Salz der Hoffnung
David sein. Dann erkannte sie seinen langen, entschlossenen Schritt, drängte sich durch die Menge zur Gangway in der Absicht, notfalls zu ihm zu rennen, aber er kam an Bord, drängte sich zu ihr durch und schloß sie in die Arme.
»Maria, Gott sei Dank. Ich hatte schon befürchtet, dich zu verpassen. Komm mit mir.« Er führte sie auf die andere Seite des Schiffes. Dort standen sie an der Reling und blickten auf die Bucht hinaus. »Geht es dir gut? Ich habe deinen Brief gerade erst bekommen, im Moment geht alles drunter und drüber. Du klangst so niedergedrückt.«
»Es geht schon wieder«, antwortete sie, und sie fühlte sich wirklich besser, allein weil er bei ihr war.
»Wenn du nur wüßtest, wie sehr ich dich liebe«, sagte er.
»Uns bleibt jetzt keine Zeit, aber ich wollte dir dies hier unbedingt geben …« Er reichte ihr ein ledernes Ringkästchen. Maria öffnete es und fand einen schmalen Ring aus durchbrochenem Gold mit einem kleinen Rubin darin. »David, er ist wunderschön.«
Plötzlich wirkte er scheu. »Ich bin froh, daß er dir gefällt. Ich wußte nicht, was ich nehmen sollte. Basil sagte, ich hätte dich fragen sollen, was für einen Stein du möchtest, aber es ergab sich keine Gelegenheit. Sind wir jetzt verlobt, Maria?« fügte er so übergangslos hinzu, daß sie nicht sicher wahr, ob sie es wirklich gehört hatte; aber noch ehe sie antworten konnte, küßte er sie. »Du wirst mich heiraten, nicht wahr?«
»Ja. Natürlich werde ich das.«
Hinter ihnen riefen drängende Stimmen, daß alle Besucher das Schiff nun umgehend verlassen müßten.
»Ich werde deinen Vater aufsuchen und mit ihm sprechen«, sagte er.
»Tu das. Er wird froh sein, ein wenig Gesellschaft zu haben.«
»Maria, wo bleibst du denn?« Edwina Foy eilte auf sie zu, blieb dann abrupt stehen und starrte David an.
»Edwina, darf ich vorstellen, dies ist mein Verlobter Lieutenant David Collins.«
»Captain«, verbesserte David und lächelte sie an.
Edwinas Mund stand ein paar Sekunden sperrangelweit offen, ehe sie die Sprache wiederfand. »Sehr erfreut.«
Die Zeit war um. David küßte Maria und wandte sich dann eilig ab, sprang die Gangway hinunter und rief ihr zu: »Wir sehen uns in Halifax!«
Edwina war erstaunt. »Wo hast du den denn gefunden? So gutaussehend. Wieso weiß ich nichts von ihm?«
Polly trat zu ihnen an die Reling, und Maria streckte ihr die Hand mit dem Ring entgegen. »Sieh nur, Polly. Ich habe mich mit David verlobt. Er ist gerade gegangen.«
»Ich habe ihn noch gesehen«, versetzte Polly wütend.
»Und rede kein dummes Zeug. Ihr seid nicht verlobt.«
»Aber sicher.« Maria lachte, ihre Augen leuchteten und aller Kummer schien für einen Moment vergessen.
»Dein Vater hat seine Einwilligung noch nicht gegeben«, sagte Polly.
»Das wird er. David wird ihn aufsuchen.«
»Er wird es nicht erlauben. Die Leute hier wären nicht eben begeistert, wenn du einen Engländer heiratetest.«
»Von mir aus könnte er Ägypter sein, es wäre mir gleich«, warf Edwina ein. »Ich finde ihn einfach himmlisch.«
»Ich verstehe dich nicht, Polly«, sagte Maria. »Du hättest sie sehen sollen, Edwina. Bis vor ein paar Tagen hat sie geradezu skandalös mit Basil Mulgrave geflirtet, einem englischen Offizier.«
»Das ist nicht wahr«, entgegnete Polly. »Außerdem, flirten ist eine Sache, eine Heirat auch nur zu erwägen eine völlig andere. Du wärest in ganz Boston geächtet. Und es waren diese dreckigen Soldaten, die die Epidemie ausgelöst haben, die deine eigene Mutter umgebracht hat!«
»Halt den Mund, Polly«, sagte Edwina. »Hör nicht auf sie, Maria.«
Sie bekamen schweres Wetter, und Edwina war während der ganzen Überfahrt seekrank. Polly blieb weiterhin sehr kühl, so sehr Maria sich auch bemühte, sie wieder versöhnlich zu stimmen. »Versuch uns zu verstehen, Polly. David und ich lieben uns doch nun einmal so sehr.«
»Dummes Zeug. Warte nur, bis Jack davon erfährt.«
Aus ihrer Koje meldete sich Edwina zu Wort: »Was sollte er dagegen haben? Er treibt
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