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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Handel mit den Engländern, nur aus dem Grund ist er doch überhaupt in Halifax. Du mußt dich langsam entscheiden, auf wessen Seite du stehst, Polly.«
            »Ich finde euch beide abscheulich!« Polly ergriff ihren Umhang und stürmte aus der Kabine.
            »Beachte sie einfach nicht«, riet Edwina. »Sie ist nur eifersüchtig. Oh, ich fühle mich schrecklich, mein Magen hebt und senkt sich mit jeder Welle. Wird es mir je wieder besser gehen?«
            »Es heißt, sobald das Schiff am Kai festmacht, sei die Seekrankheit wie weggeblasen.«
            »Lieber Gott, hoffentlich stimmt das.«
             
            Es stimmte tatsächlich. Kaum setzte Edwina in Halifax einen Fuß an Land, war sie wieder ganz die alte, ein bißchen blaß vielleicht, aber dennoch voller Neugier und Lebenslust, und sie redete ohne Unterlaß. Sie schlang die Arme um Jack, der zum Pier gekommen war, um sie abzuholen, dankte ihm, daß er sie aufnahm, und eilte dann davon, um sicherzugehen, daß ihr ganzes Gepäck an Land gebracht wurde. Sie schien gar nicht zu merken, daß ein leichter Schneefall eingesetzt hatte.
            Jack küßte Maria. »Ich war furchtbar erschüttert wegen Mutter. Aber Vater hat mir einen Brief geschickt, in dem er schreibt, ich dürfe nicht zulassen, daß du zuviel an sie denkst und immer nur traurig bist.« Dann wandte er sich an Polly, die ein wenig abseits stand, ärgerlich, daß die anderen beiden seine Aufmerksamkeit zuerst auf sich gelenkt hatten. »Meine liebe Polly. Wie gut es tut, dich endlich wiederzusehen. Hattest du eine gute Reise?« Er nahm ihren Arm und führte sie zu seiner Kutsche hinüber.
            »Es war grauenhaft«, erwiderte sie. »Ich war die ganze Zeit über indisponiert.«
            Maria zog verwundert die Brauen hoch, denn die Seereise hatte nicht die geringste Wirkung auf Polly gehabt. Wenn man sie so sah, hätte man glauben können, sie spaziere durch ein solide gebautes Haus, nicht an Deck eines Schiffes. Sie lächelte nachsichtig, als sie bemerkte, wie Polly sich auf ihren Verlobten stützte und sich von seinen starken Armen in die Kutsche helfen ließ.
            »Ich will einmal nachsehen, wo Edwina steckt«, sagte Jack. »Sie ist immer noch sehr … lebhaft, nicht wahr?«
            »Despotisch«, brummte Polly, und Maria gab vor, es nicht gehört zu haben.
            Halifax erwies sich als ein grauer, trostloser Ort, eine befestigte Garnisonsstadt mit häßlichen, finsteren Häusern vor einem dunklen Himmel. Maria haßte es vom ersten Augenblick an. Sie befühlte den Ring unter ihrem Handschuh und hoffte, daß sie nicht allzu lange würden bleiben müssen. Eine Frage bedrückte sie, die sie nicht zu äußern wagte, nicht einmal Edwina gegenüber. Wo würden sie und David leben, wenn sie verheiratet waren? Sie hätte es nur ungern offen zugegeben, aber in einem Punkt hatte Polly völlig recht gehabt: Boston kam nicht in Frage, bis der Krieg vorbei war. Und selbst dann konnte es noch Probleme geben. Aber das hieß doch wohl nicht, daß sie ihr Heim an einem so schrecklichen Ort wie diesem aufschlagen mußten?
            Endlich kam Jack mit Edwina zurück. Ihre Wangen leuchteten von der kalten Luft, ihre roten Locken stahlen sich unter ihrem schwarzen Hut hervor. Alle drei trugen sie Schwarz, und bei ihrem Aufbruch hatte Maria gedacht, sie gäben ein trübseliges Trio ab. Doch jetzt schien die dunkle Kleidung an Edwina auf einmal sehr vorteilhaft, sie wirkte beinah keck darin. »Das Gepäck ist vollständig«, verkündete sie, sprang in den Wagen und setzte sich neben Maria. »Ich habe Kisten und Schachteln durchgezählt. Alles da.«
             
            Jack sah gut aus, dachte Maria. Er hatte ein wenig zugenommen und war nach der neuesten Mode gekleidet. Das war neu an Jack, er hatte nie sonderlich auf seine äußere Erscheinung geachtet. Doch jetzt wirkte er regelrecht elegant. Und wohlhabend.
            Auch sein Haus war eine Überraschung. Von außen wirkte es ebenso häßlich und trostlos wie der Rest der Stadt, stand unmittelbar an der Straße ohne einen Vorgarten, der das Gesamtbild aufgehellt hätte. Doch drinnen war es warm und behaglich.
            Die Räume im Erdgeschoß waren mit flauschigen Teppichen ausgelegt und alle Durchgänge mit dicken Brokatvorhängen versehen, um die eisige Zugluft auszusperren. Jack war stolz auf sein Haus und bestand darauf,

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