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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zugestimmt und festgelegt, daß Jack seine Schwester an seiner Stelle zum Altar führen sollte. Jack hatte ebenfalls keine Einwände gegen Marias Heirat. Er mochte Collins. Aber er weigerte sich nach wie vor, Pläne für seine eigene Hochzeit zu erörtern. Und trotzdem war Polly stolz auf ihn. Er wirkte ungeheuer weltmännisch in seinen perfekt sitzenden Kleidern, das Haar zu einem gepuderten, modischen Zopf gebunden. Er war nicht mehr der Junge, mit dem zusammen sie aufgewachsen war, sondern ein wohlhabender junger Kaufmann, angesehen, wie zu bemerken sie Gelegenheit hatte, in ganz Halifax. Doch sie entfremdeten sich zusehends, sie spürte es ganz genau. Und daran war nur Edwina schuld. Auch wenn sie nicht offen Vertraulichkeiten tauschten, merkte Polly doch, daß irgend etwas zwischen Edwina und Jack vorging. Anzeichen dafür waren zweifellos vorhanden: hier und da ein sanfter Blick, Jacks neue Nachsicht mit Edwina, die zu allen Mahlzeiten zu spät kam und nie wußte, wann sie beim Kartenspiel an der Reihe war. Doch Polly wagte nicht, mit Jack darüber zu reden, aus Angst ihn zu kränken. Wenn sie sich nun doch alles nur einbildete, würde er sicher wütend reagieren. Was sollte sie nur tun? Sie konnte nicht mit Maria reden, die außer für David für nichts Augen hatte. Sicher würde sie ihr sagen, sie solle sich nicht so albern anstellen. Eine offene Aussprache mit Edwina? Sinnlos. Edwina würde behaupten, Polly sei eifersüchtig. Und es stimmte, das war sie. Sie haßte Edwina regelrecht. Wenn sie doch nur abreisen würde. Sie hatte in diesem Haus überhaupt nichts zu suchen. Wie lange wollte sie denn noch bleiben? David hatte berichtet, Boston sei wieder sicher. Die Briten waren abgezogen, und die Epidemie war so gut wie unter Kontrolle.
            Das war es. Bei nächster Gelegenheit würde sie Edwina fragen, wie lange sie noch vorhabe zu bleiben. Dadurch konnte sich niemand beleidigt fühlen, aber Edwina würde den Wink vielleicht verstehen.
            Und es gab noch etwas an Edwina, das ihr Sorgen bereitete. Die Foys waren sehr viel reicher als ihre eigene Familie, immer schon gewesen, und Edwinas Eltern hatten ihrer Tochter offenbar eine unerschöpfliche Summe zur Verfügung gestellt, während sie selbst nur über ein Taschengeld verfügte. Edwina gab das Geld mit vollen Händen aus: Kleider, Schmuck, alles, was ihr in den besten Läden von Halifax ins Auge fiel.
            »Es hilft, die Zeit zu vertreiben«, hatte sie Maria einmal lachend erklärt. »Ich kaufe für mein Leben gern ein.«
            Ihre Freundinnen konnten nur danebenstehen und zusehen. Polly fragte sich, ob das Foy-Vermögen für Jack nicht eine unwiderstehliche Versuchung darstellen mußte. Er war sehr ehrgeizig, sprach davon, daß er eine weitere Niederlassung in New York gründen wolle, sobald der Krieg aus sei.
            Obwohl Polly es keineswegs darauf angelegt hatte, kam es kurz darauf zu einer offenen Konfrontation.
            Sie hatte sich zum Essen umgezogen und kam in die Halle hinunter. Dort fand sie Edwina in Hut und Mantel vor, und Jack war gerade im Begriff, sie hinauszugeleiten. »Wo geht ihr hin?« fragte Polly.
            Edwina kicherte. »Ich habe Jack gesagt, ich würde furchtbar gern einen langen Pelzmantel kaufen. Er bringt mich zu seinem Lagerhaus, damit ich sie mir ansehen kann.«
            »Um diese Zeit?«
            Jack grinste. »Ehe sie ihre Meinung wieder ändert.«
            »Das ist doch lächerlich«, rief Polly erbost. »Du kannst ebensogut bis morgen warten, Edwina, und dann begleiten wir dich.«
            »Kommt nicht in Frage«, sagte Jack.
            Polly hörte den drohenden Unterton in seiner Stimme, aber sie ignorierte ihn. »Ich weiß genau, was du vorhast, Edwina. Du willst mit Jack allein sein. Du kennst sie nicht so gut wie ich, Jack, sie kann selbst keinen Mann finden und darum will sie jetzt meinen.« Ihre Stimme wurde schrill. »Warum fährst du nicht heim nach Boston, Edwina, und läßt uns zufrieden? Du wirst hier nicht mehr gebraucht!«
            Maria kam herbeigeeilt. »Was geht hier vor?«
            »Nichts«, sagte Jack wütend. Er nahm Edwinas Arm und führte sie aus dem Haus.
            Sie kamen nicht zum Essen nach Hause. Polly saß allein mit Maria am Tisch und war verzweifelt. »Was soll ich nur tun?«
            »Ich weiß es nicht«, sagte Maria. »Ich weiß es wirklich

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