Salz der Hoffnung
wüßte, nur zwei amerikanische Damen, aber die sprechen englisch, also zählen sie vermutlich nicht.«
»Nein, ich meinte andere Ausländer.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Hast du schon für Mrs. Howth gearbeitet, als ihr Mann ermordet wurde?«
»Ja, aber ich weiß nichts darüber, also versuchen Sie nicht, mich da in irgendwas reinzuziehen.« Noch während sie sprach, ging ihr auf, daß sie sehr wohl etwas wußte. Sie tippte mit dem Finger auf ihr Knie und dachte darüber nach. »Na ja, jedenfalls weiß ich nichts Wichtiges«, fügte sie dann hinzu.
»Ich wäre für alles dankbar, was du mir sagen könntest.« Er lächelte auf sie hinab, ein schmieriges Lächeln, als sei sie der Dorftrottel.
»Wie dankbar?«
Er fuhr leicht zusammen, als habe ihn jemand mit einer Nadel gestochen. »Wie bitte?«
»Sie haben mich sehr gut verstanden. Sie wollen Informationen. Für fünf Schilling könnte ich mich vielleicht an etwas erinnern.«
»An was, beispielsweise?«
Bonnie aß ihre letzte Erdbeere. »Zuerst das Geld.«
Er war interessiert, das sah man, aber er schien nicht versessen darauf, fünf Schilling herauszurücken. »Ich glaube nicht, daß ich so viel bei mir habe …«
»Dann haben Sie eben Pech gehabt.« Bonnie stand auf.
»Warte einen Augenblick. Laß mich nachsehen …« Er zog eine Börse hervor, wandte sich einen Moment ab und hielt ihr schließlich ein paar Silbermünzen hin. »Wenn deine Informationen etwas taugen, bekommst du das hier.«
Bonnie nickte. »Sie hat gelogen«, sagte sie. »Sie hat den Sheriff angelogen. Ich hab’s gehört.«
»Wer hat gelogen?«
»Mrs. Howth.«
»Weiter.«
»Na ja, sie hat gesagt …« Bonnie nahm wieder Platz. »Sie hat gesagt, wir hätten die Rosen vom Markt. Aber das stimmte nicht. Jacob hatte sie an dem Tag gebracht. Der Captain schickte ihn damit herüber.«
»Welchen Tag meinst du?«
Bonnie sah auf die Münzen hinab, und er reichte sie ihr.
»Es war der Tag, an dem Mr. Charles ermordet wurde. Jacob brachte die Blumen und war noch da, als Mr. Charles kam.«
»Und wann ist Jacob gegangen?«
»Ich weiß es nicht, ich hab’ ihn nicht rausgehen sehen. Aber als Mr. Charles ging, war Jacob nicht mehr da, er muß also ungefähr gleichzeitig aufgebrochen sein. Aber sie hat gelogen, verstehen Sie. Sie hat nie ein Wort davon gesagt, daß Jacob an dem Tag im Haus gewesen war.«
Der Offizier rieb sich die Hände. »Sie hat also gelogen. Sonst noch etwas?«
»Nein. Ich fand nur immer, das war ein bißchen komisch.«
»Und da hattest du ganz recht«, versicherte er. »Ich muß jetzt gehen. Aber wenn dir noch mehr einfällt, schick mir einfach diese Karte mit der Post. Die Adresse steht drauf. Du brauchst nichts aufzuschreiben, ich werde dann schon wissen, von wem sie ist, und werde hierherkommen, um dich zu treffen.«
Er eilte davon, und Bonnie steckte das Geld in ihr Mieder. Viel nützen würde ihm ihre Information nicht, denn Jacob war längst außer Landes.
Regals Tränen fielen auf das blaue Kleid aus französischer Crêpeseide. Es war ein wundervolles Kleid, sehr figurbetont, unter der Brust war es mit einem Streifen aus ziselierten Silberkügelchen gerafft, die gleiche Verzierung schmückte die kurzen Puffärmel. Es war so bezaubernd, daß sie es für den Abend stiller Zweisamkeit mit Jorge aufgespart hatte. Den gestrigen Abend. War das wirklich erst gestern gewesen? Sie zog das Kleid aus und warf es zu Boden. Es kam ihr vor, als sei es besudelt. Verdorben. Sie streifte ihre Seidenschuhe ab und suchte nach festerem, straßentauglichem Schuhwerk. Er hatte gesagt, sie dürfe nicht aufgeben, sie müsse stark sein. Doch sie fühlte sich erschöpft und sie machte sich Vorwürfe. Wäre sie doch stark gewesen, bevor all das passierte, und hätte ihn überredet, mit nach Amerika zu kommen. Sie hatte irgendwie immer gewußt, daß die Briten noch nicht fertig mit ihm waren. Er war zu anders, zu fremdartig, um nicht als Bedrohung angesehen zu werden.
Vielleicht sollten sie beide mit Maria Collins nach Hobart reisen und in
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