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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Worte einzeln hervor. In seiner Miene spiegelte sich neben dem Zorn seine Angst.
    Susannes Ärger fiel in sich zusammen. Ihr schlechtes Gewissen drängte sich in den Vordergrund. Auf den Zorn ihres Vaters hatte sie sich vorbereitet, nicht auf seinen Kummer. »Es tut mir leid.«
    »Leidtun hat noch kein Kind aus dem Brunnen geholt. Ich dachte, wenigstens du wärest klug genug, das zu wissen. Und jetzt antworte! Wo warst du?«
    »Ich …«
    Till stand von der Bank auf und stellte sich neben sie. »Nun lass uns doch erstmal herein, damit Suse sich setzen kann. Wir sind weit gelaufen.«
    »Du schweigst! Wenn ich von dir etwas wissen will, dann frage ich dich. Aber ich denke nicht, dass du etwas beizutragen hast. Wahrscheinlich bist du der Anstifter. Besser, du gehst mir aus den Augen, bis ich deine Schwester gehört habe.«
    »Till kann überhaupt nichts dafür«, sagte Susanne.
    »Das wäre was Neues«, erwiderte ihr Vater, aber immerhin ging er nun beiseite. Er führte sie zu seiner Schreibstube, in der Susanne sich sonst nur aufhielt, um zu putzen und aufzuräumen. Till ließ sich nicht abschütteln, bekam jedoch von ihrem Vater die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Martin saß mit todernster Miene am Kontor und schien
sie zu erwarten. Allmählich verwirrten sich Susannes Gedanken. Wenn auch Martin so aufgebracht war, dann wusste sie nicht, was man ihr alles vorwerfen würde. Was glaubten die beiden, was sie getan hatte? Sie hätten ja mit einigen schlimmen Anschuldigungen recht gehabt, aber das konnten sie doch nicht wissen.
    »Setz dich!« Ihr Vater begann, erregt in der kleinen Stube hin und her zu laufen, während sie gehorchte und sich auf die einzige freie Stelle auf der vollgestapelten Wandbank setzte.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas einmal mit meiner Tochter erleben muss. Du machst dir keine Vorstellung davon, wie das für einen Vater ist, wenn er friedlich und nichtsahnend am frühen Abend heimkommt, und ihn hält die Nachbarin auf und sagt: ›Büttner, deine Susanne ist ja abends bannig viel allein unterwegs in letzter Zeit. Hast du denn keine Sorge, dass sie sich versteigt?‹ Und ich sage: ›Ach, Mutter Künemann, hör auf. Doch nicht meine Susanne. Die ist grundgut.‹ Und ich geh nach Haus und denke: Was das Klatschweib wieder zu ratschen hat. Aber wo ist dann meine Tochter, na? Hier ist sie nicht! Liebhild plärrt nach ihr, Regine rennt durchs Haus wie eine Haselmaus im Käfig, die Muhme ist bei ihrer Schwester, und Lene nölt mir gleich die Ohren voll, dass ihr alles zu viel ist. Und ich denke: Sie wird wohl gleich wiederkommen, sie weiß ja, wie es ist. Aber sie kommt und kommt nicht. Da gehe ich los und gucke mal hier, mal da und frage, ob dich jemand beim Spazierengehen gesehen hat - das ist es ja, was du den Worten deines nichtsnützigen Bruders nach tust, nicht wahr -, aber siehe da, du machst dich wohl unsichtbar beim Spazieren. Ich komme wieder her, und immer noch bist du nicht hier. Und da frage ich mich nun:
Solltest du denn etwa doch nicht wissen, was du aufs Spiel setzt, wenn du dich nicht benimmst, wie es sich gehört? Also, wo warst du?«
    So fühlte es sich also an, stellte Susanne fest. Till hatte ähnliche Reden immer wieder über sich ergehen lassen. Beinah sein Leben lang. Sie selbst war nur sanft von ihrer Mutter gescholten worden, wenn sie in eine Rauferei mit anderen Kindern geraten war.
    Am liebsten hätte sie nun einfach die Wahrheit gesagt und alle bösen Worte ausgehalten, die darauf gefolgt wären. Sie hatte sicher die meisten davon verdient. Aber sie durfte weder Jan noch Till verraten. »Vater, du erinnerst dich doch an den Mord und die verschwundenen Kinder, oder? Du wirst es gewiss schwierig finden, mir zu glauben, aber ich bitte dich, mir zuzuhören.«
    Obwohl ihr Vater und auch Martin sie oft unterbrachen, erzählte sie ihnen das Wichtigste über die Verbrechen, über Kowatz, Rieger und die Hunde. Es gelang ihr, zu schildern, welchen Anteil sie selbst an der Aufklärung der Sache hatte, ohne zu verraten, was sie mit Jan verband. Den Kampf im schiefen Haus stellte sie als zufälliges Zusammentreffen dar und kam vorerst damit durch.
    Als sie zur Rolle des Herrn von Waldfels und ihrem Gespräch mit ihm kam, schlug ihr Vater sich stöhnend die Hände vor das Gesicht, und Martin schüttelte den Kopf. »Warum zum Teufel habt ihr nicht erst mit uns gesprochen?«
    »Nun fluch du nicht auch noch. Sonst verliere ich den Glauben an meine Zucht ganz«, tadelte ihr

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