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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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der perlenbesetzten hohen Brautkrone ihren ebenfalls prachtvoll gekleideten Bräutigam. Mehr noch bezauberte sie durch die scheue Anmut, mit der sie ihm die Hand reichte.
    Doch auch Dorothea war in ihrem schlichteren bunten Brautkleid hübsch anzusehen, und Martin wirkte stattlich und stolz.
    Ratsherr Töbing und der oberste Gildemeister der Böttcher besiegelten im festlichen Ornat die Bündnisse, und der Pastor segnete sie. Susannes Vater hatte sich bei ihr untergehakt, klopfte während der Zeremonie immer wieder gerührt ihren Arm und weinte am Ende, als sein alter Gildemeister seine Freude über die schönen jungen Paare ausdrückte. Susanne hatte früher am Tage geweint, als Regine ihr den grünen Schal geschenkt hatte, den sie mit weißen Blumen bestickt hatte.
    Die anschließende Feier ließ nichts zu wünschen übrig. Die Tafeln im Hause Lossius bogen sich unter zahllosen Gerichten. Im großen Saal spielte ein Trio aus Pfeifer, Laute und Trommel, und viele Gäste tanzten schon nach den ersten Gängen. Auch Susanne verzichtete nicht darauf, denn an Partnern gab es keinen Mangel, sie konnte Lenhardt dabei meiden. Sie tat ihr Bestes, um die Hochzeiten ihrer
Geschwister so fröhlich zu feiern, wie sie es unter gewöhnlichen Umständen getan hätte.
    Am Sonntagmorgen, bevor sie zur Kirche aufbrachen, überreichte sie Dorothea den Schlüsselbund für die Schränke, Truhen und Türen des Hauses. Ihre Schwägerin nahm ihn mit kühler Miene entgegen und ohne einen Dank. Allgemein wirkte sie jedoch weniger selbstsicher als vor der Hochzeit, beinah ein wenig verstört. Vor allem Martin gegenüber verhielt sie sich steif, und auch dieser schien sich in seiner neuen Rolle noch nicht wohlzufühlen. Die beiden berührten sich im Beisein anderer nur im strengsten Rahmen der Sittlichkeit. Die anzüglichen Scherze der Gäste, die auch an diesem Tag begeistert weiterfeierten, ließen sie beide erröten.
    Susanne beobachtete sie und dachte an Jan. Wie lange hätte sie es wohl ausgehalten, ihn nicht zu berühren, wenn sie ihn hätte berühren dürfen? Keine Stunde. Der Verlust schmerzte sie wie am ersten Tag.
    Eine ganze Woche dauerte es, bis die Reste und die Unordnung des Festes beseitigt waren.
    Zu Susannes Erstaunen stellte sich heraus, dass ihre Freiheit wieder zunahm. Niemand außer Liebhild fragte mehr, wohin sie ging, selbst dann nicht, wenn sie das Haus allein verließ. Es mochte daran liegen, dass alle, einschließlich ihres Vaters, mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt waren. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie entbehrlich geworden war und es nicht mehr so schnell auffiel, wenn sie fehlte.
    Jeden Tag ging sie mit Liebhild zu Lossius, um Regine zu besuchen und ihr die Umstellung etwas leichter zu machen. Liebhild genoss die Besuche auch, weil sie mit Paul und Minna zusammen sein konnte.

    Regine war wieder verwirrter, seit sie bei Lossius’ wohnte. Solange Lenhardt bei ihr war, fühlte sie sich wohl, doch in seiner Abwesenheit dauerte es nie lange, bis sie nach Hause wollte. Besonders schlimm war es, wenn Susanne und Liebhild sich von ihr verabschieden wollten, ohne dass Lenhardt im Haus war. Es war dann so schwierig, Regine dort zurückzuhalten, dass Elisabeth Lossius Susanne bat, an solchen Tagen von ihren Besuchen abzusehen oder selbst über Nacht zu bleiben. Letzteres schlug Frau Lossius ihr allerdings nur halbherzig vor. Sie wussten beide, dass Lenhardt mit der Wendung seines Schicksals zu kämpfen hatte und dass es ihm nicht helfen würde, wenn Susanne sich oft und lange in seinem Heim aufhielte.
    Schweren Herzens einigte Susanne sich mit Frau Lossius darauf, gegebenenfalls nur Liebhild zu bringen, die mit Freude die eine oder andere Nacht bei ihr verbringen wollte.
    Unterdessen übernahm Dorothea Schritt für Schritt die Herrschaft im Büttnerschen Haus.
    Zuerst übertrug sie Anje statt der Muhme die Stelle der Köchin. Die alte Frau beschwerte sich nicht, denn immerhin behielt sie vorerst ihre kleine Kammer in der Werkstatt und durfte weiterhin in der Küche sitzen und spinnen.
    Lene dagegen beklagte sich bei jeder Gelegenheit darüber, wie schwer Dorothea ihr das Leben durch ihre Sparsamkeit, ihre Genauigkeit und Engherzigkeit machte. Dorothea ging so weit, Lene das tägliche Abendessen mit ihrer Mutter und dem Großvater verbieten zu wollen, weil es zu viel von ihrer Zeit in Anspruch nahm. Nur weil Susanne sie daran erinnerte, dass Lene nicht eine beliebige Dienstmagd war, sondern immerhin

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