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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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würde sie sich das Geld für jede Anschaffung von Dorothea erbitten und ihr darüber Rechenschaft ablegen müssen.
    Beim Hafen dachte sie daran, Kathi zu besuchen, und wagte es dann doch nicht, an ihre Haustür zu klopfen, weil unbekannte Männer auf den Treppenstufen standen und klönten.
    Sie fühlte sich so unsicher wie nie zuvor. Solange sie stets unterwegs gewesen war, um eine Aufgabe zu erledigen, hatte sie wenig Scheu gekannt. Es war, als wäre der Boden unter ihren Füßen auf einmal nicht mehr so fest wie früher. Ihre neue Freiheit hatte zwar ihren Reiz, aber sie war auch beängstigend. Als sie nach dem Schlag der Mittagsglocke zu Lossius zurückkehrte und dort von Liebhild und Regine willkommen geheißen wurde, war sie so froh, dass sie Frau Lossius’ Einladung zum gemeinsamen Mittagessen annahm. Sie schaffte es sogar, Lenhardts schuldbewussten Blick mit einem Lächeln zu erwidern, was dessen Laune bei Tisch merklich hob. Ihre eigene Stimmung verbesserte der Hauslehrer, denn er lobte mit ehrlicher Anerkennung Liebhilds Abecedarium.
     
    Der September hatte begonnen, und langsam wurde Regine üppiger, dabei aber noch schöner als zuvor. Sie wusste,
dass sie ein Kind erwartete, weil mittlerweile alle Frauen um sie her ständig davon sprachen und weil Lenhardt sie deshalb auf Händen trug.
    Da auch Frau Lossius in jeder Hinsicht bemüht war, für Regines Wohl zu sorgen, richtete Susanne sich mit ihren Besuchen mittlerweile ganz nach ihren Wünschen. Wenn sie mit Regine zusammen war, nähten sie gemeinsam Säuglingswäsche. Als Susanne versuchte, auch die freien Stunden in ihrer Kammer mit solchen Handarbeiten auszufüllen, musste sie allerdings feststellen, dass ihr rasch die Freude daran verging.
    An einem weiteren freien Vormittag, an dem sie stattdessen abermals durch die Stadt schlenderte, begegnete sie schließlich Kathi.
    Diese spitzte zuerst missmutig die Lippen. »Wenn du dich schon hier herumtreibst, dann hättest du mich auch mal besuchen können.«
    »Das wollte ich, aber da standen so viele Leute vor eurer Tür, dass ich weitergegangen bin.«
    Kathi lachte. »Die unerschrockene Susanne. Kämpft gegen Drachen, um ihre Kinderchen zu retten, klopft aber nicht an eine Tür, vor der Leute stehen, um eine Freundin zu besuchen. Sie hätten dich wohl nicht gefressen. Gehst du ein Stück mit mir? Ich habe zu tun.«
    Susanne musste lächeln. Eine Freundin. Vielleicht war das der wahre Grund gewesen, warum sie Kathi nicht aufgesucht hatte. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob Kathi etwas daran lag, sie wiederzusehen.
    Doch Kathi freute sich und genoss es sichtlich, sie auf ihren Botengängen dabeizuhaben. Sie lieh ihr die eigene Schürze und ihr Halstuch als Ersatz für die hübsche Haube, damit sie nicht zu sehr auffiel.

    Kathi ging ihre Runde, um Bestellungen für das Mittagessen anzunehmen. Sie suchte nicht nur ihre Stammkunden auf, wie die wachhabenden Schiffer und Torwächter, sondern sprach jeden an, der aussah, als könne er seinen Platz nicht verlassen und hungrig oder durstig sein. Fischer, die im Fluss zwischen den Mühlen ihre Leinen hüteten, Fuhrknechte, die bepackte Wagen bewachten, oder den Bauernsohn, der am Ochsenmarkt in der Sonne die drei Schlachtrinder zusammenhielt, während sein Vater nach dem Metzger suchte, der sie ihnen abkaufen würde.
    Jeder zahlte Kathi einen kleinen Botenlohn, und die Wirte gaben ihr Nachlässe für den eigenen Bedarf. Für diejenigen Kunden, die es eilig hatten, machte Kathi sofort einen Abstecher ins nächstgelegene der Wirtshäuser, mit denen sie zusammenarbeitete. Sie war bei den Wirten gern gesehen und wurde Susannes Einschätzung nach schneller bedient als die Hungrigen oder Durstigen, wären sie selbst gekommen. Auch ihre Stammkunden liebten Kathi und ließen sie nie weitergehen, ohne kurz mit ihr über Mons, Pons, Fons und die Welt zu plaudern. Susanne wurde von Kathi so selbstverständlich in alle Gespräche mit einbezogen, dass sie bald alle Scheu vergaß, mitredete und mitlachte. Als die Mittagsglocke läutete, schrak sie zusammen.
    Kathi tätschelte ihr zum Abschied die Schulter. »War schön mit dir. Aber viel öfter kann ich dich nicht mitnehmen, sonst gucken die Männer bald nur noch dich an und freuen sich nicht mehr, wenn sie meine schiefe Visage sehen.«
    Susanne lachte. »Als ob du die hättest! Mich wundert, dass dein Jockel aushält, wie sie alle mit dir schäkern.«
    »Er hatte schon Tage, an denen er das nicht gut ausgehalten hat, aber

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