Salz der Hoffnung
und seinen Vertrag erfüllt hatte. Die Summe war für die zweite Reise auf zweiundvierzigtausend Pfund erhöht worden, um alle drei Schiffe zu besichern, und Jorge wollte, daß man Regal das Geld umgehend zurückerstattete. Doch die Angelegenheit zog sich endlos hin, was ihn maßlos ärgerte.
»Mach dir keine Sorgen«, beschwichtigte sie ihn. »Bürokraten sind eben so. Es steht mir von Rechts wegen zu, also werde ich es auch bekommen. Vermutlich wollen sie die Schiffe zuvor einer genauen Prüfung unterziehen. Irgendwie müssen diese Leute sich ja beschäftigen.«
»Ich mache mir aber Sorgen. Meine Mittel werden allmählich knapp. Samuel schuldet mir meine Provision auf die gesamte Ware, die er auf der zweiten Reise verkauft hat. Ich werde ihn aufsuchen und mir das Geld holen müssen. Es ist sein Pech, daß man sein Geschäft für ein paar Wochen geschlossen hat, nicht mein Problem. Er kocht nur deshalb vor Wut, weil man ihn verhört und eingesperrt hat, mich aber in Ruhe läßt.«
»Es war alles nur ein Mißverständnis«, sagte Regal.
»Das glaube ich nicht. Es ist so verdammt ruhig, daß es mir nicht geheuer ist.«
Es war früher Abend, aber immer noch warm. Jorge lag auf dem Sofa ausgestreckt, erschöpft von all den Enttäuschungen und Rückschlägen, die er seit seiner Rückkehr nach London hatte hinnehmen müssen. Regal konnte verstehen, daß er niedergeschlagen war. Er hatte so viele Pläne für Island, so viele Ideen, um die Lebensumstände dort zu verbessern. Es war frustrierend, daß man ihn hier in London festhielt, wo doch nur ein paar Unterschriften auf ein paar Schriftstücken fehlten, damit er wieder aufbrechen konnte. Oder besser gesagt, damit sie beide aufbrechen konnten, alle Sorgen hinter sich zurücklassen und ihr neues Leben beginnen.
Der Salon lag auf der Rückseite des Hauses, trotzdem hörten sie den Türklopfer. Irgend jemand hämmerte laut und ungeduldig gegen die Tür.
»Wer zum Teufel ist das?« fragte er schläfrig.
»Ich kümmere mich darum.« Sie stand auf. »Bleib liegen und ruh dich aus.«
»Wer ist es?« rief sie unwirsch auf dem Weg in die Halle. Sie hatten gehofft, ausnahmsweise einmal einen ruhigen Abend zu zweit verbringen zu können. Doch von diesem Augenblick an war es mit der Ruhe vorbei. Regals Welt brach entzwei.
Major Reynolds kam ins Haus gestürzt, begleitet von zwei Marineoffizieren.
Der Diener hielt immer noch die Tür auf, die Augen weit aufgerissen vor Furcht, und gleich dahinter erblickte sie zwei Reihen von Matrosen, die strammstanden wie Zinnsoldaten.
Regal trat einen Schritt vor. »Was hat das zu bedeuten?«
»Treten Sie bitte beiseite, Mrs. Howth«, sagte Reynolds.
»Dies ist eine Regierungsangelegenheit. Ich habe hier einen Haftbefehl für Mr. Jorgen Jorgensen.«
Sie spürte einen plötzlichen Schmerz im Kopf, so scharf, als habe jemand ein Messer hineingestoßen, aber sie ließ es sich nicht anmerken. »Wovon reden Sie? Verschwinden Sie!«
Sie hoffte, daß Jorge gehört hatte, wer gekommen war, und durch den Garten fliehen würde. Aber vielleicht war das gar nicht nötig. »Major, Sie unterliegen offenbar einem furchtbaren Irrtum. Es wäre besser, wenn Sie und diese Gentlemen auf der Stelle mein Haus verließen, anderenfalls werde ich Sie persönlich wegen dieser Sache belangen.«
»Wo ist Jorgensen, Mrs. Howth?«
»Wenn Sie draußen warten wollen, werde ich nachsehen, ob er hier ist. Sie wurden nicht hereingebeten. Mein Diener wird Sie daher wieder hinausbegleiten.«
Jorge erschien in der Halle, knöpfte sich seine Jacke zu.
»Ah, Major Reynolds«, sagte er leutselig. »So sehen wir uns also wieder.«
»Jorgensen.« Reynolds nickte nur knapp in seine Richtung.
»Wenn ich mich nicht irre, hat die Dame Sie gerade gebeten, ihr Haus zu verlassen, Major. Wenn Sie irgend etwas von mir wünschen, lassen Sie es uns draußen regeln.«
»Einverstanden«, erwiderte Reynolds. »Sie sind verhaftet und als Kriegsgefangener zu behandeln.«
»Ich bin nichts dergleichen. Ich bin Staatsoberhaupt einer neutralen Nation.«
»Das waren Sie«, verbesserte Reynolds und
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