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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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seinem Auge zuckte ein Nerv. »Es geht schon«, sagte er schwach zu Till. »Es geht schon. Mein Gott, hätte ich das gewusst.«
    Susanne setzte sich pflichtschuldig in Bewegung und holte ein halbvolles Weinglas vom Tisch. Till half dem erschütterten Herrn beim Trinken.
    Herr von Waldfels holte tief Luft. »Ich muss die Herrschaften nun bitten zu gehen. Eure Anwesenheit beansprucht mich zu sehr. Seid gewiss, dass ich meinen Bediensteten bei nächster Gelegenheit einen Tadel aussprechen werde.«
    »Seid gewiss, dass ich mich nicht länger scheuen werde, die Angelegenheit dem Rat vorzutragen, wenn sich nicht bald alles aufklärt«, erwiderte Susanne.
    Er wedelte mit der Hand, um sie zu entlassen. Sie war mit Till schon bei der Tür, als Herr von Waldfels einen halb erstickten Laut ausstieß. Halb in der Erwartung, ihn ohnmächtig werden zu sehen, drehte Susanne sich noch einmal um.
    Er zeigte auf den Lehnstuhl und sagte mit versagender Stimme: »Die Katze.«
    »Gebt Euch keine Mühe, sie zu ersetzen.«
    Susanne ergriff Tills Arm und verließ zügig mit ihm Fuhrhops Haus. Erst als sie den Platz am Sande halb überquert hatten, ließ sie Till wieder los und stellte fest, dass sie zitterte.
    Beinah zärtlich hakte ihr Bruder sie unter. »Du bist verrückt«, sagte er, dann aber lachte er auf. »Andererseits dachte ich da drin für eine Weile, Mutter stünde neben mir
und läse Herrn von Waldfels die Leviten. Wir werden sehen, was du damit erreicht hast. Das heißt, wir werden es sehen, falls wir Vaters Zorn überleben.«
    Susanne fühlte, wie ihre Knie schwach wurden. Die Aussicht, nach all der Aufregung nun auch noch ihrem Vater die Stirn bieten zu müssen, ließ sie wünschen, einfach im Rinnstein niedersinken und schlafen zu dürfen. Es ergriff sie eine grenzenlose Dankbarkeit dafür, dass sie wenigstens ihren starken Bruder zur Seite hatte. »Till, ich bin froh, dass es dich gibt. Ich danke dir tausend Mal. Und wenn Vater nachher gegen dich … Nun ja. Denk daran, dass Mutter dich nicht nur trotz allem geliebt hat. Sie war auch immer stolz auf dich.«
    Till drückte ihren untergehakten Arm an sich. »Nicht so sehr wie auf dich.«

17
    Die Kinder der Utopia
    F olgte man der Ilmenau flussabwärts, dann passierte man kurz vor dem Ort Bardowick eine Insel, die von ihren alten Armen eingeschlossen wurde. Auf der Insel lagen Gebäude des Gutes Vrestorf. Dorthin führten die Schiffer Jan auf der Scholle, auf der auch Kathi mitfuhr, während die »Maria« ihnen nachgerudert wurde.
    Sie hatten nicht suchen müssen, um zu wissen, dass die Kinder dort in Verwahrung gehalten wurden. Einer der ihren hatte es bereits Tage zuvor im Vorüberfahren gesehen und ihnen zugetragen. Die Schwierigkeit bestand nun darin, die Kinder übergeben zu bekommen und sie dabei nicht zu verschrecken.
    Kathi hatte es sich nicht nehmen lassen, Jan sein Wams und das Hemd auszuziehen, obwohl er sich gewehrt hatte. Unter viel besorgtem Zungenschnalzen und Beratung mit Jockel und dem zweiten Schiffsführer hatte sie seinen Rücken begutachtet, bis er die Geduld verloren hatte. »Herrgott, Kathi, ich danke dir, aber bind was drum, und dann ist es gut.«
    »Wirst schon sehen, was du davon hast.« Kurzerhand hatte sie sein Hemd zum Verband gemacht und ihm statt des blutigen Wamses Jockels Kittel übergezogen.
    »War das Rieger, der dich so verdroschen hat?«, fragte Jockel.

    »Mit seinem verfluchten Stock. Und als ich ihm den endlich abgenommen hatte, da hat er auf einmal mein eigenes Messer in der Hand gehabt.«
    Der zweite Schiffer schnaubte spöttisch. »Warum lässt du Blödbarz ihn dein Messer haben?«
    »Kowatz hat es mir aus der Hand geschlagen, als ich eine Wand zwischen die Doggen und ihn und mich bringen wollte. Es musste schnell gehen, da war ich eben für einen Moment blöd.«
    »Erzähl mal genau«, sagte Jockel und gab keine Ruhe, bis Jan zumindest die Handgemenge mit Rieger und Kowatz geschildert hatte.
    Kurz darauf machten sie am Anleger von Gut Vrestorf fest, und Jan stieg gemeinsam mit Jockel an Land. Ohne Zögern gingen sie zum Gutshaus und klopften an. Ein Pastor öffnete, was Jan kurzfristig etwas aus der Fassung brachte. Umso stärker gab er darauf acht, dass seine Stimme selbstsicher klang. »Herr von Waldfels schickt uns, wir sollen die Kinder abholen. Es eilt.«
    Der Pastor sah ihn durchdringend an und beugte sich dabei vor, als wäre er kurzsichtig. »Ich muss der Kinderfrau Bescheid geben. Es wird eine Weile dauern, bis die jungen

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