Salz der Hoffnung
schnellstem Wege vor die Tür. Erzählen Sie mir in Ruhe, was Samuel gesagt hat, dann kann ich Ihnen vielleicht helfen.«
Doch Mrs. Phelps war so außer sich, daß es unmöglich war, vernünftig mit ihr zu reden. Also gab Regal ihr zweihundert Pfund und bot ihr an, Anwälte für Samuel zu engagieren. »Ich bin sicher, es ist alles nur ein Mißverständnis. Ihr Mann hat nichts Verbotenes getan. Wir werden ihn im Handumdrehen aus dem Gefängnis haben.«
»Das hoffe ich für Sie, Mrs. Howth, oder ich werde mal ein paar Fragen stellen. Mein Samuel hat sich Gedanken gemacht, wie es wohl kam, daß Ihr Mann genau im richtigen Moment den Löffel abgegeben hat, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Dann ist er ebenso dumm wie Sie. Und jetzt verlassen Sie bitte mein Haus.«
»Ich gehe, wenn ich soweit bin. Helfen Sie meinem Samuel, oder ich mache Ihnen mehr Unannehmlichkeiten, als Ihnen lieb sein kann.« Sie warf einen versiegelten Umschlag auf den Boden. »Das ist für Sie. Sie sollten mir danken, daß ich ihn Ihnen gebracht habe. Ich hätte ihn ins Feuer werfen sollen. Was sind Sie schon anderes als seine …«
»Noch ein Wort und Sie werden herausfinden, was wirkliche Unannehmlichkeiten sind. Wenn Sie nicht selbst verhaftet werden wollen, dann gehen Sie auf der Stelle.«
Sie wartete, bis Bonnie Mrs. Phelps hinausbegleitet hatte, ehe sie den Brief aufhob. Er hatte ein großes, rotes Siegel und war an sie adressiert, in Jorges ordentlicher Handschrift.
Meine geliebte Regal,
ich hoffe, Samuel überbringt diesen Brief mit einem Strauß Rosen zum Beweis, daß ich an Dich denke. Hier verläuft inzwischen wieder alles in geordneten Bahnen, doch es bleibt noch furchtbar viel zu tun. Am dringendsten brauchen wir Schiffe. Ich habe die britische Regierung ersucht, Island zwei Schiffe zu verkaufen, und werde bald mit der Aeolus zurückkehren, um die Einzelheiten zu regeln. Du solltest Dir überlegen, ob Du anschließend mit mir nach Island kommen willst. Meine innigsten Grüße,
Jorge.
Regal las den Brief wieder und wieder. Tränen stiegen ihr in die Augen. Er war ihr treu geblieben, und sie hatte ihn niemals mehr geliebt als in diesem Augenblick. Überlegen, ob sie mit ihm gehen wollte? Am liebsten hätte sie auf der Stelle mit dem Packen begonnen.
Wegen der britischen Regierung schien er sich keine Sorgen zu machen. Warum veranstalteten sie dann aber einen solchen Wirbel? Warum hatte man Samuel verhaftet? Sie war verwirrt, aber gleichzeitig erleichtert, daß er zurückkommen würde, denn er würde alles aufklären können.
Und dann würden sie England zusammen verlassen, wie er versprochen hatte. Endlich! Sie hätte überall auf der Welt mit Jorge glücklich sein können, aber diese unerwartete Fügung regte einfach die Phantasie an. König von Island! Es war unglaublich. Und doch hatte sein Brief so normal geklungen, so sachlich. Es gebe noch viel zu tun, hatte er geschrieben, aber war sie erst einmal mit ihm in Island, dann konnte sie helfen. Jetzt konnte sie ihr Geld endlich sinnvoll einsetzen. Vielleicht brauchten sie Krankenhäuser oder Schulen. Was immer benötigt wurde, sie würde ihn unterstützen, wo sie nur konnte.
Dann fiel ihr ein, daß sie wohl ihre Anwälte aufsuchen sollte, um sie zu bitten, die Sache mit Samuel in Ordnung zu bringen. Doch vermutlich würde er frei sein, noch ehe die Anwälte auch nur einen Finger krumm gemacht hätten. Dies hätte ein glücklicher Tag sein sollen, und Meg Phelps hatte ihn ihr verdorben.
Es gelang Regal nicht, durchzusetzen, daß man Samuel aus dem Gefängnis entließ, aber sie erreichte zumindest, daß er in einer der Dienstwohnungen der Gerichtsdiener untergebracht wurde, wo er zwar weiterhin inhaftiert blieb, aber doch gewisse Privilegien genoß. Sie brachte ihm Geld, damit er sich eigene Lebensmittel kaufen konnte, doch sie verließ ihn fest entschlossen, nicht noch einmal hinzugehen. Der Mann war genauso schlimm wie seine Frau, machte Jorge für seine Lage verantwortlich und verlangte, daß sie sich mehr für seine Freilassung einsetzte. Regal verstand ihn nicht. Sie vertiefte sich in ihre geschäftlichen Angelegenheiten und erwartete Jorges Rückkehr.
Und dann kam er endlich, stand
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