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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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aus seinem Kopf. Die Schlacht war überstanden und Basil auf dem Wege der Besserung. Immerhin hatte er überlebt, hatte er mehr Glück gehabt als viele andere.
            Eine bedrohliche Stimmung hing über der Stadt. Die Amerikaner hatten sie eingeschlossen, und sie wurden belagert. Jeden Moment konnte das Bombardement beginnen. Es sah so aus, als würde den Briten nichts anderes übrigbleiben, als sich aus Boston zurückzuziehen, eine erbärmliche Schmach für ihre stolzen Regimenter. David war sicher, daß die Amerikaner nicht so ohne weiteres ihre eigene Stadt in Schutt und Asche legen würden, und er wünschte, irgendwer würde die fällige Entscheidung treffen und den Abmarsch befehlen. Diese Warterei schadete der Moral, und in der Zwischenzeit formierten sich die Rebellen anderswo.
            Eine Wagenkolonne rumpelte die baumbestandene Straße entlang, begleitet von einer Eskorte berittener Dragoner. Jenseits der Straße in einem einstmals gepflegten Park lagerte jetzt die Infanterie, schmuddelige Zelte standen in wilder Unordnung, und die Männer saßen mißmutig an den Lagerfeuern, in denen der Regen zischend verdampfte. David überlegte, wie diese Stadt wohl in Friedenszeiten aussehen mochte. Die Schönheit dieses Landes und der Fortschritt, der überall sichtbar war, hatten ihn beeindruckt. Er hatte geglaubt, Amerika sei im Vergleich zu England primitiv, Blockhütten hatte er sich vorgestellt, armselige Siedler und wilde Indianer. Statt dessen hatte er diese kultivierte, schöne Stadt vorgefunden, die, da war er sicher, zu normalen Zeiten nicht unter dem Irrsinn der Überbevölkerung litt wie etwa das beklagenswerte London. Dieses Land faszinierte ihn. Was für eine großartige Leistung, der Wildnis Städte wie diese abzuringen. Zu welch einem Abenteuer jene Gründerväter einst doch aufgebrochen waren. Er beneidete sie um ihren Platz in der Geschichte und konnte verstehen, was sie dazu getrieben hatte, eine eigene Nation zu gründen. Was für eine Herausforderung das sein mußte, ein neues Land zu erschließen, das Beste aus der Zivilisation der alten Welt dorthin zu bringen und noch einmal von vorn anzufangen, um es besser zu machen.
            Er beschloß, zum Lazarett zu gehen und nach Basil zu sehen.
            Der Park war überfüllt mit Soldaten und Matrosen und ihren Mädchen, die alle ziellos herumspazierten und versuchten, das Beste aus diesen flüchtigen Begegnungen zu machen. Boston, die Stadt, die anfangs so geeint und unerschrocken Widerstand geleistet hatte, war inzwischen geteilt. Die einen waren für die Briten, die anderen hielten es mit der Unabhängigkeitsbewegung. David beobachtete die lachenden Frauen, die mit den Männern flirteten, und er empfand Mitgefühl. Wenn die Briten sich zurückzogen, würden sie in bösen Schwierigkeiten stecken. Schon jetzt drohten die Rebellen allen, die loyal zur Krone standen oder mit den Briten kooperierten, Repressalien an.
            »Hallo!« Basil stand auf der Veranda des großen Hauses, das als Lazarett diente. »Das wurde ja auch langsam Zeit, daß du dich hier blicken läßt.«
            David stieg die Stufen hinauf und ließ sich in einem Korbsessel nieder. »Du bist ja glänzender Laune heute. Geht es dir endlich besser?«
            »Ich bin im siebten Himmel«, erwiderte Basil. »Ich habe sie wiedergesehen. Meine wunderbare Königin Matilda.«
            David sah ihn mit großen Augen an. »Dir geht’s nicht besser. Im Gegenteil. Du phantasierst.«
            »Keineswegs. Warte nur, bis du sie gesehen hast. Ihr Name ist Miss Polly Hayes, und sie ist das Ebenbild von Königin Matilda. Ihr absolutes Abbild.«
            »Und sie ist Amerikanerin?«
            »Natürlich. Was soll sie denn sonst sein? Sie kommt nachmittags mit ihrer Freundin zusammen her, um gute Werke zu tun. Sie gehen nicht ins Lazarett, der Anblick von so manchem da drin wäre wohl ein bißchen zuviel für eine Dame, aber sie bringen Körbe mit guten Sachen für uns arme Verwundete. Darum postiere ich mich hier draußen, damit ich als erster an die milden Gaben komme. Gestern hab’ ich drei Eier erbeutet.«
            »Eier? Hast du mir eins aufbewahrt?«
            »Tut mir leid, alter Junge, aber du mußt schon selber für dein leibliches Wohl sorgen. Am Tag zuvor habe ich ein Spitzentaschentuch bekommen und einen gestrickten Schal obendrein. Sieh doch, da unten am Tor! Da kommen sie! Sag,

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