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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ging, fühlte es sich an, als wäre alles wie früher.
    Doch noch vor dem Mittag betrat Herr von Waldfels den Hof der Schmiede und störte die Ruhe. Er kam in Begleitung seines Pagen und eines zweiten Knaben, der dem Äußeren nach ein Patriziersohn war.
    Der bleiche, zarte Herr bewegte sich zaghaft über den Hof, bis Meister Schmitt ihm entgegenschritt und ihn mit einer besonders respektvollen Verbeugung begrüßte.
    Albert und Rudolf beobachteten das Zusammentreffen staunend, während Jan sich ahnungsvoll sein Hemd überzog und ordentlich zuband, um sich dem unerwarteten Besucher stellen zu können. Doch vorerst ließ dieser weder nach ihm noch nach Albert schicken, sondern ging
mit Schmitt und seinem Pagen ins Haus. Der Patriziersohn blieb auf dem Hof und lehnte sich gelangweilt gegen die Hauswand, ohne den Männern in der Schmiede Beachtung zu schenken.
    »Wer ist das?«, fragte Albert.
    »Herr von Waldfels. Den kleinen Junker kenne ich nicht.«
    Rudolf schnaubte verächtlich. »Zu vornehm, um zu grüßen. Aber so sind sie, das ändert sich nie.«
    Unwillig, im Hemd weiterzuarbeiten, sah Jan sehnsüchtig zur Esse. »Ich weiß nicht. Vielleicht kommt er ja, um Albert zu entschädigen. Zieh dir lieber mal auch ein Hemd an, Albert.«
    Albert stöhnte. »Mir wäre lieber, ich müsste nicht mit ihm reden.«
    »Sei nicht blöd. Du bist im Recht. Brauchst doch nur höflich abzuwarten, was er zu dir sagt.«
    »Der kleine Laffe pullert an Schmitts Gemüse«, bemerkte Rudolf. »Ob der das zu Hause auch macht?«
    »Geht uns nichts an«, sagte Jan, schlug die Ärmel hoch und griff nun doch wieder zu Zange und Werkstück. Was auch immer die vornehmen Söhne der Stadt taten, durfte ihn nicht kümmern. Nicht, ob sie tanzten, nicht, ob sie heirateten oder an Schmitts Gemüse pullerten. Wie falsch es auch sein mochte.
    Herr von Waldfels blieb lange mit Schmitt im Haus, und am Ende war es Jan, der hineingerufen wurde. Schmitts Miene war aufgewühlt, als er ihm zur Tür der Dornse entgegenkam. »Der Herr möchte dich sprechen«, sagte er und schloss die Tür von außen.
    Herr von Waldfels nickte freundlich und winkte Jan näher, doch seine Umgänglichkeit ging nicht so weit, dass er
ihm einen Sitzplatz anbot. Auch sein Page stand, würdevoller, als Jan es bei einem Jungen für möglich gehalten hätte, der kaum älter als zehn Jahre sein konnte.
    »Ich habe mir erklären lassen, welche Rolle Er bei der Aufklärung jener unglücklichen Verwicklungen gespielt hat, die zur Inhaftierung Seines Hausgenossen führten. Man versicherte mir, dass Er eigene Opfer nicht gescheut hat, um der Gerechtigkeit und Seinem mitfühlenden Gewissen zu dienen. Auch wenn ich keineswegs zufrieden mit der Wendung bin, die mein lang erträumtes Unternehmen dadurch erfahren hat, muss ich Ihm meinen Respekt zollen. Ihm wird vielleicht bekannt sein, dass ich als Folge dieser Katastrophe die beiden Bediensteten verloren habe, die ich als meine rechte und linke Hand betrachtete. Ich gestehe, dass mir der nun eingetretene Zustand höchste Unannehmlichkeiten bereitet. Nicht nur in Hinsicht auf meine Pläne, die der vollständigen Überarbeitung bedürfen, sondern auch in alltäglichen Belangen. Um ein Vielfaches schwerer wird es mir, die Situation zu remedieren, weil ich in meinem Urteilsvermögen so traurig fehlging, was diese beiden betrifft. Wie soll ich den Mut finden, sie zu ersetzen? So fragte ich mich. Bis mir einfiel, dass sich mir eine Möglichkeit anbietet. Wer könnte besser geeignet sein, mir zur Hand zu gehen, als Er, der Er den genannten Übeltätern konträr gegenüberstand? Ich befragte daher Meister Schmitt über Seinen Leumund und muss sagen, dass ich ein gewinnendes Zeugnis erhielt. Meister Schmitt ist überdies der Ansicht, Ihm aufrechte Anständigkeit bescheinigen zu können, obgleich Er vom Kriege nicht ungezeichnet wäre. Letzteres weckte meine Aufmerksamkeit in besonderem Maße. Beschreib Er mir doch einmal, welche Art Begegnung Er mit dem Krieg hatte.«

    Jan war zu verblüfft, um gleich antworten zu können. Der Herr war noch verrückter, als er angenommen hatte, und obendrein anmaßend. Warum glaubte der Mann, dass er ausgerechnet zu ihm von Dingen sprechen würde, über die er noch nie gesprochen hatte? »Ich bitte um Verzeihung, Euer Hochwohlgeboren, aber ich habe beschlossen, den Krieg zu vergessen. Es sind die Albträume eines Kindes. Ich spreche nicht darüber.«
    Der Herr spielte mit seiner zerbrechlich wirkenden Hand an der Rüsche

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