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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verschüchterten Kinder zum Abtritt, bevor sie ihnen zeigte, wo sie schlafen würden.
    Till hatte seine kleine Kammer geräumt und der fremden Frau überlassen, die sich dort mit ihrer Tochter und dem kleinsten der Mädchen niederlegte. Till bezog mit den zwei ältesten Jungen die unbehagliche Rumpelkammer neben seiner. Die zwei kleineren Jungen nahm Susannes Vater bei sich im großen Ehebett auf. Die fürsorgliche Art, auf die er sie beruhigte und zudeckte, versetzte Susanne einen wehmütigen Stich. Ihn einmal wieder von dieser Seite zu sehen machte ihr deutlich, wie viel seine Zuneigung ihr bedeutete. Er war vielleicht manchmal ungerecht, und sie konnte ihm nicht in allen Dingen zustimmen, doch seine Liebe wollte sie nicht verlieren.
    Bis auf Paul und Minna waren alle Kinder verteilt.
    Regine saß im Alkoven und wunderte sich lächelnd, als Susanne mit den beiden hereinkam. Mit ihren unschuldigen blauen Augen und den offenen blonden Haaren sah Regine im Kerzenlicht hübscher aus denn je. Minna und Paul blieben stehen und starrten sie an. »Ist das eine Prinzessin?«, fragte Paul verstohlen.
    Liebhild kicherte, hopste über Susannes Bett in den Alkoven und schlüpfte unter die Decke. »Dann bin ich auch eine Prinzessin.«

    »Minna, leg dich zu Regine und Liebhild. Paul hat in meinem Bett Platz.«
    Minna nickte, zögerte jedoch. Zaghaft berührte sie Susanne am Ärmel und flüsterte: »Darf ich etwas fragen?«
    »Natürlich.« Mit geübten Handgriffen half Susanne Paul aus seinem kleinen Hemd, aus Schuhen und Hose.
    »Der Mann, der auf dem Boot bei uns war und der dann umgefallen ist … Ist der jetzt auch tot?«
    »Ein Mann ist umgefallen?«
    »Der Freund von Albert. Jan. Er hat gesagt, er möchte nicht, dass wir zu Frau Montag zurückmüssen. Werden wir nun doch wieder zu ihr geschickt?«
    Susanne erstarrte in ihrer Bewegung. Was hatte Kathi gesagt? Jan hätte sich übernommen. Grell hatte sie das Blut auf seinem weißen Hemdrücken vor Augen. Wie schlimm war die Wunde gewesen? Ihr wurde kalt vor Angst. Verbissen zwang sie sich zu einer ruhigen Antwort. »Nein, Minna. Jan lebt noch, und außerdem möchte ich auch nicht, dass ihr zu Frau Montag zurückmüsst.«
    »Aber sie haben uns gesagt, Mutter und Wenzel sind tot. Wo sollen wir denn hin?« Noch immer flüsterte Minna, und ihre Augen glänzten vor zurückgehaltenen Tränen.
    Susanne streichelte ihr die Wange. »Mach dir keine Sorgen. Wir werden gewiss ein gutes Zuhause für euch finden. Und nun zu Bett.« Sie deckte erst Paul zu, dann zog sie Minna behutsam das Kleid über den Kopf. Nur sie selbst spürte, wie ihre Hände zitterten. Die Vorstellung, Jan nicht mehr zu treffen, hatte sie mit Mühe ertragen. Nicht zu wissen, ob sie ihn gerade an den Tod verlor, das war grausam. Wenigstens ein Mal nach ihm sehen musste sie morgen, sonst würde sie verrückt werden.
    Endlich war Minna neben Liebhild unter die Decke geschlüpft.
Susanne legte ihren Überwurf ab und blies die Kerze aus. Sobald sie im Bett lag, mit Pauls kleinen, kalten Füßen an ihrer Seite, schmerzte ihr Rücken. Ihr fiel ein, dass sie zu allem Überfluss auch noch ihre monatliche Blutung erwartete. Einen Moment lang haderte sie mit dem zusätzlichen Aufwand, den das bedeutete. Dann begriff sie, dass sie dieses eine Mal dankbar dafür sein musste. Solange eine Frau blutete, war sie nicht schwanger. Und zur Frau hatte Jan sie an diesem Tag gemacht. Es kam ihr vor, als läge es bereits unendlich lange zurück. Obwohl es die größte Dummheit war, die sie bisher im Leben begangen hatte, weigerte sie sich, Reue zu empfinden. Andere Frauen mochten ewig die Erinnerung an ihre mehr oder weniger angenehme Hochzeitsnacht bewahren. Sie würde immer an diesen gefährlichen und aufregenden Tag zurückdenken, an dem sie ihren Jungfernkranz aus Liebe verschenkt hatte. Wenigstens diese Erinnerung konnte ihr niemand nehmen. Der Gedanke bewahrte sie nicht vor den Tränen, doch bevor die ersten getrocknet waren, schlief sie bereits ein.
     
    Bis zum nächsten Nachmittag war es Susanne nicht möglich, ihren nun vervielfachten Pflichten im Haus zu entkommen. Erst als sich nach dem Mittagessen die jüngeren Kinder samt der übernächtigten Regine für eine Ruhepause niedergelegt hatten, hielt sie nichts mehr. Gegen das Gebot ihres Vaters stahl sie sich allein aus dem Haus und eilte zur Schmiede.
    Ungewöhnliche Stille herrschte dort in der Werkstatt. Vor Angst um Jan gehorchten Susanne ihre Beine kaum. Zögerlich ging

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