Salz der Hoffnung
seh’ ich hinreichend blaß und leidend aus?«
David lachte. Wochenlang war es unmöglich gewesen, Basil aus seiner tiefen Verzweiflung zu reißen. Der Verlust seines Arms hatte ihn tief getroffen und in eine anhaltende Depression gestürzt. Doch nach und nach waren seine Kraft und sein Frohsinn zurückgekehrt. David war der unbekannten Miss Hayes dankbar für ihren Beitrag zur Genesung seines Freundes. Als die Damen näherkamen, erhob er sich.
Sie waren scheu. Kaum hatte Basil sie vorgestellt, da beugten sie die Köpfe über ihre Körbe und förderten Schinken, Gläser mit Gewürzgurken und frische Pfannkuchen zutage, als wollten sie so ihre Anwesenheit rechtfertigen. Basil griff ungeniert zu und machte sich über einen der Pfannkuchen her. »Nun komm schon, Collins, nimm dir auch einen, sie sind köstlich.«
»Ja, bitte, greifen Sie zu«, drängten die Mädchen.
»Wir haben sie selbst gemacht«, erklärte Polly. »Und wir haben Ihnen auch noch ein paar Eier mitgebracht, Lieutenant.«
»Still, Miss Hayes«, raunte Basil. »Sagen sie das nicht in seiner Gegenwart, sonst wird er darauf bestehen, etwas davon abzubekommen. Dabei bin ich doch der Patient.«
»Er kann ruhig welche haben«, erwiderte Miss Hayes. »Morgen bringen wir noch mehr mit.«
»Sie sind wirklich zu gütig. Möchten Sie sich nicht zu uns setzen, meine Damen? Collins, hol ein paar Stühle.«
Als sie alle zusammensaßen, wandte Basil sich an David. »Und jetzt sag selbst, ist Miss Hayes nicht Königin Matilda wie aus dem Gesicht geschnitten?«
»Es ist wahr«, stimmte er zu. »Die Ähnlichkeit ist bemerkenswert.«
Miss Hayes war hingerissen. »Und haben Sie Königin Matilda auch kennengelernt, Mr. Collins?«
»Ja, in Dänemark.«
»Er gehörte nur ihrer Garde an«, unterbrach Basil. »Aber ich war ihre persönliche Eskorte. Auf meinen Arm hat sie sich gestützt, als ich sie an Bord der HMS Southampton brachte auf ihrer Flucht vor dem wahnsinnigen dänischen König.«
»Sie kennen also wirklich jemanden von königlichem Blut«, flüsterte Miss Hayes ehrfürchtig. »Den König von England etwa auch?«
»Aber sicher.« Basil begann zu improvisieren. »Als Junge war ich ein Page bei Hofe, verwandtschaftliche Beziehungen, Sie wissen schon. Bevor unser Regiment sich einschiffte, kam der König, um uns zu inspizieren, und er sagte zu mir: ›Basil, eines Tages wirst du zum Ritter geschlagen, dafür werde ich sorgen!‹«
»Meine Güte, ein Ritter! Wie romantisch!« rief Miss Hayes aus. Das andere Mädchen, Maria Proctor, lauschte schweigend mit vor Verwunderung geweiteten Augen. David fand sie außergewöhnlich schön. Eine Flut dunkler Ringellocken umrahmte ihr Gesicht. Er hätte sie gerne angesprochen, doch im Augenblick hatte das andere Paar das Wort.
»Was gäbe ich darum, einmal nach London zu kommen«, sagte Miss Hayes. »Und den König und die Königin zu sehen und all diese wundervollen Paläste. So etwas haben wir hier nicht, hier ist alles so grauenhaft langweilig.«
»Dann müssen Sie eines Tage kommen, wenn das hier vorbei ist. Und bringen Sie Miss Proctor mit. Würden Sie auch gern nach London reisen?« wandte er sich an sie. »Oh ja«, sagte sie.
»Das wäre sicher nett.«
»Nett!« rief Miss Hayes entrüstet. »Aber Maria! Es wäre traumhaft. Ich werde ganz bestimmt nach England fahren. Ich bin fest entschlossen.«
Ehe sie aufbrachen, überredete Basil sie zu einem Picknick am folgenden Sonntag.
»Aber nur, wenn wir auf dem Gelände bleiben«, sagte Maria Proctor mit einem warnenden Blick in Polly Hayes’ Richtung, die gar zu enthusiastisch zugestimmt hatte.
»Aber selbstverständlich«, beruhigte Basil sie. »Wir picknicken dort drüben unter den Bäumen. Es ist so furchtbar einsam hier, da werden Sie mir die kleine Bitte doch sicher nicht abschlagen wollen, oder?«
Sie versprachen zu kommen.
»Vermutlich wird es am Sonntag wie aus Kübeln schütten«, unkte David. »Und dabei ist der Boden jetzt schon feucht. Was denkst du dir nur dabei?«
»Oh, sei kein Spielverderber. Hauptsache, sie sind erst einmal hier, dann können wir immer noch entscheiden,
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