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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verstecken, und zwar jetzt gleich. Ich setze darauf, dass dein Mann und die anderen Schiffer helfen können.«
    »Sackerlot, das ist ein großer Gefallen, zumal um diese Zeit am Tage. Du weißt, dass sie bald die Kette bei der Warborch schließen? Die Tore bleiben auch nicht mehr lange offen. Warum ist es plötzlich so eilig? Wenn die Kinder bis heute gelebt haben, dann werden sie es morgen auch noch.«
    »Glaub mir einfach, dass es schnell gehen muss.«
    Sie musterte ihn flüchtig von oben bis unten, dann nickte sie. »Jockel sitzt im Borstigen Eber.«
    Er drehte sich um und ging die Hafentreppe hinauf. Kathi schnalzte hinter ihm mit der Zunge. »Dein Wams hat einen Blutfleck, Jungchen. Was hast du angestellt?«
    Er seufzte und blieb stehen. »Wie groß ist der Fleck?«
    »Wie eine Faust.«
    Sie wartete nicht auf seine Erlaubnis, sondern zerrte energisch sowohl sein Wams als auch sein Hemd hoch, obwohl sie für alle sichtbar dastanden. Dann pfiff sie auch noch laut durch die Zähne. Wütend entwand er sich ihrem Griff. »Jetzt lass uns schon gehen. Wird nicht besser, wenn du uns hier zum Schauspiel machst.«
    »Das muss ein scharfes Messer gewesen sein. Ein schöner, glatter Schnitt.« Zu seiner Erleichterung zögerte sie nun nicht länger. Mit langen, geschwinden Schritten ging
sie ihm voraus, sodass er beinah wieder hätte laufen müssen, um ihr folgen zu können. »Tja, dumm. Es war mein eigenes«, murmelte er.
    »Das, welches du im Hosenbund trägst? Hast du deinen Gürtel verloren?«
    »Bis heute habe ich nicht gewusst, dass Mädchen so schnell denken können.«
    Sie lachte. »Danke für das Mädchen. Lass dir von mir sagen: Wenn du was verbrochen hast, wofür die Büttel dich suchen, werden die Schiffer keinen Finger krumm machen, um dir zu helfen. So sind sie nicht. Sie werden sich heraushalten. Nur wegen der Kinder wird Jockel sie vielleicht bewegen können.«
    »Ich weiß nicht, was daraus wird. Die Diener eines hohen Herrn wollten mir ans Leder, und ich habe mich gewehrt. Mag sein, dass sie es anders darstellen werden. Sie haben auch den Verdacht gegen Albert schüren können.«
    »Meinst du diesen Rieger und den alten Sündfeger mit den Hunden? Wie bist du davongekommen, ohne dass sie dich gefressen haben?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    Sie blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihm um. »Oh doch, mein Lieber. Für die Kathi nur die Wahrheit! Ich bitte nicht andere für dich um einen Gefallen, wenn ich nicht weiß, wer du bist.«
    »Es wäre aber besser, wenn die Wahrheit sich nicht herumspräche. Reicht es nicht, wenn ich dir sage, dass ich nicht allein war?«
    Reglos sah sie ihm in die Augen, und er hielt ihren Blick aus. »Aha«, sagte sie schließlich, und ihre Miene wurde kühl. »Du konntest es nicht lassen. Nun, dann sage ich dir
jetzt eins: Ich helfe dir nur weiter, wenn du mir schwörst, dass du Susanne Büttner nie wieder heimlich treffen wirst. Frei offen um sie, wenn du es kannst, sonst lass sie in Ruh. Würde mir das Herz brechen, sie am Schandpfahl zu sehen.«
    »Ich habe es schon auf alles geschworen, was mir am heiligsten ist, und ich schwöre es dir noch einmal, wenn du es hören musst: Ich habe sie heute zum letzten Mal getroffen, nur um mich zu verabschieden. Konnte ich ahnen, dass die Kerle mir nachschleichen?«
    Kathi schlug sich die Hände vor das Gesicht. »Schafskopf, du. Herrje. Also komm!«
    Während er ihr nachhetzte, spürte er zum ersten Mal, dass er fror. Kalt und erschöpft war er, und dass Kathi ihn an seinen verhängnisvollen Abschied von Susanne erinnert hatte, machte es nicht besser. Schafskopf war eine Schmeichelei für ihn. Seine Reue ging so tief, dass er auf der Stelle ins Kloster eingetreten wäre, wenn er damit ihre Schande hätte verhindern können. Selbst auf die Gefahr hin, dass ihn dort umgehend der Blitz erschlagen hätte. Trotzdem wusste er nicht, wie er es aushalten sollte, Susanne nie wieder in die Augen zu sehen.
    Der Borstige Eber hieß eigentlich »Zum Wilden Eber« und war das Lieblingswirtshaus der minderen Schiffer, während die Salzfahrer ein besseres Haus bevorzugten. Der Eber war ein schlecht gepflegtes Gebäude mit einer zusammengeschusterten Einrichtung, einem ruppigen Wirt und Schankmägden, die Haare auf den Zähnen hatten. Jan war im Laufe seiner Nachforschungen einige Male dort gewesen und nie lange geblieben. Nicht zuletzt hatte ihn der dicke Tabakrauch vertrieben. Das Tabakrauchen war eine neue Sitte, von der er nicht verstand, warum sie

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