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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zusehends
beliebter wurde. Ihn hatte das teure Kraut bisher nicht verlockt.
    Kathi wurde von Schiffern, Schifferfrauen und sogar vom Wirt selbst begrüßt, als sie Jan zu der hinteren Tischrunde führte, in der ihr Mann beim Würfeln saß. »Jockel, hier ist einer, der unsere Hilfe braucht.«
    Jockel legte die Würfel in den ledernen Knobelbecher und knallte ihn gut gelaunt vor seinem Nebenmann auf den Tisch. Mit einer besitzergreifenden Geste zog er Kathi auf seinen Schoß und gab ihr einen schallenden Kuss. Sie juchzte und strampelte sich schimpfend wieder auf die Beine. Die Männer am Tisch grinsten und spotteten.
    Jans Zweifel an seinem Plan wuchsen. Diese Männer sahen allesamt nicht so aus, als könne man sie bewegen, ihren gemütlichen Feierabend aufzugeben. Kostbare Zeit verstrich ungenutzt. Aber allein konnte er nichts tun.
    »Na, dann sprich doch mal. Was brauchst du denn? Außer einem Schnapps natürlich, so wie du aussiehst. Bist käsig um die Nase, Junge. Haste einen Spökegeist gesehen?«
    Kathi lachte trocken. »Die Farbe hat er am Rücken statt im Gesicht.«
    Bevor Jan es verhindern konnte, hatte sie den Männern am Tisch sein blutiges Hemd gezeigt. Sie war wirklich eine Plage. »Kathi!«, fuhr er sie an und machte ihre Hand von seiner Kleidung los. Verlegen wandte er sich wieder dem Tisch zu. In der Tat sah es nicht so aus, als hätte sie die Männer damit für ihn eingenommen. Das Spiel war zum Erliegen gekommen, die Männer musterten ihn schweigend und mit verschlossenen Mienen.
    Selbst Jockel hatte die Brauen skeptisch zusammengezogen. »Jemand hinter ihm her?«, fragte er Kathi leise.

    »Nein. Ich …«, setzte Jan an, doch Kathi fiel ihm ins Wort.
    »Er hat sich mit Kowatz und Rieger geschlagen.«
    Die Männer stießen Laute aus, die Unglauben, Beunruhigung und Abneigung bedeuten konnten. Jan wusste, dass er besser daran tat, der vorlauten, aber offensichtlich beliebten Frau das Wort zu überlassen. Er wünschte allerdings, sie wäre die Sache anders angegangen.
    »Und nu?«, fragte Jockel.
    »Und nu denkt er, dass er dringend die Kinder zurückholen muss, die ihr reicher Herr aus der Stadt verschifft hat.«
    »Denn man tau«, sagte Jockels Nebenmann, schüttelte den Knobelbecher und machte seinen Wurf. Sofort hatten er und das Spiel die Aufmerksamkeit der meisten Männer zurück. Nur drei der Schiffer blieben Jan zugewandt. Außer Jockel war es ein weißhaariger Hüne mit Backenbart und Tabakspfeife im Mund und ein Jüngerer mit dunkelblondem Vollbart.
    Der Jüngere sprach als Nächster. »Ärger machen können wir uns selbst, dazu brauchen wir keine Fremden. Am Ende bliebe doch wieder alles an uns hängen.«
    Kathi stemmte die Hände in die Hüften. »Hinnerk, das letzte Mal, als was an dir hängengeblieben ist, hast du die Mutter geheiratet. Wie geht’s dem Kleinen? Sieht dir ähnlich, der Junge, oder nicht?«
    Der junge Mann wurde rot, grinste aber. »Ein Prachtjunge.«
    Jan holte tief Luft. »Mann, wenn du ein Kind hast, dann hilf mir, die anderen zu finden. Sie werden sonst leiden.«
    »Was gehen mich die Gören der Stadtleute an? Ich würde meinen Sohn nicht verkaufen, eher würde ich mich selbst verkaufen.«

    Jockel warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Wer würde dich haben wollen, Hinnerk? Und nu sei mal ruhig. Ich will hören, warum der Junge hier plötzlich draufkommt, dass die Kinder wieder her müssen.«
    Jan stieß erschöpft die Luft aus. »Ich wusste es auch vorher schon. Hab nur gehofft, es würde sich von selbst erledigen, weil dieser hohe Herr darin verwickelt ist, mit dem ich keinen Streit wollte. Was gehen mich die Kinder von Leuten an, die ihre Kinder verkaufen, dachte ich. Es wird ihnen bei dem Herrn schon nicht schlechter gehen als hier in der Gosse. Aber seit ich heute mit seinen Dienern zu tun hatte, sehe ich es anders. Außerdem haben die beiden noch mehr Dreck am Stecken, und man kann ihnen nur beikommen, wenn die Kinder zurück in der Stadt und in Sicherheit sind.«
    »Hast du dich tatsächlich mit beiden geschlagen? Und was war mit den Hunden?« Jockel klang ungläubig, was Jan ihm nicht verdenken konnte.
    »Ich …«
    Wieder fiel Kathi ihm ins Wort. »Unser Jan hier ist ein flinker Junge und nicht aus der Kälberkompanie. Nun kommt mal in die Strümpfe. Die Kette wird gleich zugemacht. Sabbeln könnt ihr auch noch auf dem Pott.«
    Jockel räusperte sich und klopfte zwei-, dreimal auf den Tisch. »Holde Jungfern, wo der Kleine recht hat, hat er recht. Die

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