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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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keinen Anlaß zur Zurückhaltung. Sie ergriffen die Gelegenheit beim Schopfe, mit dem Mann zu reden, der praktisch auf sich allein gestellt einen unblutigen Staatsstreich durchgeführt und ganz Island an sich gebracht hatte. Ihre Bewunderung nahm stetig zu, nichts war mehr zu lesen von den früheren Gehässigkeiten, und die Journalisten buhlten um seine Aufmerksamkeit.
            Es entging Regal nicht, daß Jorge seine Rolle herunterspielte. Er gab sich betont zurückhaltend. Im Gespräch mit Zeitungsleuten und anderen Besuchern präsentierte er sich nie als Staatsoberhaupt, lehnte jegliches Protokoll ab, was seine Beliebtheit bei Presse und Öffentlichkeit nur noch steigerte.
            »Sie mögen es nicht, wenn ein Mann sich über seinen Stand erhebt«, erklärte er lachend, als sie eine Bemerkung über seine neue, für ihn so untypische Bescheidenheit machte. »Die Briten möchten immer gerne glauben, vor ihrem König seien alle Menschen gleich, doch die Wahrheit ist, in dieser Gesellschaft gibt es ein starres Klassensystem, und sie verzeihen es keinem, der es wagt, aus seiner Klasse herauszutreten und auf- oder auch abzusteigen.«
            »Das ist wahr. Diese Journalisten fühlen sich jedenfalls geschmeichelt, daß du dich überhaupt mit ihnen abgibst. Aber ich frage mich, wozu ist das nötig? Wozu solltest du sie brauchen?«
            »Weil meine Position alles andere als gesichert ist, mein Liebling. Auch in Island muß ich mich verhalten, wie die Menschen es von mir erwarten. Dort muß ich entschlossen auftreten, ihr Anführer sein, niemals Schwäche zeigen. Hier hingegen muß ich sehr behutsam vorgehen, jeden meiner Schritte genau bedenken.«
            »Damit sie dir die Schiffe verkaufen?«
            »Es geht um mehr als nur das. Sie könnten mich immer noch ausmanövrieren. Wenn sie das nötige Stehvermögen haben.«
            »Wie denn?«
            »Es gibt Mittel und Wege. Aber wir wollen uns jetzt nicht darum sorgen. Laß uns keine bösen Geister heraufbeschwören.«
             
            Am Tag nach Jorges Ankunft in England wurde Samuel ohne Ankündigung oder Erklärung aus der Haft entlassen, doch er war unverändert wütend. Mit dem Islandhandel wollte er nichts mehr zu tun haben, also mußte Jorge nach neuen Lieferanten Ausschau halten. Maria Collins kam nach wie vor zu Besuch. Sie freute sich, Jorge zu sehen, und auf ihre ruhige, freundliche Art gratulierte sie ihm zu seinen Erfolgen, doch vor allem wollte sie ein paar Worte unter vier Augen mit Regal wechseln.
            »Liebes, ich hörte, es gibt immer noch böses Blut wegen Charles’ Tod. Meinst du nicht, es läge in deinem Interesse ebenso wie in Jorges, wenn ihr euch eine Weile trennen würdet?«
            Regal war gekränkt. »Nein. Warum sollten wir das tun? Wir waren lange genug voneinander getrennt. Wenn die Leute reden wollen, laß sie reden.«
            »Ich fürchte, es geht um mehr als das. Wie ich hörte, wird es vielleicht eine Untersuchung geben. Aber wenn du eine Zeitlang nach Boston zurückkehren würdest …«
            »Was für eine Untersuchung?«
            »Ich weiß es nicht … Ich dachte nur, wenn du nach Hause reisen würdest, wäre diesem gehässigen Gerede der Nährboden entzogen.«
            »Das ist völlig ausgeschlossen. Außerdem werde ich bald mit Jorge nach Island gehen, und dann spielt es sowieso keine Rolle mehr. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich darauf freue, mit ihm dorthin zu fahren. Dafür nehme ich sogar diese schreckliche Nordsee in Kauf.«
            Maria schien den Kopf zu schütteln und gleichzeitig zuzustimmen. »Ich glaube gern, daß du dich freust. Es ist ja auch alles so erstaunlich … Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht bin ich auch nicht die Richtige, um euch Ratschläge zu erteilen. Ich treffe gerade Vorbereitungen, zu David nach Hobart zu reisen. Die Regierung ist so zufrieden mit den Fortschritten in der Kolonie, daß die Rede davon ist, seine Dienstzeit dort zu verlängern. Also muß ich jetzt endlich hinfahren. Ich habe mit Edwina darüber gesprochen. Sie und Cameron werden mich begleiten. Die Reise dauert mindestens vier Monate, und es wäre sicher sehr einsam für mich allein.«
             
            Jorge hatte beantragt, daß man Regal aus ihrer Bürgschaft entließ, da er die Aeolus und die anderen beiden Schiffe unversehrt zurückgebracht

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