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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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auch aus Boston?«
            »Richtig, wir sind alle zusammen hier aufgewachsen.«
            »Waren Sie dabei, als meine Mutter starb, Edwina?«
            »Um Himmels willen, Sie dürfen sich so kurz nach Ihrem schweren Verlust nicht mit solchen Gedanken belasten, das ist nicht gut für Sie. Was war denn nun mit diesem Anwalt?«
            »Nichts weiter. Ich verkaufe das Haus und die Mühle …«
            »Da haben Sie recht. Diesen gruseligen alten Kasten sollten sie schnellstmöglich loswerden, und mit einer Sägemühle sollten Sie sich jetzt auch nicht belasten. Die Verkäufe werden Ihnen ein schönes Sümmchen einbringen. Davon abgesehen, wie stehen Sie finanziell da? Hat man Ihnen darüber Auskunft gegeben?«
            »Ja. Es ist alles in Ordnung.«
            »Das ist keine Antwort. Sie werden eine komplett neue Ausstattung brauchen für London. Maria wird Sie in die Gesellschaft einführen wollen.«
            »Wirklich? Werden wir zu Empfängen und auf Bälle gehen?« Bis zu diesem Augenblick hatte sie London nur als Ziel ihrer Flucht gesehen. Jetzt klang es auf einmal verheißungsvoll.
            »Aber selbstverständlich! Wir machen doch nicht den weiten Weg, nur um immer dieselben vier Wände anzustarren. Wir werden uns amüsieren, dafür sorge ich schon. Aber ich muß wissen, wie es um Ihre materielle Situation bestellt ist. Ich darf nicht zulassen, daß Sie sich verausgaben.«
            »Machen Sie sich keine Sorgen, Edwina. Ich kann mir leisten, was nötig ist.«
            »Ich bin sicher, das können Sie. Ihr Großvater war kein armer Mann. Wieviel hat er Ihnen hinterlassen?« Regal entschied sich für eine ausweichende Antwort. Ihre ›materielle Situation‹, wie Edwina es nannte, war ihre Privatsache. Sie war zu lange allein gewesen, um sich leicht jemandem anzuvertrauen. »Das ist schwer zu schätzen«, erwiderte sie. »Aber Mr. Rosonom hat gesagt, ich solle ruhig fahren und mich amüsieren, es bestehe kein Grund zur Sorge.«
            »Sie haben Geld auf der Bank?«
            »Oh ja. Und er besorgt Kreditbriefe, die ich mit nach London nehmen kann.«
            Regal lernte bald, daß in Edwinas Vorstellung nur Bankguthaben echtes Geld waren, daher die Frage. Ein kleines Guthaben bedeutete eine bescheidene Garderobe, ein großes Guthaben eine umfangreiche. Diese wirtschaftlichen Kenntnisse mochten für Edwina ausreichend sein, aber Regal war jung und hatte noch ein langes Leben vor sich. Geld, fand sie, sollte arbeiten. Sie schwor sich, daß sie in ihrem ganzen Leben niemals würde knausern müssen. Sie würde ihren Großvater nicht enttäuschen, Gott segne ihn.
            Sie hielt noch mehrere Besprechungen mit Leonard ab und verfügte, daß je eintausend Dollar an Mrs. Hobway und Jessie ausgezahlt werden sollten, sobald ihr Anstellungsverhältnis endete.
            Der Abschied von den beiden Frauen, die sich ihr ganzes Leben um sie gekümmert hatten, verlief nicht ohne Tränen. Beide waren sie von Regals Großzügigkeit überwältigt.
            »Aber sagt Edwina nichts davon«, flüsterte Regal, und sie willigten gerne ein. Dann fand sie heraus, daß Mrs. Hobway bei ihrer Tochter leben würde, daß Jessie jedoch niemanden hatte. Also instruierte sie Leonard, ein Häuschen zu kaufen und Jessie die Besitzurkunde zu übergeben, nachdem sie losgesegelt waren. Regal wollte keine Tränen und keine Sentimentalitäten mehr. Sie konnte es kaum erwarten, nach London zu kommen und ein neues Leben zu beginnen.

 

2 . Polly

 
            Boston 1776
     
     
            Als treuer Soldat des Königs hatte David Collins zunächst geglaubt, eine Handvoll Anarchisten sei für die Unruhen in Amerika verantwortlich. Doch er mußte feststellen, daß die Kämpfe sehr viel ernster waren. Sie hatten mit ein paar vereinzelten Scharmützeln gerechnet, als sie in Boston landeten, aber David erkannte, daß sich hier ein Krieg anbahnte. Die Schlacht von Bunker Hill hatten sie zwar gewonnen, aber unter hohen Verlusten.
            Wie durch ein Wunder hatte er sie unverletzt überstanden. Sein Freund Basil Mulgrave hingegen hatte den linken Arm eingebüßt. Es war entsetzlich, der Arm war von einer Kugel völlig zerschmettert worden und mußte amputiert werden.
            Er verließ die Kaserne durch das Haupttor, erwiderte den Salut der Wache und vertrieb die häßlichen Bilder des Krieges

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