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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dass Liebhild erwachte und sich verwirrt aufsetzte. »Suse?«
    »Ich bin hier, mein Kleines. Vater wird zur Tür gehen, er ist noch unten. Schlaf schön weiter«, flüsterte Susanne.
    »Aber ich habe Durst.«
    Susanne hob den Wasserkrug an, den sie sonst für diesen Fall jeden Abend frisch füllte. Sie seufzte. »Der Krug ist leer. Ist es wirklich so dringend?«
    »Die ganze Zeit habe ich schon Durst. Aber Lene wollte nichts holen, und selber gehen durfte ich auch nicht.«
    »Schon gut, ich hole dir etwas.«
    Oben an der Treppe wartete sie ab, ob ihr Vater die unbekannten Besucher hereinbitten oder fortschicken würde. Sie hörte bisher kein Wort von ihm, nur die Stimme einer Frau, die auf ihn einflüsterte.
    Dann rief er laut. »Susanne!«
    Sie zuckte zusammen. Er klang nicht nur aufgebracht,
sondern verstört. Hastig nahm sie aus dem Schrank im Flur ihren Überwurf und zog ihn auf dem Weg nach unten über ihr Hemd. Als sie den Fuß der Treppe erreichte, blieb sie stehen. Es war eine ganze Gesellschaft, die sich da zu so ungewöhnlicher Stunde eingeladen hatte.
    Ein großer, weißhaariger Mann mit einem schlafenden Kind auf dem Arm, eine aufgelöst wirkende Frau, ebenfalls mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm, sechs weitere Kinder.
    Und Kathi. »Susanne Büttner! Dem Himmel sei Dank! Ich konnte mich deinem Vater nicht so recht verständlich machen. Vielleicht kannst du ihm besser erklären, warum es das Beste ist, wenn ihr diese Kinder aufnehmt.«
    Die sonst so forsche Kathi sah ausnahmsweise nicht so aus, als wäre sie ihrer Sache sicher.
    Susanne fühlte sich überwältigt, begriff jedoch sofort, um welche Kinder es sich handelte. »Natürlich. Kathi, wie habt ihr das nur geschafft? Warte, wir gehen erst in die Küche, dann mache ich Betten für alle. Habt ihr Hunger, Kinder? Vater, weck doch bitte Lene und lass sie Decken zusammensuchen.«
    Unter dem fassungslosen Blick ihres Vaters trieb sie die Kinder und Erwachsenen in die Küche. Der weißhaarige Hüne legte das schlafende Kind in Lenes Bettzeug, das unbenutzt auf der Bank ausgebreitet war. Die Kleine schlief einfach weiter, worüber der Alte zufrieden nickte. Anschließend nahm er eine Pfeife aus der Tasche seines Wamses und klemmte sie sich zwischen die Zähne. »Na denn. G’habt euch.«
    Zu Susannes Überraschung hielt er ihr die Hand hin, sodass sie einschlagen musste. Ihre Hand verschwand in seiner Pranke. Wortlos nickte er noch einmal und ging. Von
der Diele her hörte sie noch ein »Hm« von ihm, das wohl als Abschiedsgruß an ihren Vater gelten durfte.
    »Ich will auch gehen, Jockel wartet«, sagte Kathi und zog Susanne aus der Küche. »Also nur schnell das Nötigste: Ab morgen suche ich die Eltern und frage, ob sie die Kinder zurücknehmen wollen. Ich gebe dir Bescheid, und dann sehen wir weiter. Mit dem Schmied ist in den nächsten Tagen nicht zu rechnen, der hat sich heute übernommen.«
    »Jan? Was heißt das? Was ist passiert?«
    Kathi zuckte mit den Schultern. »Wenn du klug bist, dann kümmerst du dich darum nicht weiter. Hast doch mit den Kindern genug zu tun. Und damit kennst du dich schließlich aus. Jedenfalls besser als ich.« Sie seufzte und spähte in die Küche. »Die Frau behalt hier. Sie ist die Mutter von dem Mädchen. Wir haben sie an der Bardowicker Mauer getroffen, und nun will sie ihr Kind nicht wieder loslassen, weiß aber nicht, wohin. Vielleicht kann sie dir zur Hand gehen.«
    Susanne wollte noch mehr wissen, doch bevor sie eine einzige weitere Frage stellen konnte, war Kathi schon bei der Tür.
    »Danke, Kathi!«, rief sie ihr nach.
    Kathi winkte ab. »Ich danke dir, Kleine. War mir nicht ganz sicher, ob du mir die Kinder abnimmst.«
    Obwohl Susanne noch kurz zuvor geglaubt hatte, dass sie bald vor Erschöpfung ohnmächtig werden würde, fand sie angesichts der müden Kinder ihre Tatkraft wieder. Sie verteilte Becher mit verdünnter Milch und Honigkuchenreste an alle. Auch Liebhild, die aufgeregt im Nachthemd in die Küche kam, erhielt ihren Teil.
    Die fremde Mutter sagte kein Wort, sondern saß nur
auf der Bank und hielt ihre Tochter fest, die sich an sie klammerte. Dann und wann atmete die Frau tief ein, so stockend, als würde sie schluchzen. Susanne stellte einen Becher Dünnbier vor sie hin und ließ sie in Ruhe. Die Geschichten mussten warten.
    Bald erschien Lene mit vom Schlaf verquollenem Gesicht und meldete, dass sie für alle Schlafplätze und Decken gefunden hatte. Susanne begleitete die noch immer

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