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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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mit Island nicht geklappt hat, dann machen wir eben irgend etwas anderes.«
            »Aber du hattest so wundervolle Pläne, und was du getan hast, war recht, Jorge. Wie können sie es wagen, dich so zu behandeln?«
            Reynolds hämmerte gegen die Tür. »Die Zeit ist um!«
            »Du mußt jetzt stark sein, Regal. Sei stark. Und gib auf dich acht, werde nicht wieder krank vor Sorge«, sagte Jorge ruhig, während sie sich an ihn klammerte. »Schreib an Colonel Collins, auf der Stelle. Es wird seine Zeit dauern, aber er ist meine einzige Chance. Er war Verteidiger bei vielen Militärgerichtsverhandlungen, er wird wissen, daß ich freigesprochen würde, wenn ich vors Kriegsgericht käme, daß sie das Verfahren einstellen müßten.«
            »Kommen Sie endlich, Jorgensen!« Reynolds betrat den Raum. Jorge führte Regal von ihm weg, hatte immer noch beide Arme um sie gelegt. Er beachtete den Major überhaupt nicht, küßte sie noch einmal und murmelte: »Nimm dir ein paar Anwälte. Sie sollen so viel Wind wie nur möglich machen. Aber ein Kriegsgerichtsverfahren ist der einzige Ausweg.«
            Er richtete sich auf, warf Reynolds einen vernichtenden Blick zu und wandte sich nochmals ein Regal. »Ein Gericht aus Männern, die meinesgleichen sind, wird mich freisprechen«, sagte er sehr leise, dann fuhr er lauter fort und sah Reynolds dabei direkt in die Augen: »Bei diesem Gesindel hier habe ich doch keine Chance.«
            Reynolds hörte die Beleidigung und grinste, ein dummes, albernes Grinsen, wie es Regal schien. »Ich habe Ihnen ja gesagt, ich kriege Sie, Jorgensen«, sagte er hämisch, und Regal hätte am liebsten selbst zu den Pistolen gegriffen. Die ganze Zeit hatte dieser Mann es auf Jorge abgesehen, der doch hundertmal mehr wert war als er.
            Tatenlos mußte sie zusehen, wie sie ihn hinausführten, seine Handgelenke fesselten. Und sie dachte, es breche ihr das Herz, als sie ihn in das häßliche schwarze Gefährt stießen, das wie ein schäbiger Leichenwagen aussah, und den armselig wirkenden Seesack mit seinen Habseligkeiten aufs Dach warfen.
            Der Wagen fuhr ratternd davon, und die restlichen Matrosen marschierten eilig hinterher. Als sie weg waren, trat auf der Straße Totenstille ein. Kein Mensch weit und breit, niemand, an den sie sich hätte wenden können. Der traurige Schrei eines Nachtvogels zerriß die Dunkelheit. Die ganze Nacht saß Regal an ihrem Sekretär und schrieb Briefe, sie schrieb sogar an den Premierminister und appellierte an seine Milde.
            Am frühen Morgen kam Bonnie und brachte ihr Tee und kalten Toast. Regal verabscheute kalten Toast, aber an diesem Morgen merkte sie es nicht einmal. Auch der Tee war kalt, aber sie trank ihn trotzdem.
            »Sie sind ja gar nicht zu Bett gegangen, Madam«, sagte Bonnie.
            »Nein.« Regal versiegelte ihre Briefe und legte sie beiseite. Sie fühlte sich kalt und steif, ihre Gesichtshaut spannte vor Müdigkeit.
            »Wir konnten auch alle nicht schlafen«, bemerkte Bonnie.
            Regal nickte und nahm einen frischen Bogen Papier aus ihrer Schublade.
            »Wir machen uns alle solche Sorgen«, fuhr Bonnie fort.
            »Alle, aber am meisten die, die schon hier waren, ehe Mr. Charles gestorben ist. Sie haben Angst, daß jetzt alles noch einmal von vorne beginnt.«
            »Ich weiß«, sagte Regal. Sie hatte nur mit einem Ohr hingehört. Vermutlich war es beunruhigend für sie – erst wird der eine Herr ermordet, dann der nächste verhaftet. Aber mit den Sorgen der Dienerschaft konnte sie sich jetzt wirklich nicht befassen. Sie wünschte, Bonnie würde endlich gehen.
            Aber Bonnie war noch nicht fertig. »Sehen Sie, uns geht so viel im Kopf herum. Zum Beispiel, wer bezahlt uns jetzt, wo der Herr fort ist?«
            »Was?« Regal starrte sie ungläubig an, dann begann sie zu lachen, beinah hysterisch. Diener! Was für typische Vertreter der menschlichen Rasse. Das Hemd ist ihnen näher als der Rock. Und sie sehen nur, was sie sehen wollen. Natürlich! Jetzt da der Herr des Hauses fort war, stand für sie fest, daß alles dahin sei, und ›alles‹ hieß für sie in erster Linie ihr Broterwerb. Im Grunde kümmerte es sie nicht, was mit ihrer Herrschaft geschah, solange sie nur bezahlt wurden. Es hatte Regal nichts ausgemacht, daß ihr erster Gedanke nach

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