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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Augen konnte Jack einfach nichts falsch machen. Sie war ihm ganz und gar ergeben, und wenn er daheim war, waren sie ein sich ewig küssendes und turtelndes Liebespaar. Wenn er angetrunken war, nannte sie sein Verhalten übermütig, wurde er streitsüchtig, entschuldigte sie ihn damit, daß er durch seine Geschäfte unter enormem Druck stand. Doch als die Wochen vergingen, bemerkte Maria, daß ihr Bruder zunehmend ungeduldig mit Polly wurde. Das tat ihr sehr leid. Es war doch nur natürlich, daß seine Verlobte ihr zukünftiges Heim mit einem gewissen Besitzerstolz betrachtete, aber Jack nahm jede Einmischung in seine häuslichen Arrangements ausgesprochen übel.
            Eines Abends fuhr er sie während des Essens scharf an, und Polly lief weinend hinaus.
            »Das war sehr häßlich von dir, Jack«, sagte Maria. »Ich hole sie zurück.«
            »Nein, laß sie nur. Manchmal stellt sie sich einfach zu dumm an«, sagte er.
            »So wie du«, gab sie zurück und ging hinaus, um Polly zu suchen.
            »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist«, gestand ihr Polly weinend. »In letzter Zeit kann ich ihm nichts recht machen. Gestern habe ich ihm erzählt, ich hätte einen Brief von Mutter bekommen. Sie wollte wissen, wann wir heiraten werden. Da ich doch in Jacks Haus wohne, meint sie, wir sollten sofort heiraten, hier in Halifax. Es ist ihr im Grunde gar nicht recht, daß ich hier bin. Jedenfalls habe ich Jack davon erzählt, aber er hat mir überhaupt nicht zugehört. Er ist einfach hinausgegangen! Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
            Maria seufzte. »Nun beunruhige dich nicht so, Liebes. Morgen ist alles längst vergessen, du wirst sehen.«
            In dieser Nacht lag Maria wach, konnte einfach keinen Schlaf finden. Wie eintönig es doch war, in einem fremden Haus zu leben, ohne etwas zu tun zu haben. Als lebe man in einem Hotel. Sie hatten nicht einmal irgendwelche Aufgaben im Haushalt zu erfüllen, denn Jack hatte ihnen untersagt, sich in diese Dinge einzumischen. Es war schon fast Morgen, und sie war es satt, wach im Bett herumzuliegen, war es satt, daß ihr Leben so ereignislos verstrich. So beschloß sie, aufzustehen, hinunterzugehen und an David zu schreiben, auch wenn sie eigentlich nichts Neues zu berichten hatte.
            Leise öffnete sie ihre Tür, um niemanden zu wecken. Da sah sie auf der anderen Seite des Korridors, wie Edwinas Türe aufschwang. Maria lächelte. Sie war also nicht die einzige, die nicht schlafen konnte. Gerade wollte sie zum Sprechen ansetzen, als sie Jack erkannte. Erschrocken zog sie ihre Tür rasch wieder zu und stand dann reglos da, mit pochendem Herzen. Sie hatte ihren Bruder nur eine Sekunde lang gesehen, aber jede Einzelheit hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sein dunkles Haar war zerzaust, er trug einen Morgenrock, der nur nachlässig geschlossen war und den Blick auf seine nackte Brust freiließ. Als er den Flur entlangschritt, schleifte der schwere Brokatstoff über den Boden, und die gepolsterten Schultern ließen ihn eigentümlich dekadent aussehen. Sie war so zornig auf ihn, daß ihr ganz schlecht davon wurde. Und Edwina? Wie konnte sie nur! Maria bezweifelte, daß sie ihr je wieder würde ins Gesicht sehen können. Und was war mit Polly?
            Sie blieb den ganzen Morgen im Bett, zu durcheinander, um einem von ihnen zu begegnen. Nach dem Frühstück platzte Edwina in ihr Zimmer. »Komm schon, Maria, steh auf. Heute ist Samstag, und Jack will eine Schlittenfahrt mit uns unternehmen. Es hat wieder geschneit, die ganze Welt sieht wie verzaubert aus.«
            »Nein, danke, dazu ist es mir zu kalt«, murmelte Maria und versteckte sich unter ihrer Decke. Aber noch während sie darüber stritten, kam eines der Dienstmädchen an die Tür.
            »Entschuldigen Sie, unten ist ein Gentleman, der Sie sprechen möchte, Miss Maria.«
            »Wer ist es denn?« wollte Edwina wissen.
            »Ein Captain Collins, Miss.«
            »Oh nein!« schrie Maria entsetzt und schlug die Decke zurück. »Seht doch nur, wie ich ausschaue! Sag ihm, er möchte einen Moment warten.«
             
            Polly war niedergeschlagen, doch sie war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Alle waren so aufgeregt über David Collins’ Ankunft, und er und Maria schmiedeten schon eifrig Hochzeitspläne. Alex Proctor hatte Davids Antrag bereitwillig

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