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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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machte. Es war wie bei einem Jungen, der stolz auf seinen neuen starken Freund war. Sie selbst dagegen hatte stets das Gewisper der jungen Frauen im Ohr, die sich nach der Kirche die Mäuler darüber zerrissen, dass der junge Lossius die Geisteskranke geheiratet hatte. Der Mann müsse doch behext worden sein.
    Susanne hatte Übung darin, sich zu stellen, als bemerkte sie das Gehetze nicht. Diese Frauen waren nie ihre Freundinnen gewesen und würden es nicht mehr werden.
    Doch als eine neue Sensation die spitzen Zungen beschäftigte, war sie in mehr als einer Hinsicht erleichtert: Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Stadt, dass der Rote Berthold ums Leben gekommen war. Sein Stiefsohn hatte ihn, so hieß es, in Notwehr erschlagen,
als er sein altes Haus aufgesucht hatte. So schien denn die furchtbare Geschichte vorüber zu sein, und sie durfte endgültig aufatmen.
     
    An Liebhilds und Josts erstem Unterrichtsmorgen brachte Susanne die beiden aufgeregten Kinder zum Haus des Sülfmeisters. Liebhild hatte darauf bestanden, ihr Abecedarium mitzunehmen, aus dem Jost schon einige Buchstaben gelernt hatte, und trug es stolz unter dem Arm. Der junge Hauslehrer lächelte, als sie ihm das Büchlein gleich nach der Begrüßung entgegenstreckte, was Susanne für ihn einnahm.
    Regine schlief noch. Sie hatte eine unruhige Nacht gehabt, und Frau Lossius bat daher Susanne, erst am Nachmittag zu ihr zu kommen.
    Nach Hause zurückzukehren und den ganzen Vormittag über Dorotheas Stimme zu hören erschien Susanne unerträglich. Zu besuchen hatte sie niemanden, keinen Großvater, keine Tante, keine Freundin. Eine Weile stand sie da und beobachtete zum ersten Mal in ihrem Leben das morgendliche Treiben auf dem Platz am Sande.
    Kutscher und Fuhrknechte kamen aus den nahegelegenen Gasthäusern oder stiegen von den hier abgestellten Wagen, auf denen sie geschlafen hatten. Pferde wurden zur Tränke gebracht oder zurück zu ihren Fuhren. Das noch schläfrig-träge Klopp-klopp, Klopp-klopp ihrer Hufe klang dumpf über den großen Platz. Sie wurden an den langen Anbindebalken festgemacht, bekamen ihre Futtersäcke umgebunden, wurden geputzt und angeschirrt. Unaufgeregt schlugen sie mit ihren Schweifen nach den ersten Fliegen des Tages.
    Auch die Menschen waren auf eine geruhsame Art geschäftig.
An der Tür eines Gasthauses verabschiedete sich ein Kaufmann mit Handschlag von seinem Wirt und ging dann mit seinem Mantel unter dem Arm zu dem einzigen Fuhrwerk, bei dem Kutscher und Knechte schon anspannten. Freundschaftlich wechselte er mit den beiden Männern ein paar Worte, bevor alle drei aufstiegen und der Kutscher die Zügel auf die Pferderücken klatschen ließ. Die schweren Tiere zogen willig an, und das große Fahrzeug rumpelte zur Straße am Berge, die zum Hafen und zum Kaufhaus führte. Vermutlich wollten die Männer ihre dort gestapelten Waren abholen und anschließend die Stadt verlassen.
    Susanne dachte an Jan, wie er am Hafen das Pferd beruhigt hatte. Sie versuchte sich vorzustellen, auf welche Art er wohl die Stadt verlassen hatte, und wie es sich anfühlen mochte, das zu tun. Kurz war sie in Versuchung, an der Schmiede vorüberzuschlendern und auf den Hof zu spähen, doch dann gab sie sich einen Ruck und folgte dem Fuhrwerk.
    Am Haus der Druckerei Lampe an der Ecke war eine Bekanntmachung angeschlagen, vor der sie stehenblieb. Das Blatt begeisterte Susanne. Es war so aufwendig mit ausgemalten Initialen und Rankenwerk geschmückt, dass es in die Sammlung ihres Vaters gepasst hätte. »Gesucht werden: geschickte, geduldige, bescheidene und reinliche Lesekundige zur Ausübung der Briefmalerkunst.« Der Briefmaler, der es angefertigt hatte, musste auf jeden Fall ein geschickter und geduldiger Mann sein. Sie dachte an Liebhilds Abecedarium, das so viel schlichter ausgefallen war. Nur drei Farben und die Federkiele ihres Vaters hatte sie zur Verfügung gehabt. Den Tisch der Briefmaler in der Druckerei hätte sie gern einmal gesehen.

    Ziellos spazierte sie danach durch die Stadt, blieb stehen, wenn etwas ihre Aufmerksamkeit erregte, und ging weiter, wenn sie selbst zu viele Blicke auf sich zog. Zwei, drei Mal begegnete sie Bekannten, dann grüßte sie und tat, als wäre sie zu einer Besorgung unterwegs. Bereits beim ersten Mal fiel ihr auf, dass es für sie der Vergangenheit angehörte, eigenständig Einkäufe zu tätigen. Sie hatte kaum noch einen Heller in der Tasche, und da die Haushaltsführung ihr nicht mehr oblag,

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