhr Edwina schmollend nach Hause. Regal hätte beinah nachgegeben, aber sie wollte London jetzt nicht verlassen. Diesmal verhielt es sich anders; Jorge war mit wehenden Fahnen vor den Augen einer großen Menschenmenge losgesegelt, die sich im Hafen eingefunden hatte, um die drei Schiffe zu verabschieden. Doch an der Überfahrt selbst hatte sich nichts geändert. Sie war nach wie vor gefährlich, und dieses Mal hatte er die Verantwortung für drei Schiffe, die er unversehrt nach Island bringen mußte. Regal würde wie auf glühenden Kohlen sitzen, bis er wieder heimkam. Sie war noch sorgenvoller als beim letzten Mal, denn was Jorge als steife Brise bezeichnet hatte, nannte Samuel Orkane, Jorges ›rauhe See‹ beschrieb Samuel als aufgewühltes, tosendes Meer mit haushohen Wellen, wild und gefährlich. Jorge hatte ihr versichert, es bestehe kein Anlaß zur Besorgnis, doch jetzt da er fort war, kamen all ihre Ängste zurück.
Doch sie fühlte sich seltsam gefestigt, zufriedener als sie es je zuvor gewesen war. Ihr Leben begann Gestalt
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