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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Jan bisher begegnet war. Als er es zu Kienzle gesagt hatte, war ihm bewusst geworden, welche große Bedeutung es für ihn hatte, was sein Meister von einer Sache hielt. Und das war nicht nur deshalb so, weil er einen klaren Kopf hatte. Schmitt würde sich nach Kräften bemühen, ihm einen guten Rat zu geben, auch wenn es ihm selbst nicht nutzte. »Ob wir heute Mittag mal reden können?«, fragte er.
    Schmitt legte seinen Hammer aus der Hand. »Ob nun heute Mittag oder jetzt gleich. Wir haben ja doch den halben Tag schon wieder vertan. Hol zwei Krüge, dann setzen wir uns in die Sonne.«
    Nebeneinander saßen sie kurz darauf auf den Hackklötzen an der Hauswand, jeder einen Krug Dünnbier in der Hand. Jan hatte die Katze auf dem Schoß und kraulte sie, während er Schmitt über die drei Angebote ins Bild setzte,
die er bekommen hatte. Schmitt blinzelte in die Sonne und lauschte aufmerksam.
    »So sieht es aus«, endete Jan und nahm einen tiefen Zug von Gertrud Schmitts Bier. Es schmeckte ihm besser als sonst. Lag es daran, dass man Dinge erst richtig zu schätzen lernte, wenn bevorstand, dass man sie verlor? Liebte man ein Mädchen stärker, weil man wusste, dass man ihm nur für kurze Zeit nah sein durfte?
    Schmitt schwieg eine Weile, trank, schwieg weiter und klärte schließlich seine Stimme. »Du kannst dir denken, dass ich nicht erst seit gestern grübele, was aus dir werden soll. Ich habe mir immer gesagt, tu dein Bestes, dass er hierbleiben kann, solange er es will. Aber, mein Junge, beizubringen habe ich dir schon lange nichts mehr, das weiß ich so gut wie du. Wenn ich gehört habe, wie du mit den Leuten sprichst, wenn ich gesehen habe, wie du eine Zeichnung in den Sand machst, bevor ich begriffen habe, was der Kunde will, dann habe ich bei mir gedacht, der Junge ist zu schade, um sein Leben lang Fassreifen und Radbeschläge zu schmieden. Du bist zu bescheiden, um es überhaupt zu bemerken, aber wann immer in den letzten beiden Jahren etwas Schwieriges zu machen war, haben wir dir doch alle nur noch zugearbeitet. Wenn die Verhältnisse so wären, wie sie sein sollten, würde ich dich auch aus Eigennutz nur mit Widerwillen gehen lassen. Aber wie wir beide wissen, ist die Welt nicht gerecht. Wenn ich mich noch so sehr ins Zeug lege, kann ich aus dir keinen gebürtigen Lüneburger machen, dem die Zunft mit Kusshand seinen Meisterbrief siegelt. Du wirst dein Glück leichter an einem anderen Ort machen. Ich will dir damit nicht zuraten, zum Büchsenmacher umzusatteln oder gar Soldat zu werden. Aber auf die Wanderschaft zu gehen und dich nach Gelegenheiten umzusehen,
dazu rate ich dir. In manchen Städten wird ein guter Schmied fehlen, oder eine Meisterwitwe wird dich dankbar zum Meister heraufheiraten. Wenn du dich entschließt, dich dazu auf den Weg zu machen, dann lassen wir beide jede Urkunde ausstellen, die dir helfen könnte, und du gehst mit meinem Segen.«

22
    Junge Bräute
    T ill schenkte Susanne zum Abschied eine Musketenkugel, in die er seine Initialen geritzt hatte. »Solange du die hütest, geht’s mir gut«, sagte er.
    Er feixte dabei, doch Susanne konnte beim besten Willen nicht lachen. »Ich dachte nicht, dass es wirklich so weit kommt«, sagte sie.
    »Ich wusste immer, das es so weit kommen wird. Und was soll das Heulen? Gesellen wandern eben. Martin hat es längst hinter sich. Ich habe mir gewünscht, Vater würde es eines Tages einsehen und mich mit seinem und der Zunft Segen auf den Weg schicken. Aber gegangen wäre ich sowieso.«
    Susanne gab ihm einen sanften Stoß. »Ich heule nicht. Aber du wirst mir fehlen.«
    »Du mir nicht. Endlich niemand mehr, der mich für die Flecken auf meinem Wams schilt.«
    »Du wirst dich hoffentlich trotzdem für sie schämen.«
    Sie sahen sich in die Augen und lächelten, dann schwang Till sein Felleisen über die Schulter und ging.
    Der Abschied war erschreckend kurz und schlicht. Susanne hatte Mühe zu begreifen, dass ihr Bruder tatsächlich für lange Zeit oder sogar für immer fortging. Erst nachdem sie ihn zwei Tage lang nicht gesehen hatte, begann sie zu trauern. Auch Regine machte die Aufregung
um Tills Abreise und seine Abwesenheit offenbar schwer zu schaffen. Sie war lustlos und müde, stocherte nur im Essen oder verzog das Gesicht und schob den Teller von sich. Vielleicht wäre sie auch wieder weggelaufen, doch das gelang ihr nicht mehr, seit Anje dabei half, auf sie aufzupassen.
    Ihr Vater zeigte nicht, ob es ihm naheging, wie seine

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