Salz der Hoffnung
habe.«
»Das können Sie sich aus dem Kopf schlagen, Mann. Wir brauchen keine weiteren Ärzte.«
»Nun gut, aber mein Freund, der Innenminister, wünscht, daß ich diese Gefangene untersuche. Wenn ich recht informiert bin, wird er selbst in Kürze zu einem Inspektionsbesuch herkommen, dann können Sie ihn ja selbst fragen, doch inzwischen …«
»Der Innenminister soll herkommen? Davon weiß ich nichts.«
Leonard lauschte der Unterhaltung gebannt und sagte kein Wort aus lauter Furcht, er könnte Flahertys kunstvoll gewebtes Lügengespinst zerstören.
»Nun, dann verraten Sie keinem, daß Sie es von mir gehört haben«, fuhr Flaherty fort. »Sie wissen ja, wie diese Leute sind. Machen für ihr Leben gern Überraschungsbesuche. Aber ich bin nicht gekommen, um hier herumzuschnüffeln, sondern nur, um meine Pflicht zu tun.«
Vagg verließ seinen Aussichtsposten am Fenster, um die verlangte Bestätigung zu schreiben, und Flaherty sagte: »Bitte vergessen Sie nicht das Datum und die Uhrzeit, Sir. Mein Name ist Doctor Timothy Flaherty, und Ihre werte Unterschrift darf auch nicht fehlen. Sehr freundlich von Ihnen Sir, wirklich sehr freundlich …« Er redete immer weiter, bis Vagg ihm schließlich das Schriftstück reichte.
Dieses Mal streckte Vagg nicht die Hand aus, um die Guinee zu empfangen, die er bei jedem Besuch von Leonard kassierte, sondern führte sie auf einem Umweg um das Gefängnis herum, indem er einen großen Bogen um die Krankenstation machte, bis sie schließlich zu Regals Zellenblock kamen. »Von hier aus kennen Sie ja den Weg«, sagte er zu Leonard und eilte davon.
»Das sollte ihn uns einige Zeit vom Hals halten«, meinte Flaherty. »Ich bedaure, daß Mrs. Howth an diesem Ort ist. Das Schreien und Kreischen von dort drüben klingt, als habe die Hölle sich aufgetan.«
»Sie müßten es sehen«, sagte Leonard. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Bedlam-Anstalt schlimmer ist.«
»Doch, das ist sie«, entgegnete Flaherty mit grimmiger Miene, und gemeinsam betraten sie Regals Zelle.
Sie wich zurück, als sie den Fremden sah, und kauerte sich in einer Ecke ihrer steinernen Koje zusammen. Leonard ergriff ihre Hand. »Keine Angst, dies ist ein Freund von mir, ein Arzt. Er ist hier, um zu sehen, wie es dir geht.«
Ihr Körper bebte, und ihre Augen waren gerötet und verschleiert, so als habe sie geweint. »Ich fühle mich heute nicht gut genug, um jemanden zu empfangen«, sagte sie, und Flaherty grinste. »Das sagen sie alle, meine Schöne. Ich werde mich nur einen Augenblick zu Ihnen setzen.« Leonard fühlte Mitleid in sich aufwallen. Es war gütig von Flaherty, sie seine Schöne zu nennen. Er wünschte, der Doktor könnte Regal sehen, wie sie einmal gewesen war, eine wahrhaft schöne Frau, die ihn bezaubert hätte. Sie erhob keine Einwände, als Flaherty sich neben sie setzte und die Hand auf ihre Stirn legte. »Ihre Hand ist so kühl«, sagte sie, und er nickte. »Das kommt Ihnen so vor, weil sie ein wenig erhöhte Temperatur haben. Wäre es nicht besser, Sie legten sich hin?«
»Nein. Mein Kopf tut weh, wenn ich mich hinlege, und alles dreht sich. Und mein Bauch tut auch weh.«
Leonard lächelte. Sie klang wie ein kleines Mädchen. Aber plötzlich sank sie vornüber in Flahertys Arme.
»Sie ist sehr krank«, sagte er zu Leonard. »Geben Sie den Frauen da draußen Bescheid. Ich will sauberes Wasser, um sie zu waschen. Und saubere Kleidung, falls es hier so etwas gibt. Sie hat hohes Fieber, sie muß mit kühlen Tüchern gewaschen werden.«
Während Flaherty und eine der Wärterinnen sich um Regal kümmerten, ging Leonard vor der Zelle auf und ab und hatte ein schlechtes Gewissen. War sie seit Tagen vor seinen Augen krank geworden, und er hatte es nicht gemerkt, weil er zu sehr mit ihrer Verteidigung beschäftigt war?
»Sie gehört in ein Krankenhaus«, sagte Flaherty, als er herauskam.
Die Wärterin stimmte ihm zu. »Wir schaffen sie rüber in die Krankenstation.«
Leonard packte Flaherty am Arm. »Das dürfen Sie nicht zulassen. Ich habe die Krankenstation gesehen, sie ist widerwärtig. Das erlaube ich nicht.«
»Na gut. Bleiben Sie bei ihr, während ich die nötige Arznei hole. Kann
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