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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bequem habt. Ich will nicht glauben, dass Ihr so roh seid, von ihrem Treiben zu wissen und nicht einzuschreiten.«
    »Susanne«, mahnte Till sie leise und legte ihr eine Hand auf den Arm.
    Herr von Waldfels starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Die zarte Röte seiner Wangen war hektischen roten Flecken gewichen. Er räusperte sich. »Mein liebes Kind, ich verstehe, dass Ihr aufgebracht seid, und in der Tat bin ich erschüttert über den Verlust, den Eure Schwester erlitten hat. Selbstverständlich werde ich das Tierchen ersetzen und mich bei ihr entschuldigen. Was den Rest Eurer Vorwürfe betrifft, so fürchte ich, dass Ihr das Gesamte … den größeren Rahmen nicht begreift. Bedeutende Vorhaben sind niemals ohne gewisse … gewisse Opfer durchzuführen. Kompromisse,
so sagt man. Ein Abwägen kleiner Übel gegen das Gute, aus dem Utopia, die bestmögliche Welt erwachsen kann. Vielleicht übersteigt das Euren … nun ich will nicht sagen: Euren Verstand, denn Ihr erscheint mir aufgeweckt für eine junge Frau. Nennen wir es also den Horizont Eurer Erfahrung und Bildung, liebes Kind. Ihr habt den Krieg und das Böse, das er geschaffen, die Verderbnis, die er in den Menschen hinterlassen hat, nicht so studiert wie ich. Ich habe mich bemüht, meine Seele rein zu halten, doch angesichts der Greuel des Krieges ist auch mir die Unschuld verlorengegangen. Seht Ihr, meine Annahme … nein, meine Gewissheit besteht darin, dass nur die nach dem Krieg Geborenen unschuldig genug sind, um zu wahrhaft guten Menschen zu werden. Um diese jungen Geschöpfe zu erretten und in eine bessere Welt zu führen, kann ich, der ich ohnehin bereits verloren bin, mich den Gepflogenheiten der verrohten Welt anpassen und manche Opfer auf mein Gewissen nehmen. Zumal diese Opfer zu den Verderbten gehören. Vielleicht könnt Ihr … Nein, ich setze mein Vertrauen darein, dass Ihr begreifen werdet, dass am Ende alles dem Wohle der Menschheit dienen wird.«
    Susanne ging zu einem mit rotem Brokat gepolsterten Armlehnstuhl und legte behutsam die Katze darauf ab, dann wandte sie sich Herrn von Waldfels wieder zu. »Kinder werden nicht von allein zu guten Menschen. Wen wollt Ihr mit ihrer Erziehung betrauen, wenn doch alle Erwachsenen so verderbt sind, dass es Euch nicht der Mühe wert erscheint, ihr Leben und Glück zu erhalten? Auch Ihr selbst könnt den Kindern Euren eigenen Worten nach ja kein Vorbild sein. Und wenn ich Euch so höre, dann bekomme ich große Angst, dass Ihr auch mich bedenkenlos opfern würdet. Ich bin noch im Krieg geboren, auch wenn
ich keine Schlacht und Belagerung gesehen habe. Muss ich Euch also fürchten?«
    »Aber liebe Jungfer Büttner, wie könnt Ihr das glauben? Seid gewiss, dass ich Euch und Eurer liebenswerten Familie allen Respekt entgegenbringe. Wir reden hier doch von ganz anderen Subjekten.«
    Susanne sah, wie seine bleiche, engelsgleich zarte Gestalt sich ihr verbindlich zuneigte, und fühlte Abscheu. »Nun, so hoffe ich, dass Ihr das Euren Dienern beizeiten mitteilt, denn sie scheinen anderer Ansicht zu sein. Sie sorgen sich darum, dass Euer Unternehmen durch das gefährdet wird, was mein Bruder, ein Freund und ich über Eure Geschäfte und die Todesfälle, die damit zusammenhängen, herausgefunden haben. Sie haben uns tätlich angegriffen, unseren Freund bis aufs Blut verletzt und gedroht, uns durch Verleumdung in Misskredit zu bringen. Wir konnten uns nur mit Mühe zur Wehr setzen. Euer Handlanger Rieger hat Zeugen bezahlt, um den Unschuldigen zu belasten, der wegen Totschlags verhaftet wurde, während der wahre Mörder frei seiner Wege geht. Zu allem muss der gequälte Unschuldige um seine beiden jüngeren Geschwister bangen, die sich wahrscheinlich in Euren Händen befinden. Mein Herr, wenn Ihr das alles duldet und gutheißt, dann seid Ihr wahrhaft kein guter Mensch. Ihr und Eure Männer gehören zum Bösen in dieser Stadt. Bei dem Gedanken an Eure Utopia graust es mich. Sie wird nicht besser sein als Ihr, und ich habe Angst um die armen Kinder.«
    »Susanne«, mahnte Till wieder, diesmal lauter. Sein Griff an ihrem Arm wurde fester. »Ihr müsst meiner Schwester verzeihen, Hochwohlgeboren. Sie ist aus verständlichen Gründen aufgeregt. Die Angelegenheit war und ist für uns in der Tat bedrohlich … Mein Herr?«

    Hastig ließ er Susanne los und sprang vor, um Herrn von Waldfels zu stützen. Dieser hatte seine Augen wieder weit aufgerissen, während Susanne sprach. Nun zitterte seine Unterlippe, und unter

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