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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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gehört mir«, murmelte sie schlaftrunken, als er die Decke beiseite zog, und dann drehte sie sich um und sah ihn an. Im ersten Moment schien sie ihn nicht zu erkennen, doch dann schlang sie die Arme um seinen Hals. »Oh, Leonard. Liebster Leonard. Ich wußte, du würdest kommen. Du mußt mich hier rausholen.«
            Leonard wandte sich an Vagg. »Ich verlange, daß diese Zelle auf der Stelle gereinigt wird. Hier haben Sie noch eine Guinee. Sorgen Sie dafür, daß das erledigt wird.«
            Vagg zog sich mit einem breiten Lächeln zurück. Leonard wußte, es konnte die Lage nur unwesentlich bessern, aber wenn nötig, würde er täglich bezahlen.
            »Regal, wie geht es dir? Bist du gesund? Ich kann nicht fassen, was dir passiert ist. Ich hole dich hier heraus, so schnell ich kann.«
            »Das weiß ich, Leonard. Es tut so gut, dich zu sehen. Mach dir keine Sorgen um mich. Jorge hat mir einmal gesagt, in einer solchen Situation sei es wichtig, daß man sich nicht bemitleidet. Das macht es nämlich nur noch schlimmer. Ich schlafe viel, denke mir Gedichte aus. Aber ich kann fast nichts essen.«
            Er beobachtete sie genau, während sie sprach. Sie war dürr und zittrig, ihre Worte stockten plötzlich, dann überstürzten sie sich wieder, sprangen von einem Thema zum nächsten.
            »Jorge«, sagte sie. »Hast du Jorge getroffen? Er wird kommen und mich holen. Er wird mich hier nicht zurücklassen.«
            Leonard wollte sie nicht daran erinnern, daß Jorgensen ebenfalls im Gefängnis war. Sie schien zu glauben, er sei frei. Ihr Gesicht war schneeweiß, und in diesem Licht wirkte auch ihr helles Haar weiß. Alt. Er unterdrückte ein Schluchzen. Sie durfte nicht in dieser Hölle bleiben. Er wollte sie hochheben und auf seinen Armen hinaustragen.
            »Warum hast du ihn erschossen?« fragte er schließlich, und ihr Blick wurde mit einemmal unruhig, diese wundervollen braunen Augen, die einmal so sanft und anziehend gewesen waren, schienen jetzt voller Argwohn und Mißtrauen. »Ich weiß es nicht.«
            Leonard nickte, als sei diese Antwort völlig ausreichend. »Warum war Major Reynolds zu dir nach Hause gekommen?«
            »Er hat Jorge dort verhaftet.«
            »Aber du hast ihn nicht erschossen, weil er Jorge verhaftet hatte?«
            »Nein. Was hätte das genützt?«
            Das war interessant, fand Leonard. Ihre Tat hatte also einem Nutzen gedient.
            Es war schwierig, sie beim Thema zu halten. Sie interessierte sich einzig für Jorgensen und war ärgerlich, daß Leonard keine Erkundigungen über ihn eingezogen hatte. Aber er versprach, es sofort nachzuholen.
            »Sie haben mir meine Kleider gestohlen, Leonard. Sogar die Unterwäsche. Ich habe nur noch, was ich am Leibe trage. Geh zu meinem Haus und sag Bonnie, sie soll eine Tasche für mich packen.«
            »Das werde ich. Aber Regal, erinnerst du dich überhaupt daran, daß du Major Reynolds erschossen hast?«
            »Ja.«
            »Dann sag mir, warum du’s getan hast.«
            »Ich weiß nicht.«
            »War es ein Unfall?«
            »Ich weiß es nicht. Warum stellst du mir andauernd all diese Fragen? Ich habe sie schon hundertmal beantwortet.«
            »Vielleicht hast du das, aber mir mußt du die Wahrheit sagen, Regal. Du weißt sehr wohl, warum du auf ihn geschossen hast, also müssen wir dort ansetzen.«
            »Nein. Sprich mit Caroline, sie wird es dir erklären. Ich wußte nicht, was ich tat.«
            Schließlich gab er es auf und ging. Er würde die Wahrheit schon früh genug aus ihr herausbekommen. Das wichtigste war jetzt erst einmal, daß er für bessere Unterbringung und ein Mindestmaß an Bequemlichkeit sorgte. Er hatte mit Tränen zum Abschied gerechnet, aber sie war gefaßt und würdevoll, saß aufrecht auf ihrer Liegestatt und sagte höflich: »Es war sehr nett von dir zu kommen.« Es klang, als habe er ihr zu Hause einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. Er wandte sich ab, damit sie nicht sah, daß er weinte.
             
            Zwei Wochen arbeitete er unermüdlich mit einem englischen Anwalt zusammen, um ihre Verteidigung auszuarbeiten, doch es gelang ihm nicht, ihre Verlegung in ein anderes Gefängnis zu erwirken. Es machte ihm angst, daß man ihr in London so wenig Mitgefühl

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